Jahrestag
Oury Jalloh - am 7. Januar 2005 von deutschen Polizisten in Dessau-Roßlau verbrannt
Mouctar Bah, Freund von Oury Jalloh, hat anlässlich des Jahrestags des Todes von Oury Jalloh einen offenen Brief an den Generalbundesanwalt, den Justizminister und die Innenministerin gesandt.
Unser Bruder Oury Jalloh wurde am 7. Januar 2005 von deutschen Polizisten in einer Polizeizelle in Dessau-Roßlau verbrannt. Er wurde ohne Gerichtsbeschluss festgehalten und an Händen und Füßen an eine feuerfeste Matratze gefesselt. Fast 17 Jahre sind seit seinem grausamen Tod vergangen. Doch von Beginn an stellten die ermittelnde Polizei und staatliche Behörde die Lüge auf, er habe sich selbst angezündet. Noch heute halten sie trotz gegenteiliger Evidenz an dieser Behauptung fest. Daher kämpfen wir, Oury Jallohs Familie, Freundinnen, Freunde und viele Aktivistinnen wie Aktivisten seit fast 17 Jahren für Aufklärung, Gerechtigkeit und dafür, die Wahrheit aufzudecken. Mit diesem offenen Brief wende ich mich anlässlich des Todestags daher heute an Sie.
Neues, unabhängiges Gutachten
Im November 2021 wurden die Ergebnisse eines weiteren, unabhängigen forensischen Gutachtens veröffentlicht, das von der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh organisiert wurde. In Zusammenarbeit mit internationalen Expertinnen und Experten aus Film, Performance und Wissenschaft wurde dabei tatortgetreu die Zelle 5 des Dessauer Polizeireviers rekonstruiert. Die durchgeführten Bewegungs- und Brandversuche bestätigten erneut, dass Oury sich nicht selbst angezündet haben kann.
Im Einzelnen führen die Versuche zu folgenden Schlüssen:
- Oury Jalloh hatte in der Vier-Punkt-Fixierung nicht den ausreichenden Handlungsspielraum, um die feuerfeste Matratze selbst anzuzünden.
- Es wurde mit Sicherheit Brandbeschleuniger verwendet (möglicherweise ca. 2,5l Benzin).
- Die Zellentür muss offen gestanden haben, um eine ausreichende Luftzufuhr für die tatsächliche Branddauer von einer halben Stunde zu gewährleisten.
Nur unter diesen Parametern war es möglich, das Brandbild des Tatorts vom 7. Januar 2005 zu rekonstruieren. Dies untermauert die auf forensisch-wissenschaftlicher Grundlage gewonnenen Fakten: Oury Jalloh wurde in der Zelle 5 in Dessau-Roßlau in Polizeigewahrsam gefoltert und umgebracht. ...