Südafrika
Solidarität mit dem Kampf gegen die Zerstörung der Wild Coast durch Shell
Seit Jahrzehnten werden Boden, Luft und Wasser in großen Landstrichen Südafrikas von Bergbau-, Chemie- und Strommonopolen ruiniert. Fast die gesamte Energieversorgung des Landes kommt aus der Kohle und statt erneuerbarer Energien sind neue Kohlekraftwerke in Planung.
Der staatliche Stromkonzern Eskom ist der größte Einzelverursacher von SO2 - Verschmutzung weltweit, mehr als die Stromerzeuger der USA, der EU und Chinas zusammengenommen. Am 1. April 2020 verdoppelte die Regierung nochmal die erlaubte Emissionsmenge. Tausende Südafrikaner leiden deshalb an Lungen- und Herzkrankheiten, Demenz, Unfruchtbarkeit und anderem. Dennoch droht Eskom jetzt, sollte es nicht eine Ausnahme für die Einhaltung der Mindeststandards für fünf seiner Kohlekraftwerke bekommen, 16 Gigawatt oder ein Drittel seiner Kapazität abzuschalten. Das würde die Stufe 8 „loadshedding“ auslösen, womit das Land bis zu sechs Mal am Tag bzw, 12 Stunden täglich im Dunkeln sitzen würde. Und, verantwortungslos und menschenverachtend, verlangt Eskom für Medupi, ein neues Werk, obendrein noch ein Verschmutzungsrecht von 4000 mg/m3 SO2. Um die Umweltbewegung im Land auszubremsen, setzen Eskom und die Regierung voll auf die Karte „Umwelt oder Arbeitsplätze“. Tatsächlich hat die starke Arbeiterbewegung sich noch nicht sichtbar in diese Auseinandersetzung eingeschaltet.
Jetzt weht aber ein neuer Wind. Die geplante Ausbeutung der Öl- und Gasreservern durch Shell vor der Wild Coast hat einen Aufschwung der Umweltbewegung ausgelöst. Die Wild Coast am Indischen Ozean ist ein Gebiet von außergewöhnlicher landschaftlicher Schönheit und Vielfalt der Tierwelt. Die Wanderwege der großen Meeressäugetiere führen hier entlang. Die Suche nach Öl mittels Schallwellen, die sich im Wasser hunderte von Kilometern fortpflanzen, bedeutet schweren Schaden für die gesamte Flora und Fauna. Shell hat am 1. Dezember mit seiner seismischen Exploration begonnen.
Schwarze und Weiße, Städter, Bauern, Fischer, Naturschutzorganisationen, Firmen, fortschrittliche Anwälte und Wissenschaftler sind sich einig, dass Shells Pläne vereitelt werden müssen. Die Regierung beantwortet das mit einer massiven Hetze gegen diese Bewegung.
Die Deutsch-Südafrikanische Freundschaftsgesellschaft Marikana hat dem an der Aktionseinheit beteiligten Amadiba Crisis Comitee solidarische Grüße geschickt und versprochen, diesen Kampf in Deutschland publik zu machen. In Amadiba sind Landbewohner organisiert, die seit 2007 gegen den geplanten Abbau von Titan durch einen australischen Bergbaukonzern in ihrem Küstengebiet kämpfen. Und jetzt kommt der Kampf gegen Shell noch dazu. Nonhle Mbuthuma, die Sprecherin, antwortet: „Vielen Dank, Eure Solidarität bedeutet uns viel. Das hier ist jetzt der schwerste Kampf für uns, denn es geht um die Tiefsee. Aber wir werden uns unseren Lebensunterhalt nicht wegnehmen lassen.“