IG-Metall-Aktionstag in Duisburg
Kämpferische Jugend - lautstark auf der Kundgebung!
Ca. 8.000 IG-Metaller und IG-Metallerinnen aus dem gesamten Ruhrgebiet demonstrierten laut IG Metall vor der Hauptverwaltung von thyssenkrupp Steel in Duisburg.
Es war besonders die Jugend der IG Metall, die lautstark auf der Kundgebung auftrat. Bereits ab 8 Uhr morgens versammelten sich die Auszubildenden von tkse und von anderen Betrieben vor der Lehrwerkstatt und bereiteten ihren Auftritt auf der Kundgebung vor. Vertreter von MLPD und dem Jugendverband REBELL beglückwünschten die Jugendlichen zu ihrer Aktion und dem Aktionstag und unterstützten, dass die Jugendlichen für ihre Zukunft kämpferisch aktiv werden.
Direkt im ersten Beitrag auf der Kundgebungsbühne machten dann zwei Jugendvertreter/-innen unmissverständlich klar: "Wir wollen, dass es für alle Menschen eine Perspektive gibt! Wir brauchen Ausbildung - besser und mehr! Insbesondere in Zeiten des industriellen Wandels müssen Fachkräfte im Betrieb gehalten und qualifiziert werden. Daher müssen auch alle Ausgebildeten unbefristet übernommen werden!"
Diese Kernforderungen der Jugendvertreter hoben sich deutlich ab von den folgenden Beiträgen von IG-Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner, Gesamt-BR-Vorstand Tekin Nasikol oder IG-Metall-Bezirksleiter Knut Giesler. In Anerkennung des gewachsenen Umweltbewusstseins unter den Arbeitern betonten sie zwar alle die nötige Umstellung auf eine CO2-freie Produktion und dass jetzt gehandelt werden müsse. Dafür gab es kräftigen Applaus. Doch ihre Konsequenz war die Forderung nach einer „fairen, sozialökologischen Transformation“ mit 10 Milliarden Euro Steuergeldern von der Regierung für den Umbau der Stahlindustrie bis 2030 bzw. 500 Milliarden für den Umbau der Industrie insgesamt. Entsprechend hatte die IG-Metall-Führung den Aktionstag unter das Motto #fairwandel gestellt.
In der Diskussion mit den Vertretern von MLPD und REBELL wurde darüber breit und konstruktiv gestritten: „Nicht mit meinen Steuergeldern“, meinte eine Reihe von Kollegen. Auf einem Plakat stand „THYSSEN-Kollegen zahlen nicht für euren Konkurrenzkampf - Kampf um jeden Arbeitsplatz in der STAHL-Industrie“ und auf einem anderen wurde die Einführung der 30 Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich gefordert.
Dass die Umstellung auf erneuerbare Energien auf Kosten der Konzernprofite erkämpft werden muss statt auf unsere Kosten, ist ein wichtiger Richtungsentscheid in dieser Situation. Einige meinten dazu: „thyssen ist doch so gut wie pleite, da ist nichts zu holen. Also muss die Allgemeinheit, der Staat ran.“ Oder „das ist doch für die Unternehmen eine Nummer zu groß, das können die gar nicht finanzieren“. Doch dass eine staatliche Finanzierung schlussendlich keine Garantie für den Erhalt der Arbeitsplätze ist, dem stimmten fast alle zu. Denn das ist ja gerade die bisherige Erfahrung: wenn Monopole und Regierung von „fairer Transformation“ reden, dann kamen bisher Sachen raus wie der CO2-Handel, der den CO2-Ausstoß noch vorangetrieben hat, oder jetzt die Versuche, Atomenergie in „grüne Energie“ umzudichten. Jede Weiterentwicklung der Produktion erhöht die Produktivität, das wird aber im Kapitalismus genutzt, massenhaft Arbeitsplätze zu vernichten und die Ausbeutung von Mensch und Natur zu steigern. Fazit: In unserer kapitalistischen Gesellschaft geht es nicht „fair“ zu.
Es ist die kapitalistische Profitwirtschaft, die die Lebensgrundlagen der Menschheit zerstört und damit ihre Existenz bedroht. Deshalb müssen wir die Gewerkschaften zu Kampforganisationen gegen die Abwälzung der Krisenlasten machen. Und statt antikommunistischer Ausgrenzung und Schüren von Vorbehalten gehört die Diskussion über die gesellschaftliche Alternative Sozialismus auch in die Gewerkschaft. Für diese Richtungsentscheidungen und das nötige Bewusstsein über die gesellschaftliche Entwicklung und die Stärkung des Klassenbewusstseins war der Aktionstag ein wichtiger Erfolg.
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