Industriearbeiter sind die führende Kraft

Industriearbeiter sind die führende Kraft

Interview mit Ajnur Kurmanow von der Sozialistischen Bewegung Kasachstans

Gestern veröffentlichte die RKRP (Russland) auf ihrer Homepage ein Interview mit Ajnur Kurmanow von der Sozialistischen Bewegung Kasachstan, das am 5. Januar´geführt worden war. "Rote Fahne News" dokumentiert Auszüge.

Dokumentiert von der Webseite der RKRP (Russland)
Interview mit Ajnur Kurmanow von der Sozialistischen Bewegung Kasachstans
Ajnur Kurmanow

Ich befinde mich zur Zeit als politischer Flüchtling in Griechenland mit Unterstützung des Weltgewerkschaftsbundes und der Kommunistischen Partei Griechenlands. Unsere Genossen und Mitstreiter sind aber im Land geblieben und informieren mich ständig über die Ereignisse im Land.

 

Man muss sagen, dass im Unterschied zur Ukraine und zu dem, was auf dem Maidan geschah, sich die Ereignisse in Kasachstan ganz anders entwickelt haben und es ganz andere Kräfte sind. Es gab spontane Aufstände in der Stadt Shanaosen, nachdem am 1. Januar bekannt wurde, dass die Preise für Flüssiggas um das zweifache erhöht werden. Es waren die Erdölarbeiter in den westlichen Bezirken des Landes, die dagegen aufstanden. Die Erdölarbeiter und die Arbeiter anderer Industriezweige brauchen das Gas für ihre Autos. Man muss sagen, dass dies sozusagen der letzte Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen brachte, und der die Wut und die soziale Unzufriedenheit nicht nur dieser Region, sondern im gesamten Land entfachte. Sie haben die Arbeit eingestellt, sind in den Streik getreten und haben die Straßen blockiert. Auf den zentralen Plätzen werden Kundgebungen durchgeführt, und diesen Protesten haben sich weitere Belegschaften angeschlossen aus den Dienstleistungsunternehmen und insbesondere aus der Industrieproduktion. Die Protestierenden erhielten Unterstützung von den Arbeitern aus der Gasindustrie und aus den Unternehmen der Erdöl-Betriebe in Shanaosen, die vor zehn Jahren gestreikt haben. Wir erinnern uns, dass Aktivisten dieses Streiks im Dezember 2011 erschossen wurden. Außerdem unterstützen Stahlarbeiter von Kasachmys diese Kundgebungen. Bereits seit der Nacht des 3. auf den 4. Januar wird protestiert und es entwickelte sich daraus ein Generalstreik, der die gesamte Region erfasste. Insbesondere in den Zentren der Region wurden Kundgebungen durchgeführt, und die Arbeiter und die örtliche Bevölkerung gingen dazu über, die Straßen zu blockieren und den Transportverkehr zwischen den Regionen lahm zu legen. Parallel zu den Kundgebungen in Shanaosen seit dem 4. Januar wurden Kundgebungen in der Stadt Aktau durchgeführt. Die Herrschenden und die Polizei haben versucht, die Kundgebungen zu beenden und den Platz zu räumen, was ihnen nicht gelungen ist. Die Kundgebungen haben die ganze Nacht über gedauert, und am nächsten Tag haben die Menschen Zelte und Jurten aufgebaut. Immer mehr Menschen aus den verschiedenen sozialen Schichten schlossen sich den Protesten der Erdölarbeiter und der arbeitslosen Jugend an. Die Kundgebungen bekamen Unterstützung von der örtlichen Bevölkerung, die sie mit Lebensmitteln und Heizgeräten versorgten.

 

Die Sache ist die, dass tatsächlich die Erdölarbeiter der westlichen Bezirke Kasachstans die Spitze, die Avantgarde dieser Proteste bildeten. Sie waren die Lokomotive der gesamten Arbeiterbewegung in Kasachstan. Aber außerdem auch die Industriearbeiter von Zentral-Kasachstan in Karaganda und Sheskasgan: da waren die Bergarbeiter und die Metallarbeiter von Arcelor Mittal Termitau, von anderen Zechen und Unternehmen von Kasachmys in Sheskasgan. Das ist der größte Produzent von Buntmetallen im Land, sie haben ihre Werke nicht nur in Sheskasgan, sondern auch in anderen Regionen wie im Osten Kasachstans. Das ist eine Belegschaft von insgesamt 270.000 Arbeitern, man muss sich diese Zahl einmal vorstellen.

 

Am 4. Januar haben die Streiks begonnen, und am Abend des 4. Januars fanden große Kundgebungen der Bergarbeiter statt, und seitdem gibt es Informationen über Streiks der Erdölarbeiter und der Metallarbeiter in der Stadt Satpajew bei Sheskasgan. Morgens wurde bekannt, dass sich den Streiks auch Arbeiter der Kupfermine anschlossen. Man kann sagen, dass es jetzt zwei Zentren der Streikbewegung gibt: in West-Kasachstan das der Erdölarbeiter, und in der zentralen Region des Landes das der Arbeiter in der Kohleförderungen und der Metallindustrie. Dort streiken nicht nur die Bergarbeiter, sondern auch die Metallarbeiter. Man kann sagen, dass der Streik sich auf eine ganze Reihe von Industrieregionen ausgeweitet hat. Wir sehen heute in Kasachstan einen großen Streik in der Stadt Tengis. Dort haben sich die Arbeiter erhoben und einen Streik begonnen bei Tengizchevroil, das gehört den amerikanischen Konzernen Chevron und ExxonMobile usw. Man kann also sagen, dass diese Streiks auch die Betriebe ausländischer und westlicher Konzerne betrifft. In Kasachstan selbst gehört der Großteil des Aktienbesitzes der herrschenden Familie von Nasarbajew. Der jüngere Bruder des ersten Präsidenten des Landes ist der Direktor dieser Gesellschaft. Aber zu den Besitzern gehören auch die britische Königsfamilie und Geschäftsleute aus an England usw. ArcelorMittal Termitau gehört dem bekannten englischen Milliardär indischer Abstammung, Lakshmi Mittal.

 

Zweiter Teil folgt morgen