Buchbesprechung

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Dirk Rossmann – Ralf Hoppe: Der Zorn des Oktopus

Pünktlich zur 26. Weltklimakonferenz wird dieses Buch massiv in den Medien beworben. Der „Thriller“ setzt ein im Jahr 2026.

Von gb

Die Klimakatastrophe ist in vollem Gang, die USA, China und Russland haben die UNO verlassen, sie haben eine „Klima-Allianz“ gegründet - mit folgenden verbindlichen Spielregeln: Reduzierung des CO2-Ausstoßes verbunden mit Beendigung der Plünderung der Meere und der Luftverschmutzung. Zweitens soll das Bevölkerungswachstum unter Kontrolle gebracht werden. Das dritte Ziel ist ein „radikaler Rüstungsabbau“. Alle Staaten werden aufgefordert, der Klimaallianz beizutreten. Angeboten wird ihnen für 10 Prozent ihres bisherigen Rüstungsetats der Schutz durch eine „Welt-Armee“. Dieser Vorschlag wird im September 2027 von der US-Präsidentin, Kamala Harris, und den Präsidenten von Russland und China, Wladimir Putin und Xi Jinping, der UNO vorgetragen. Der Schritt sei notwendig gewesen, weil die UNO sich als handlungsunfähig erwiesen hätte.

 

Wir treffen im Buch auf weitere gute alte Bekannte, Ursula von der Leyen ist immer noch EU-Chefin, Angela Merkel hat es immerhin zur Generalsekretärin der Vereinten Nationen gebracht. Greta Thunberg wird von Teilen der Umweltbewegung als Verräterin bekämpft.

 

Die Fischbestände sind verschwunden, riesige Heuschrecken-Schwärme fressen die Felder kahl, Hungersnöte drohen weltweit, Slums breiten sich aus. Die meisten Staaten schließen sich jetzt der „Klima-Allianz“ an.

 

Im Mittelpunkt des sich jetzt entwickelnden Dramas steht ein neuer Quantencomputer, der alle bisherigen Rechenleistungen in den Schatten stellt und in der Lage sein soll, bei allen Eingriffen in die Natur mit hoher Wahrscheinlichkeit vorauszuberechnen, was dann passiert. Damit soll das geplante Geo-Engineering berechenbar werden. Ein indischer Guru und Sektenführer begeht mit seiner kriminellen Organisation ein Verbrechen nach dem anderen, um in den Besitz des Quantencomputers zu kommen. Er plant damit die Operation „Reverse Prophecy“, die geplante Gestaltung der Zukunft nach seinem Willen: Hier soll der Quantencomputer exakt aufzeigen, durch welchen Schachzug die gewünschte Manipulation der Zukunft erreicht werden kann. Damit plant der Guru die Beherrschung der Menschheit.

 

Der Quantencomputer, der erst eine Treffsicherheit von etwa 70 Prozent hat, kann durch die Einspeisung der Hirnströme von drei Indio-Mädchen eine Genauigkeit von 98 Prozent erreichen. Die drei Kinder, von ihrem Volk als künftige Schamaninnen mit seherischer Begabung auserwählt, werden von dem Guru entführt. Sein Plan scheitert an den heldenhaften Taten eines selbstlosen Beamten der „Klima-Allianz“.

 

Die Arbeiterbewegung, eine kämpferische internationale Umweltbewegung, die revolutionäre Weltbewegung – das existiert alles in diesem Buch nicht. In der krampfhaften Suche nach Alternativen innerhalb des imperialistischen Weltsystems kommen die Autoren zu absurden „Lösungen“.

 

Man kann dem Konzernchef Dirk Rossmann abnehmen, dass er den Ernst der Lage erkannt hat und eine ökologische Wende will. Die rätselhafte Wandlung imperialistischer Mächte zu Vertretern eines radikalen konsequenten Umweltschutzes leugnet jedoch alle Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus und stellt die Realität auf den Kopf. Mit dem Geo-Engeneering wird ein alter und gefährlicher Allmachtstraum der Kapitalisten zum Rettungsanker erklärt. Beim Quantencomputer wird die klassische Physik und die Welt der subatomaren Teilchen als chaotischer Widerspruch dargestellt, dem man letztendlich nur mit spirituellen Methoden bändigen kann. Das Chaos herrscht aber weniger in den Bewegungsgesetzen der unendlichen Materie, sondern im kapitalistischen System, seiner bürgerlichen Ideologie und in den Köpfen seiner Protagonisten.

 

Dass dieses Buch gerade jetzt massiv beworben wird, wo viele Menschen den Glauben in die imperialistische Umweltpolitik verloren haben, nach Klarheit und Orientierung in der allgemeinen Verwirrung suchen, das ist kein Zufall. Das Buch ist durchaus spannend geschrieben. Manche Action-Szenen sind noch unrealistischer als James Bonds Abenteuer.

 

Fazit: Die Wunschträume des imperialistischen Ökologismus können zwar im Roman bedient werden, in der Wirklichkeit sind sie zum Scheitern verurteilt. „Der imperialistische Ökologismus verbrämt den kapitalistischen Konkurrenzkampf und den Neokolonialismus mit dem Deckmantel des Umweltschutzes. Im System der kleinbürgerlichen Denkweise bekam die Vereinbarkeit von kapitalistischer Ökonomie und Ökologie den Charakter einer neuen Lebenslüge des staatsmonopolistischen Kapitalismus.“ („Katastrophenalarm - was tun …“ S.232)