Gelsenkirchner Stadtbürokratie schießt Eigentor

Gelsenkirchner Stadtbürokratie schießt Eigentor

Stadt Gelsenkirchen vs. Lenin-Statue: 0 : 6

In ihrem antikommunistischen Hass auf die Gelsenkirchener Lenin-Statue, die sich nicht nur bei Touristen, sondern auch bei Einheimischen großer Beliebtheit erfreut, gern genommenes Fotomotiv und Treffpunkt für die Nachbarschaft geworden ist, hat die Stadt Gelsenkirchen am gestrigen 29. Oktober ein weiteres Eigentor geschossen.

Rote Fahne Redaktion
Stadt Gelsenkirchen vs. Lenin-Statue: 0 : 6
Die neue städtische "Infotafel" in Sichtweite der Lenin-Statue. Die Nähe zum Mülleimer ist passend. Den dekorativen "Gib-Antikommunismus-keine-Chance!"-Schal eines mitleidigen Passanten nahm dieser natürlich wieder mit (rf-foto)

Zum Vortrag „Ein Blick auf Lenin und die Oktoberrevolution“, zu dem das Institut für Stadtgeschichte Professor Dr. Jörg Ganzenmüller von der Friedrich-Schiller-Universität Jena geladen hatte, verirrten sich ganze 19 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Bei der Enthüllung der Gelsenkirchener Lenin-Statue durch die MLPD am 20. Juni 2020 waren 1.100 Besucher und 47 Journalisten aus aller Welt anwesend.

 

Nach dem später gerichtlich kassierten Baustopp gegen die Statue aus „Denkmalschutzgründen“, der peinlichen antikommunistischen Allianz der Stadtspitze mit der faschistoiden AfD, der offiziell-städtischen Ermunterung zu antikommunistischen Straftaten, dem kläglichen antikommunistischen Protest von AfD und FDP mit dreizehn Teilnehmern am Tag der Enthüllung sowie dem Waterloo von CDU-Newcomer Sascha Kurth mit seiner Online-Petition „Kein Lenin-Denkmal in Horst!“, die mit 206 Einträgen, davon 165 aus Gelsenkirchen, gnadenlos baden ging, steht es nach dem gestrigen Abend nun also 0 : 6 für die Lenin-Statue.

 

Was Professor Dr. Jörg Ganzenmüller, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Ettersberg Weimar, Sprecher des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung, Sprecher des Forschungsverbunds Diktaturerfahrung und Transformation und Mitglied im Beirat der Bundesstiftung für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, im Rahmen des Vortrags an Verdrehungen, Halbwahrheiten und schlichten Unwahrheiten verbreitete, hätte vermutlich ein größeres Publikum auch ziemlich staunend zurückgelassen: Lenin als eiskalter Machtmensch, der die Macht nicht teilen wollte, stattdessen seine Gegner entweder in Lager verbannte oder gleich durch die Tscheka erschießen ließ. Eine Oktoberrevolution, die es angeblich nie gegeben hat, sondern die ein nächtlicher Putsch der Bolschewiki gegen die geschwächte Provisorische Regierung gewesen sein soll. Lenin, der Gewaltmensch, der keine Diktatur des Proletariats durch die Massen duldete, sondern stattdessen eine Diktatur der Partei errichtet haben soll. Lenin, der intrigante Machtpolitiker, der die revolutionäre Situation im Lande eiskalt zu eigenem Vorteil nutzte und so den Bolschewiki eine Massenbasis geschaffen haben soll. Lenin, der Verantwortliche für den Bürgerkrieg, der in erster Linie ein Krieg zwischen sozialistischen Gruppen gewesen sein soll. Lenin und die Bolschewiki, die Christenschlächter, die orthodoxe Gläubige und Priester erschießen ließen – natürlich ohne jede Quellenangabe. Stalin, der Begründer des „Lenin-Kults“, der diesen in der Nacht nach Lenins Tod in Auftrag gegeben habe etc. All das kam an diesem Abend aufs Tapet.

 

Doch wie sieht die Wirklichkeit aus? Lenin, der zutiefst bescheidene und unter den Massen verankerte Mensch, von dem Clara Zetkin zu berichten wusste, dass er selbst Geschenke der Bauern nie behielt, sondern weitergab. Massen in Sankt Petersburg, die das Winterpalais stürmten und die Kerenski-Regierung, welche Bauern erschießen ließ, den Krieg nicht beendete und das Leid der Massen weiter duldete, absetzten. Die Oktoberrevolution, die wesentlich dazu beitrug, den Ersten Weltkrieg zu beenden und die die rückständige Epoche des Zarismus in Russland und des Kaiserreichs in Deutschland beendete. Als Folge davon: Der Aufbau des ersten sozialistischen Staates der Welt in Russland. All das sind Verdienste Lenins. Genauso wie der Sieg im Bürgerkrieg gegen die weiße Konterrevolution, gestützt auf die Massen und unter großen Opfern unter den Kommunisten. Stalin, der die Sowjetunion sicher durch den Zweiten Weltkrieg führte, unter dessen Führung die Rote Armee den Hitler-Faschismus besiegte und Europa damit vom Faschismus befreite. Alles Fakten, die bei Herrn Ganzenmüller entweder verneint, verdreht oder überhaupt nicht erwähnt wurden.

 

Empörend ist allerdings, dass all das - verbunden mit unverschämten Angriffen gegen die MLPD, die allerdings nicht namentlich erwähnt wird - nun auf einer städtischen „Informationstafel“ auf dem Josef-Büscher-Platz in Sichtweite der Lenin-Statue seinen Niederschlag gefunden hat. Wenn es jetzt wirklich einen Schandfleck in Gelsenkirchen-Horst gibt, dann diesen des Antikommunismus. Wir fordern die Stadt Gelsenkirchen auf, diese sogenannte Informationstafel zu entfernen!