Opel / Stellantis - Großer Erfolg!
Carlos Tavares macht Rückzieher!
Voller Rückzieher – so kann man den Brief der Geschäftsleitung von Opel an alle Beschäftigten von heute zusammenfassen. Opel informiert darin über eine tarifliche Einigung mit dem Gesamtbetriebsrat:
- "Die Ausgliederung des Werkes am Standort Rüsselsheim und die Überführung in eine eigenständige GmbH innerhalb der Stellantis-Gruppe unterbleiben.
- Die ursprünglich beabsichtigte Ausgliederung des Werkes Eisenach in die Stellantis-Gruppe wird aufgegeben.
- Darüber hinaus wird die Produktion des Grandland in Eisenach unverzüglich, spätestens im Januar 2022, exklusiv wieder aufgenommen.“
Die Ankündigung von Kurzarbeit in Eisenach bis Jahresende, die Aufnahme der Produktion des für Eisenach geplanten Grandland und die Auslieferung aller Teile von Eisenach nach Sochaux ließen nur einen Schluss zu: Stellantis plant die kalte Stilllegung von Eisenach. Mit dem Plan, die Werke in Eisenach und Rüsselsheim aus dem Opelverbund auszugliedern, verfolgte Stellantis darüber hinaus das Ziel, die Belegschaften zu spalten, um so leichter seine Angriffe durchsetzen zu können.
Es ist ein großer Erfolg, dass Stellantis diese Pläne erst Mal weitgehend fallen lassen muss. Immerhin ist Stellantis der viertgrößte Automobilkonzern der Welt und sein Chef Carlos Tavares hat einen Ruf als harter „Sanierer“. Tavares hat sich verrechnet und nicht mit dem sich sofort entwickelnden Widerstand und der Solidarität über Konzern- und Ländergrenzen hinweg gerechnet.
Dieser Erfolg hat viele Eltern:
- Da sind zunächst die Belegschaften in Eisenach und Rüsselsheim. Dort findet mit Hilfe der Betriebsgruppen der MLPD seit Jahren ein intensiver Verarbeitungsprozess mit dem Scheitern immer neuer Verzichtsprogramme und den Erfahrungen vom Kampf der Bochumer Opelbelegschaft statt.
- Die Kollegenzeitung „Blitz“ hat sofort alle Kolleginnen und Kollegen in den Opelwerken informiert und zum Kampf gegen die Pläne aufgerufen.
- In Eisenach gründeten Kolleginnen, Kollegen und Einwohner sofort einen Solidaritätskreis, der mehrfach Mahnwachen vor dem Tor und in der Stadt durchführte und eine breite Unterstützung in der Bevölkerung organisierte.
- Rote Fahne News hat die Pläne von Stellantis bundesweit bekannt gemacht und zur Solidarität aufgerufen. Das wurde von vielen Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben, Gewerkschaften und Stadtteilen und von verschiedenen Organisationen aufgegriffen.
- Die internationale Koordinierungsgruppe der Automobilarbeiterkoordination verschickte über ihre Webseite weltweit Informationen und rief zur internationalen Solidarität auf!
- Die Gewerkschaft CGT in Sochaux schickte sofort eine Solidaritätserklärung nach Eisenach und erklärte, dass die Beschäftigten sich nicht spalten lassen dürfen, dass sie sich nicht als „Sieger“ fühlen, sondern gemeinsam gegen die Pläne des Stellantis Konzern gekämpft werden muss.
- Der IG-Metall-Aktionstag am 29. Oktober in Eisenach war von den Kollegen und der Masse der Gewerkschafter ein erster Höhepunkt des sich formierenden Widerstands. Nach Eisenach waren nicht nur Delegationen von Opel Rüsselsheim und Bochum, sondern auch von VW Kassel gekommen. Aus Zwickau waren 200 Kolleginnen und Kollegen von VW und Zulieferern angereist und machten deutlich: Egal was auf dem Auto steht, wir sind alle Arbeiter und müssen zusammenhalten! Aus Frankreich waren 35 Kolleginnen und Kollegen der CGT aus acht PSA-Werken nach Eisenach gekommen und haben zum gemeinsamen Kampf der Arbeiter über Ländergrenzen hinweg aufgerufen.
- Die jahrelange systematische Kleinarbeit der MLPD in und vor dem Betrieb, half, mit der Spaltung in verschiedene Werke fertig zu werden, vor allem aber mit dem Einfluss des Antikommunismus, der den einheitlichen Kampf der Belegschaften spaltet und den Kolleginnen und Kollegen eine Perspektive über den Kapitalismus hinaus verbaut.
Tavares wurde es zu heiß, seine Pläne durchzuziehen, weil für ihn, aber auch die anderen Monopole das politische Risiko zu hoch war. Ein selbständiger Streik mit dem wachsenden Einfluss der MLPD hat das Potenzial, die Tür zur Arbeiteroffensive zu öffnen. Vor allem in einer Situation, wo sich die Corona-Pandemie wieder unkontrolliert verbreitet, die Weltwirtschafts- und Finanzkrise sich wieder vertieft, der Umweltgipfel in Glasgow die Unfähigkeit der Regierungen dokumentiert hat, wirksame Schritte zur Bekämpfung der Umweltkrise einzuleiten und die neue Regierung noch nicht einmal steht.
Fritz Hofmann, der Sprecher des Solidaritätskreises und ehemaliger Betriebsrat bei Opel Eisenach, erklärt gegenüber Rote Fahne News: „Es ist ein großer Erfolg! Es beweist aber auch, dass die Pläne zur Stilllegung real waren. Die Vereinbarung gilt jetzt für ein Jahr, Eisenach wird im Opel-Konzern eigenständige GmbH, damit hält man sich den Weg zur Zerschlagung ein Stück weit offen. Und es ist längst nicht klar, ob das Nachfolgemodell des Grandland auch in Eisenach laufen wird, oder ob es nur eine Vertagung der Entscheidung aus Angst vor dem Kampf ist. Die Belegschaft und die ganze Region sind gut beraten, diesen Erfolg nicht als Entwarnung zu verstehen. Hunderte Euro Spenden, hunderte Unterschriften der Solidarität, darunter Dutzende von Daimler-Kollegen aus Sindelfingen und Umgebung haben zu dem Erfolg beigetragen. Vielen Dank dafür, auch an die Zwickauer, an die Kasseler, Rüsselsheimer und Bochumer und an die französischen Kollegen!“
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