Gegen Arbeitsplatzvernichtung und verschärfte Ausbeutung
Hafenarbeiter in Hamburg: ver.di ruft zum Aktionstag am 11. Dezember auf
Die Gewerkschaft ver.di rief am gestrigen Dienstag, dem 23. November, zu einem großen Protesttag am 11. Dezember 2021 in Hamburg auf. 1.000 Kolleginnen und Kollegen werden von der Gewerkschaft erwartet.
Die Kolleginnen und Kollegen bei den großen Hafenbetrieben in Hamburg und Bremen / Bremerhaven treibt die Sorge um kommende Arbeitsplatzvernichtungen um. Im Konkurrenzkampf um die führende Position der Häfen in Europa liegt Hamburg seit längerem auf dem 3. Platz. An den Seehäfen Bremen/Bremerhaven, Hamburg und Wilhelmshaven wickeln HHLA und Eurogate den größten Teil des Umschlags ab. Beteiligungen an den Umschlagsbetrieben halten Cosco (CTT), Hapag-Lloyd (CTA), Maersk (NTB) und MSC und über verschiedene Beteiligungsmodelle die Länder Bremen und Hamburg.
Die teilstaatliche HHLA (Hamburger Hafen- und Logistik AG) hat in den ersten neun Monaten satte Gewinne eingefahren. Die Umsatzerlöse des HHLA-Konzerns stiegen um 12,4 Prozent auf 1.078,9 Mio. Euro (im Vorjahr: 959,9 Mio. Euro). Das Konzern-Betriebsergebnis (EBIT) stieg vor dem Hintergrund der leicht gestiegenen Umschlagsmenge und von Lagererlösen um 51,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 162,1 Mio. Euro (Quelle: Quartalsmitteilung HHLA, 11.11.21). So profitiert die HHLA von den chaotischen Bedingungen der Logistik- und Lieferkrise als Teil der Weltwirtschafts- und Finanzkrise (Lagererlöse). Schon seit mehr als einem Jahr versuchen HHLA und Eurogate zu fusionieren oder in anderer Form ihre Geschäfte zusammenzuführen. Damit würden sie fast 100% des Seegüterumschlags in Deutschland bei Containern abwickeln. Das geht einher mit der Ankündigung, wie bei der HHLA die Gewinne zu maximieren.
Die Angst vor der Kampfkraft der Hafenarbeiterinnen und Hafenarbeitern sitzt allerdings tief. So versucht die HHLA die Kolleginnen und Kollegen für ihren Kurs seit mehreren Monaten mit Kleingruppengesprächen zu begeistern. Beim Kampf gegen das Port Package II oder im Kampf gegen die Privatisierung der HHLA haben die Kolleginnen und Kollegen immer wieder gezeigt, was in ihnen steckt. 2008/2009 kämpften die Kollegen vom GHBV(Gesamthafenbetriebsverein) in Bremen/Bremerhaven erfolgreich selbständig gegen die Abwälzung von Krisenlasten mit ihrem Komitee „Wir sind der GHB“. Aus Solidarität mit den Hamburgern, die sie damals besuchten, haben einige bereits beschlossen, nach Hamburg zu fahren, weil die Hamburger sie damals unterstützten.
Nicht zu vergessen war vor 125 Jahren am 21.11.1896 der elfwöchige Streik der Hafenarbeiter in Hamburg. Er bekam weit über Deutschland hinaus eine große Solidarität. Auch wenn es in Bezug auf die Kampfziele eine Niederlage war, die Hafenarbeiter zogen die Lehre, dass man gegen einen hochorganisierten Gegner, eine mindestens ebenso hochorganisierte Organisation der Arbeiter braucht. Ernst Thälmann berichtete, dass ihn dieser Streik als Junge sein Leben lang tief beeindruckte.
Ein wichtiges aktuelles Beispiel der Kampfentschlossenheit von Hafenarbeitern war auch der einwöchige Kampf der Cosco-Arbeiter im Hafen bei Athen, mit dem sie nach dem tödlichen Arbeitsunfall eines Kollegen bedeutsame Forderungen nach Arbeitssicherheit und weiteren Maßnahmen im Interesse der Arbeiterklasse durchsetzten.
Immer wieder gab es Hafenarbeiterkämpfe mit politischen Aspekten und Zielen. So streikten die Hafenarbeiter an der Westküste der USA aus Solidarität mit der Antirassismus-Bewegung. Italienische Hafenarbeiter, u. a. in Genua verweigerten mehrmals das Beladen von Schiffen für Waffenexporte in den Nahen Osten.
Die Stärkung der gewerkschaftlichen Organisiertheit und Bewusstheit ist ein wichtiger Faktor. Auseinandersetzungen und Kämpfe der Hafenarbeiter haben immer sofort politischen Charakter – schon weil die Regierungen der Bundesländer Hamburg und Bremen Anteilseigner bei HHLA bzw. Eurogate sind. Darum muss aber auch die revolutionäre Alternative, die MLPD hier gestärkt werden und wird vor Ort mit ihrem Know-how sein. Es wird nur ein allseitig erfolgreicher Aktionstag unter dem Motto „Gib Antikommunismus keine Chance!“ sein.