IG-Metall-Aktionstag
Wolfsburg: Manche Kollegen kamen mit der ganzen Familie
Auch in Wolfsburg hatte die örtliche IG Metall am 29. Oktober zum Aktionstag #fairwandel aufgerufen. Gekommen waren über 500 Kolleginnen und Kollegen, zum Teil mit der ganzen Familie, ältere und auch viele Auszubildende. Viele machen sich Gedanken und Sorgen um ihre Arbeitsplätze und Zukunft.
Angesprochen auf den Kampf um die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich als offensive Antwort auf die Provokation von VW-Konzernchef Diess, 30.000 Arbeitsplätze vernichten zu wollen, stimmten viele zu. Doch es gab auch noch Verwirrung und viele offene Fragen, wie die Situation überhaupt einzuschätzen, ob und wie ein Kampf um den Erhalt aller Arbeitsplätze zu führen sei, lässt sich das überhaupt durchsetzen, denn es gäbe doch eine Arbeitsplatzgarantie bis 2029, der Betriebsrat habe die Abbaupläne strikt zurückgewiesen und für neue Modelle brauche VW doch die Arbeitsplätze?
Hier wirkt noch der Einfluss der negativ ausgerichteten Klassenzusammenarbeit: Nichts werde so heiß gegessen wie es gekocht wird und ähnliche Argumente. Auch die Opel-Belegschaft in Eisenach hatte eine Arbeitsplatzgarantie und jetzt steht das ganze Werk vor dem Aus. Ihren Versprechungen können wir nicht vertrauen. Die Chip-Krise zahlen wir Arbeiter seit Monaten mit erheblichen Lohneinbußen bei der Kurzarbeit. Mit der beabsichtigten massiven Arbeitsplatzvernichtung will VW vor allem seine Gewinnmarge gegenüber der Konkurrenz von Tesla weiter steigern. Auf Kosten der Arbeiter will VW wieder Weltmarktführer werden und kann den Rachen nicht voll kriegen. So steigerte VW in diesem Jahr seinen Gewinn trotz Absatzminus.
Auf einen solchen Konkurrenzkampf um höchste Produktivität und niedrigste Löhne dürfen wir uns nicht einlassen. Das Interesse von VW, seinen Profit maximal zu steigern, steht den Klasseninteressen von uns Arbeitern diametral entgegen. Deshalb müssen wir uns auf einen harten konsequenten Kampf aller Automobilarbeiter um den Erhalt jedes Arbeitsplatzes und für die Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden in der Woche bei vollem Lohnausgleich einstellen. Eine „sozialverträgliche Transformation“ wird es im Kapitalismus nicht geben. Was bedeutet denn Transformation? Umformung. "Umformung" passiert im Kapitalismus im Interesse der Monopole, u. a. durch noch schärfere Ausbeutung. Wenn im Kapitalismus etwas im Interesse der Arbeiterklasse erreicht wird, dann durch deren Kämpfe, und dabei nimmt sie die notwendige revolutionäre Überwindung des Kapitalismus in den Blick.
Von der Betriebsversammlung bei VW in Wolfsburg am 4. November erwarten sich viele, dass sich Vorstandsvorsitzender Diess zur Zukunft des Werkes äußert und sich auch den kritischen Fragen der Kollegen stellt, was er bisher abgelehnt hat. Viele sind gespannt, ob er dazu den Mumm hat.