Covid 19: 3 G im Großbetrieb

Covid 19: 3 G im Großbetrieb

Entfaltete und polarisierte Auseinandersetzungen

Mit der Einführung von 3G in unserem Werk (Großbetrieb der Automobilindustrie) gab und gibt es viele und teilweise polarisierte Diskussionen um die Impfung. Natürlich haben sich die meisten bereits impfen lassen.

Ein Erfahrungsbericht

Dass Überzeugungsarbeit und ein gewisser Druck (einheitliche Disziplin) zusammengehören und eine positive Wirkung haben, zeigt die häufigste Reaktion von Kollegen, die sich bisher nicht impfen ließen. Sie sagen häufig: „Bisher war ich zu bequem“. Sie hätten versucht, Corona „nicht an sich heranzulassen“, behaupten, dass sie sich „keine Gedanken gemacht haben“ und haben sich deswegen nicht impfen lassen. Sie sagen nun: „Dann lass' ich mich jetzt eben impfen“ und haben im Grunde auch damit kein Problem. Sie sind der Ideologie der Ideologiefreiheit aufgesessen, als ob man zu Corona „keine Meinung“ haben könnte. In der Praxis verhalten sie sich pragmatisch, gehen sozusagen den Weg des „geringsten Widerstands“. Sie erkennen an, dass zur hochproduktiven Arbeit im Großbetrieb die einheitliche Disziplin dazugehört.

 

Eine Kollegin hatte sich bisher nicht impfen lassen. Sie misstraut der Impfung, hat Sorge vor möglichen Nebenwirkungen. Sie will sich jetzt impfen lassen, weil sie sich nicht täglich testen lassen will. Gleichzeitig will sie ihr Vertrauensfrau-Mandat niederlegen, weil von der IGM „zu viel Druck“ durch 3G ausgeübt worden wäre. Ich argumentierte, dass das Risiko ohne Impfung viel höher ist und 3G richtig ist. Bisher überzeugte ich sie noch nicht.

 

Ein anderer Kollege war schon vor Corona Impfgegner, hat sich und seine Kinder nie impfen lassen. Bei ihm wirkt ein kleinbürgerlicher Oppositionsgeist, es eben anders zu machen als die Masse. Er ist offen für die MLPD, misstraut vielen Maßnahmen der Regierung, achtet auf ökologische Bausubstanzen bei der Renovierung seines Hauses, fliegt nicht und ernährt sich bewusst. Die Kehrseite dieser durchaus guten Entscheidungen ist ein pauschales Misstrauen in vieles, was „von oben“ kommt oder was „alle machen“. Der kleinbürgerliche Oppositionsgeist in der Impffrage unterscheidet nicht zwischen sinnvollen Maßnahmen, die die Regierung meist auf Druck von unten beschließt, und der Gesamt-Regierungspolitik.

 

Mein Fazit: Nicht jeder Impfgegner ist ein Corona-Leugner oder ein Rechter. Viele Impfgegner haben Kritik an der Regierung, die aber negativ und destruktiv ist. Das ist eine Form der Spaltung durch die Regierungspolitik. Die aufkommenden Fragen können wir auf kurz oder lang klären. Ich will dabei mehr Wert auf den weltanschaulichen Kampf legen. Die allgemeine Impfpflicht wäre sofort angebracht, auch wenn es hierzu nochmal intensivere und polarisiertere Diskussionen gäbe.