Delegationen kamen aus vielen Bosch-Werken
Aktionstag bei Bosch
Am 19. November 2021 hat die IG Metall in Bühl (Baden), Arnstadt (Thüringen) und München zeitgleich zu Protesten gegen Werkschließung und Arbeitsplatzvernichtung aufgerufen. Über 3000 sind gekommen, die meisten in Bühl.
Delegationen aus vielen Bosch-Werken aus ganz Deutschland waren kämpferisch und lautstark dabei, z.B. aus Homburg (Saar) mit vier Bussen. Zur Mobilisierung hatten die Metaller bei Bosch in Reutlingen in allen Schichten Tausende Soli-Unterschriften gesammelt und auf Transparente aufgeklebt mitgebracht.
Um was geht es? In Arnstadt will Bosch den Standort schließen und 100 Beschäftigte sollen schon ab 1. Januar 2022 auf der Straße stehen, obwohl eine Beschäftigungssicherung bis 31. Dezember 2022 gilt. Das Werk in München mit 265 zum Teil langjährigen Beschäftigten will Bosch schließen, die Produktion verlagern. In Bühl plant Bosch die Verlagerung von 1.000 Arbeitsplätzen. Aber Bosch hat sich verrechnet, wenn die Konzernleitung denkt, die Belegschaften einzeln angreifen zu können. Bei allen Kundgebungen war die Stimmung zu spüren, jetzt ist genug, wir müssen gemeinsam gegen Arbeitsplatzvernichtung, Abbau von sozialen und tariflichen Standards kämpfen.
30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich wichtige Forderung
Kämpferische Worte gegen die Bosch-Geschäftsführung für den gemeinsamen Kampf fanden großen Beifall, z.B.: "Wir lassen keine Belegschaft alleine". "Transformation" ist ein bürgerlicher Begriff. "Transformation" heißt "Umwandlung" - und umgewandelt wird hier nichts im Interesse der Arbeiterklasse, sondern im Interesse der Monopole. Die Ankündigung der IG Metall, dass gemeinsame Aktionen an jedem Standort geplant sind, ist sehr zu begrüßen. Man muss aber den Doppelcharakter dieser Aktionstage beachten: einerseits sind sie ein klares Zugeständnis an die Kampfbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen, andererseits ein Forum für die rechte Gewerkschaftsführung, reformistische Vorstellungen und Illusionen zu verbreiten.
Die Aufkleber für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich von der Internationalen Automobilarbeiterkoordination sind gerne genommen worden, auch gegen Spende. Einige meinten, das wäre schön, aber nicht durchzusetzen. Unsere Antwort war, es ist die richtige Forderung gegen Arbeitsplatzvernichtung. Sie eint Arbeiter und Arbeitslose. Sie ist geeignet, Arbeitsplätze zu erhalten und neue zu schaffen. Wenn wir die Stärke der Arbeiterbewegung einsetzen, können wir das erreichen, so wie in den 1980er Jahren die 35-Stunden-Woche. Einer meinte, das haben wir uns schon lange erarbeitet.
„Bosch bleibt“: Unterstützung beim Aktionstag in München
600 Menschen folgten gestern dem Aufruf der IG Metall zu einem Aktionstag direkt vor dem Werk in der Truderinger Straße. Boschler aus ganz Süddeutschland, aus Nürnberg, Bamberg, Blaichach, Stuttgart reisten an und positionierten sich für Zusammenhalt und gemeinsamen Kampf. Kolleginnen und Kollegen aus anderen Betrieben wie MAN, BMW oder Athos unterstützten den Aktionstag. Rednerinnen und Redner der IG Metall betonten, dass Widerstand organisiert werden muss, gleichzeitig appellierten sie reformistisch an den Bosch-Konzern, Verantwortung zu übernehmen für einen „fairen sozial-ökologischen Wandel“. Großen Beifall erhielten kämpferische Beiträge wie von einem Vertreter der Daimler-Vertrauensleute aus Stuttgart, der von der Besetzung der B 10 berichtete. Oder wenn der Betriebsrat von Bosch-München betonte, dass die Bosch-Kollegen nicht nur Kraftstoffpumpen produzieren können, sondern auch Zukunftsprodukte. Er hatte symbolisch eine Kette mitgebracht, mit der sich die Beschäftigten notfalls an die Maschinen ketten werden, getreu dem Zitat von Karl Marx „Der Proletarier hat nichts zu verlieren als seine Ketten“.
Noch viel zu klären
Die Korrespondenten aus München schreiben weiter: "Es ist noch viel zu klären in den Bosch-Belegschaften. Die Zukunftsforderung nach der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich stieß auf Zustimmung. Wobei Kollegen betonten, dass der Lohnausgleich unverzichtbar sei, gerade in einer teuren Stadt wie München. Der Titel des verteilten Artikels aus Rote Fahne News vom 7. November 'Arbeiter spüren die Verantwortung für die Zukunft der Jugend' und die Forderung nach Übernahme der Azubis entsprechend ihrer Ausbildung traf die Stimmung. Aus Feuerbach war eine ganze Gruppe Azubis gekommen und auch aus dem Münchner Werk kamen einige Azubis vor das Tor zur Kundgebung. Das Interesse an der Auseinandersetzung um eine Perspektive um eine befreite Gesellschaft ohne Ausbeutung von Mensch und Natur war bei eienr Reihe von Kollegen geweckt und sie nahmen gerne das Zukunftsprogramm der MLPD 'Vorwärts zur Arbeiteroffensive – für die Zukunft der Jugend'.
Arnstadt: Ent-täuschung kann auch das Ende einer Täuschung sein
150 Leute nahmen an der Kundgebung in Arnstadt (Thüringen) teil. Korrespondenten aus Jena berichten: "Auch die Vertrauensleute von Opel Eisenach waren da. Wir von der MLPD Thüringen haben unsere Solidarität zum Ausdruck gebracht und uns mit den Kollegen beraten. Wir haben Unterschriften für die Bewegung 'Gib Antikommunismus keine Chance!' gesammelt, das neue Buch von Stefan Engel 'Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus' beworben. Broschüren zum Streikrecht und die Broschüre 'Wir sind der Fortschritt' fanden Abnehmer und Menschen, die dafür spendeten. Der 'Zukunftsvertrag' ist ein Betrug: Während andere Konzerne solche Verträge immer wieder gebrochen haben, will Bosch die 100 Kolleginnen und Kollegen einfach bis Ende 2022 freistellen – um danach betriebsbedingt zu kündigen. Viele würden sich dann schon selber neue Arbeit suchen, so das eiskalte Kalkül von Bosch. Enttäuschung – das kann auch das Ende einer Täuschung sein und der Anfang für etwas Neues. Konzerne und Regierung reden von 'Transformation', weil sie Begriffe wie 'Kapitalismus' und 'Krise' scheuen wie der Teufel das Weihwasser. Als Arbeiter und Gewerkschafter brauchen wir keine neuen Illusionen in einen 'vernünftigen' Kapitalismus, sondern gesellschaftliche Alternativen! Notwendig ist ein hart geführter Kampf gegen die Abwälzung der Krisenlasten, ein Kampf um jeden Arbeitsplatz, offensive Forderungen und offensive Methoden wie Streiks, Werksbesetzungen und Blockaden."