Hamburg-Altona
Kulturvolles Gedenken am 98. Jahrestag des Hamburger Aufstands
Am Sonntag, dem 24. Oktober, fand im internationalen Kulturtreff »220« in Hamburg Altona das Gedenken zur Erinnerung an den Hamburger Aufstand im Jahr 1923 statt. Eingeladen hatte die Hamburger Geschichts- und Kulturwerkstatt zusammen mit dem Kreisverband der MLPD Hamburg West.
Unter Einhaltung der notwendigen Coronaschutzmaßnahmen gab es ein sehr eindrucksvolles Programm und eine lebendige Diskussion. Ein Vertreter der Hamburger Geschichts-Werkstatt begrüßte die Besucher, unter denen auch etliche jüngere Menschen waren.
Zunächst gab es einen kurzen Überblick über die Hintergründe und die gesamtgesellschaftliche Situation im Jahr 1923 mit einer dramatisch sich verschlechternden Lage für die Arbeiter und ihre Familien mit Massenarbeitslosigkeit, Hunger, Inflation usw. In vielen Regionen Deutschlands entwickeln sich breite Streikbewegungen. In dieser Situation stand der Kampf um den Sturz der kapitalistischen Ordnung in Deutschland und den Aufbau einer sozialistischen Republik für viele Arbeiter im Zentrum der Aktivitäten.
Mit dem Vorbild der Oktoberrevolution in Russland war dies für viele eine reale und greifbare Alternative. Das Signal für die landesweite Erhebung sollte von den Arbeiterinnen und Arbeitern an der Wasserkante ausgehen. Dort wurde auch der Aufstand im Oktober 1923 ernsthaft vorbereitet und durchgeführt. Wenige Tage vor dem Aufstand streikten in Hamburg die Arbeiter der Deutschen Werft am 20. Oktober. Ihnen folgten über 20.000 Arbeiter der Hafen-, Lagerhaus- und Kohlenlagerbetriebe. 1.500 Bauarbeiter traten in den Streik.
Im Buch von Willi Dickhut „Proletarischer Widerstand gegen Faschismus und Krieg“, Seite 553/554 heißt es: „Der Hamburger Aufstand hatte sich zu einem gewaltigen Massenkampf entwickelt. (...) Mitten im heroischen Kampf der Arbeiterklasse Hamburgs erteilte die Parteileitung (der KPD) den Befehl zur Einstellung des Kampfes, weil die Chemnitzer Betriebsrätekonferenz mit knapper Mehrheit die Proklamierung des Generalstreiks abgelehnt hatte." Ohne eine Ausdehnung des bewaffneten Aufstands auf eine Reihe wichtiger Industriezentren Deutschlands musste der Hamburger Aufstand letztlich ein isolierter Akt bleiben. Er wurde auf Anweisung der Partei abgebrochen, die Arbeiter und die Massen zogen sich diszipliniert zurück. Der Aufstand konnte nicht durch reaktionäre Kräfte niedergeschlagen werden!
Dann folgten einige Lesungen aus dem Buch von Larissa Reisender "Hamburg auf den Barrikaden". Das Buch wurde von der Geschichtswerkstatt 2015 neu aufgelegt und herausgegeben.(*) Und es wurden einige KPD-Genossen mit kurzen Lebensläufen vorgestellt, die aktiv im Hamburger Aufstand waren. Bis auf wenige Ausnahmen wurden sie alle während der Terrorherrschaft des Faschismus ermordet.
In der Diskussion gab es verschiedene Nachfragen zu den Zielen des Hamburger Aufstands, der Gesamtsituation in Deutschland, dem konkreten Verlauf des Hamburger Aufstands. Auch der Bezug zur heutigen Zeit fehlte nicht: in einer Situation der großen Labilität des imperialistischen Weltsystems wächst die Suche nach einer gesellschaftlichen Alternative. Aber natürlich auch die Diskussion darüber, wie eine sozialistische Gesellschaft erkämpft werden kann und muss. Große Einheit herrschte darüber, dass ab jetzt der 100. Jahrestag 2023 vorbereitet wird. In Hamburg, der Wasserkante – und drüber hinaus ...
Der Abend klang mit einigen Hamburger Liedern, lecker Essen, vielen Gesprächen und neuen Freundschaften aus.
(*) Ist über die Hamburger Geschichts- und Kulturwerkstatt zu bestellen, 10 Euro und Versand: Griesbaum-HH@web.de