Trotz Fachkräftemangels

Trotz Fachkräftemangels

Betriebliche Weiterbildung auf niedrigstem Niveau

„Die betriebliche Weiterbildungsbeteiligung (hat) im Pandemiejahr 2020 das niedrigste Niveau seit Beginn des Jahrtausends erreicht“, fand das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) heraus. „Die Zahl der Betriebe, die Weiterbildung anboten, sank gegenüber dem Vorjahr um fast 40 Prozent, die Weiterbildungsbeteiligung der Beschäftigten nahm sogar um nahezu 60 Prozent ab“. (1)

Von wb

Das ist zuerst einmal auf die Corona-Krise in Wechselwirkung mit der Weltwirtschafts- und Finanzkrise zurückzuführen, die v.a. die Klein- und Mittelbetriebe getroffen hat. Diese bekamen Schwierigkeiten mit der Finanzierung von Weiterbildungsmaßnahmen und Investitionen in das E-Learning, um mit elektronisch unterstütztem Lernen die Kontaktbeschränkungen zu kompensieren. Zum Teil wurden auch in Konzernen Weiterbildungsmaßnahmen zurückgefahren – entgegen aller Klagen über den Facharbeitermangel und Bekenntnissen zur Qualifizierung für die Digitalisierung und Umstellung auf die E-Mobilität sowie die Dekarbonisierung.

 

Das empört selbst den Chef der Bundesagentur Südwest, Christian Rauch. Er hält z.B. dem Maschinenbau vor, dass er vom Fachkräftemangel spricht, aber nicht genügend Anstrengungen unternimmt, um auszubilden bzw. die Beschäftigten weiterzuqualifizieren (2). Woher kommt dieser Widerspruch? Schon Karl Marx befasste sich mit der betrieblichen Ausbildung, die für die Bourgeoisie nur Mittel zum Zweck zur optimalen Kapitalverwertung ist. Daher auch immer die Tendenz, die Ausbildungskosten zu drücken und passgenau auf die kapitalistischen Interessen anzupassen. „Die relative Entwertung der Arbeitskraft, die aus dem Wegfall oder der Verminderung der Erlernungskosten entspringt, schließt unmittelbar höhere Verwertung des Kapitals ein, denn alles, was die zur Reproduktion der Arbeitskraft notwendige Zeit verkürzt, verlängert die Domäne der Mehrarbeit“ (3) . Hinzu kommt, dass die Kapitalisten zum oft kritisierten, „kurzatmigen Handeln“ gezwungen sind, um mit Maßnahmen zur verschärften Ausbeutung die Konkurrenz unter Krisenbedingungen auszustechen.

 

Deshalb hat der Südwest-BA-Chef Rauch Verständnis dafür, dass die Wirtschaft den „großen Bedarf an Fachkräften ... nur durch Zuwanderung decken werden kann“ (2): Ganz in diesem Sinne will die neue Ampel-Koalition in der Flüchtlingspolitik die Einwanderung von vom Kapital benötigten, gut ausgebildeten Fachkräften fördern.

 

Nein zur Politik des „Brain Drain“, mit der die imperialistischen Länder die Fachkräfte aus den weniger entwickelten und ärmeren Ländern absaugen! Ja zum Kampf um eine gründliche Qualifizierung der Arbeiter und Angestellten auf Kosten der Profite. Zusammen mit dem Kampf um die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich kann dem entgegengewirkt werden, dass die kapitalistische Umstellung auf Digitalisierung und umweltschonendere Produktionsweise zur massenhaften Vernichtung von Arbeitsplätzen führt!