Durchgreifende Maßnahmen nötig
Prof. Thorsten Lehr fordert Lockdown und Impfpflicht
Angesichts der Dynamik der vierten Corona-Welle ist das derzeitige Chaos im Krisenmanagement der Regierungen extrem verantwortungslos.
Die Inzidenzen - besonders unter Ungeimpften und in Hochburgen von Querdenkern und Impfgegnern - erreichen täglich neue Höchstwerte. Die Intensivierung der Impfkampagnen ist richtig und notwendig, aber sie reicht zum Brechen der Welle in der aktuellen Entwicklung nicht mehr aus.
Thorsten Lehr, Professor für Klinische Pharmazie an der Universität des Saarlandes und Entwickler eines Covid-Simulators, setzt sich in einem Interview mit t-online entschieden für einen kurzen konsequenten Lockdown für alle ein. Rote Fahne News dokumentiert Auszüge aus dem Interview.
Im Moment sind wir auf dem ansteigenden Ast und das rasant. Und es wird jetzt erst reagiert, wenn es wehtut. Dann ist es aber zu spät. Wir rechnen, wenn keine härteren Maßnahmen getroffen werden, mit einer Verdopplung der Inzidenzen Ende des Monats. ... Die Veranstaltungen, die noch stattfinden, sind unter 2G ein bisschen sicherer und schützen die Ungeimpften. Es schließt sie nicht aus, es schützt sie. Auch, wenn die Ungeimpften das anders sehen. Für einen "Lockdwon light" ist es jetzt zu spät, und das hat die Politik verschuldet. Die neue und die alte Regierung blockieren sich im Grunde gegenseitig. Damit wurde der Zeitpunkt verpasst, mit Maßnahmen zu reagieren, die einen Lockdown noch hätten verhindern können. Nur ein Beispiel: Im Saarland sind die Inzidenzen in zwei Wochen von 70 auf 210 gestiegen. Das heißt, jetzt hilft nur noch, alles zu schließen? Ja, alles bis auf die Schulen und die Grundversorgung. Und wir brauchen auch im privaten Bereich wieder strikte Kontaktbeschränkungen. Sie sind auch für Ausgangssperren? Ja, denn die haben einen deutlichen Effekt, auch, wenn das gern bestritten wird. Wo es keine Möglichkeit für Zusammenkünfte gibt, finden keine Infektionen statt. Als Ultima Ratio bleiben auch sie ein Mittel. Was ist die langfristige Perspektive? Wie kommen wir aus dieser Krise wieder raus? Stehen wir im nächsten Winter vor dem gleichen Dilemma? Um das zu vermeiden, so Lehr, hilft nur eine Impfpflicht. "Und ich bin klar für eine solche. Die Alternative wäre die Durchseuchung der Bevölkerung und das hält selbst das beste Gesundheitssystem nicht durch. Also muss die Impfung für alle das Ziel sein. Und man sieht ja auch erste Schritte in diese Richtung."
Die MLPD fordert ebenfalls einen kurzen, massenfreundlichen Lockdown inkl. Produktionsstopp in den Betrieben bei selbstverständlicher Lohnfortzahlung und Entschädigung von kleinen Händlern und Gewerbetreibenden.