Impfkampagnen unwissenschaftlich?
Absurde antikommunistische Theorie zur Ursache niedriger Impfquoten
Eine neue Sumpfblüte des Antikommunismus präsentierte der bürgerliche Historiker Heinrich August Winkler, im Jahr 2016 ausgezeichnet mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung für seine "Geschichte des Westens".
In der Auseinandersetzung über die Corona-Epidemie und die Impfgegner verkündete er eine verblüffende Erkenntnis zur Ursache der aktuell niedrigen Impfquote in Russland und Osteuropa: „Die jahrzehntelange Diktatur der Kommunisten habe … in allen Ländern hinter dem Eisernen Vorhang das Vertrauen in staatliche Institutionen geschwächt. Weil die marxistische Lehre als wissenschaftliche Erkenntnis ausgegeben wurde, sei zudem der Wissenschaftsbegriff korrumpiert worden.“ (FAZ, 23.11. 21, S. 3)
Herr Winkler möchte uns also ernsthaft weismachen, die dummen Menschen hätten medizinische Heilmittel abgelehnt, weil sie Widersprüche zur staatlich verkündeten Ideologie gehabt hätten?! Und sie hätten darüber hinaus gleich aller Wissenschaftlichkeit skeptisch gegenüber gestanden?!
Ein höchst armseliger Versuch, die Theorie des wissenschaftlichen Sozialismus als das Bewusstsein zersetzend zu diffamieren und zugleich für das heutige Denken der Menschen in den kapitalistischen Staaten Osteuropas verantwortlich zu machen! Der Artikelautor überlistete sich und Winkler jedoch gleich selbst, indem er mit Malte Thießen unmittelbar im Anschluss einen weiteren Historiker zitierte: „Zur ,Wissenschaftlichkeit' sozialistischer Herrschaft zählten allerdings auch Impfkampagnen“. So ist das also: Impfkampagnen sind Ausdruck der Unwissenschaftlichkeit, weil sie von Kommunisten durchgeführt wurden?! In der DDR trat Kinderlähmung dank Pflichtimpfung im Gegensatz zu Westdeutschland in den 1960-er Jahren kaum noch auf.
Es kommt angesichts des Desasters der heutigen staatlichen Corona-Politik immer stärker in die Diskussion, dass das Gesundheitssystem in den früheren sozialistischen Ländern absolut überlegen war und für heute als Vorbild dienen müsste. Da können bürgerliche Redakteure und Wissenschaftler bei ihrer Verteidigung des Kapitalismus offensichtlich schnell Mal ins Absurde verfallen.