Zum Tarifabschluss Öffentlicher Dienst der Länder

Zum Tarifabschluss Öffentlicher Dienst der Länder

„Einige dachten an einen Versprecher“

Aus einem ostdeutschen Uni-Klinikum wird berichtet:

Korrespondenz

Das Ergebnis ist in verschiedener Hinsicht noch kritischer zu bewerten als in dem gestrigen Artikel. (siehe hier) Es war für viele Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich heute gesprochen habe, richtig grotesk, aus den Nachrichten von dem Abschluss zu hören. Vor allem wurde in der gleichen Nachrichtensendung - am Montagabend - berichtet, dass die Inflation im November auf über 5 Prozent gestiegen ist. Demgegenüber wäre eine Lohnerhöhung von 2,8 Prozent ein nicht gerade kleiner Reallohnabbau. Einige dachten zunächst an einen Versprecher, als der Nachrichtensprecher die Erhöhung für den 1. Dezember 2022 ankündigte. Aber es ist die traurige Wahrheit. Das heißt, der aktuellen Rekordinflation steht eine einjährige Nullrunde gegenüber.

 

Die steuerfreie Corona-Prämie erschien da manchem natürlich als Trostpflaster. Aber auch hier muss man genauer hinschauen. Die neue Regierung hatte ja bereits eine Corona-Sonderzahlung mit dem Koalitionsvertrag für das Pflegepersonal versprochen. Keiner, der heute mitdiskutiert hat, glaubt ernsthaft daran, dass es zwei Prämien gibt: Also die der Regierung und die der Tarifrunde. Vielmehr fürchten alle, dass der Tarifvertrag hier etwas gewährt, was die Regierung ohnehin angekündigt hat. Alte Tarif-Hasen und -Häsinnen wissen außerdem, dass Einmalzahlungen bei den Tarifverhandlungen unbeliebt sind und zu Recht in der Kritik stehen. Denn sie erhöhen die Tariflöhne nicht dauerhaft und das Geld fehlt im folgenden Jahr. Mit dem Begriff "Corona-Prämie" wird genau so eine ungeliebte Einmalzahlung jetzt schön aufgehübscht.