Chios und Lesbos
Schiffsarbeiter und Bevölkerung verhindern Entladung von Baumaschinen für Lagerbau
Theofania ist für die griechisch-orthodoxe Bevölkerung ein heiliger Tag, der Tag der Taufe von Jesus im Jordan. In jeder Stadt in Griechenland gehört es zur Tradition, dass ein Bischof ein Kreuz in den Fluss, den See oder ins Meer wirft. Jugendliche springen ins Wasser und kämpfen darum, wer als erster das Kreuz erwischt.
Wegen Covid finden diese traditionellen Wettkämpfe seit zwei Jahren ohne große Menschenmengen statt. Nicht so jedoch in Chios und in Lesbos. Tausende Insulaner versammelten sich im Hafen von Terna Chios und Mytilene Lesbos. Sie versammelten sich nicht, um die Tradition von Theofania zu feiern, sondern um die Abladung des Schiffes Pelagitis zu verhindern. In dem Schiff befanden sich Baumaschinen für das neue Lager, ein Gefängnis für die Flüchtlinge. Die Hauptparole der Demonstranten war „Keine Konzentrationslager in Chios und in Lesbos.“
Bereits am Mittwochabend und am Donnerstagmorgen verhinderten die Anwohner von Chios die Ausschiffung von Erdbewegungsmaschinen der GEK Terna vom Schiff "Pelagitis", die mit dem Bau eines geschlossenen Gefängnisses in der Gegend von Tholos beginnen sollen. Sie versuchten es zwei Mal - und scheiterten am Widerstand der Bevölkerung. Der Kapitän des Schiffes wollte schon beim ersten Versuch umdrehen nach Thessaloniki. Es heißt, dass der Ministerpräsident Mitsotakis eingegriffen hat und sie aufforderte, einen zweiten Versuch zu starten. Er sagte, dass am Donnerstag Theofania ist und die Insulaner zuhause bleiben.
Man muss dazu noch wissen, dass seit dem 2. Januar die Inselbewohner von Chios das Gelände, wo das Gefängnis gebaut werden soll, besetzt haben, um den Baubeginn zu verhindern. Das Schiff musste die Insel Chios verlassen, ohne abladen zu können. Es steuerte dann die Insel Lesbos an. Dort, in Mytilene wurde das Schiff von hunderten Demonstranten empfangen. Sie empfingen das Schiff mit der Parole „Mitsotakis, wir schlafen nicht!"
Inzwischen hat sich die Schiffsarbeiter-Gewerkschaft PENEN mit einem Aufruf an die Beschäftigte von Pelagitis gewandt und forderte sie zur Solidarität mit dem Kampf der Bewohner von Chios und Lesbos auf: Zur Verhinderung eines Gefangenenlagers für die unmenschliche Inhaftierung all derer, die ihre Länder und ihre Heimat wegen der imperialistischen Kriege und der tragischen wirtschaftlichen Situation von Armut und Elend verlassen haben.“
Das Schiff musste auch den Hafen von Mytilene verlassen, ohne die Baumaschinen entladen zu können. So kann man Theofania auch feiern!