Corona: Das Schlimmste sei geschafft?
Von Gipfeln und Tunneln
Die WAZ vom 14. Januar 2022 titelt auf der ersten Seite: „Corona: Licht am Ende des Tunnels … Trotz weiterhin massiv ansteigender Corona-Infektionszahlen wächst unter Experten die Erwartung, dass der Höhepunkt der Pandemie bald überschritten sein könnte.“
Der Essener Chefvirologe Ulf Dittmers wird zitiert: „Es gibt eindeutig Hoffnung auf ein Ende der Pandemie“. Das Licht am Ende des Tunnels bekommt dann noch einen Namen: endemische Lage. Die erklärt der bekannte Virologe Drosten so: „Eine endemische Situation heißt, dieses Virus wird zu einem Erkältungsvirus wie viele andere auch.“
Also Entwarnung, das Schlimmste ist geschafft? Davon kann keine Rede sein. Endemische Lage heißt doch in Wirklichkeit nur, dass eine Herdenimmunität der Bevölkerung erreicht ist. Die Frage ist ja eigentlich nicht, ob wir das als Gesellschaft erreichen, sondern wie. Mit ihrem Zweckoptimismus will die Regierung davon ablenken, dass sie in Wirklichkeit die Kontrolle über die Pandemie inzwischen weitgehend aufgegeben hat und die gefährliche Strategie der Durchseuchung von großen Teilen der Bevölkerung verfolgt. Diesem Krisenmanagement der Regierung liegt weltanschaulich der Neopragmatismus zugrunde. Da gibt es dann nur Erscheinungen, auf die man pragmatisch reagiert, die dahinter liegenden Gesetzmäßigkeiten und die Möglichkeit einer grundsätzlichen Lösung werden geleugnet.
Angesichts der hochansteckenden Omikron-Variante könne man gar nicht anders als pragmatisch die kritische Infrastruktur schützen und eine Überlastung des Gesundheitssystems verhindern. Das ist ein Armutszeugnis mit menschenverachtenden Folgen. Selbst wenn es zutrifft, dass die Omikron-Variante weniger schwere Verläufe verursacht, bedeutet das Laufen-lassen der Pandemie weitere Tausende Tote und Zehntausende, die noch lange an den Folgen von Long-Covid leiden werden. Natürlich haben wir alle die Einschränkungen durch die Pandemie gehörig satt. Aber dieses pragmatische Handeln ist nicht im Interesse der Masse der Leute und nicht alternativlos. Es dient in Wirklichkeit dem Diktat der Unternehmerverbände BDI und BDA, dass es keinerlei Einschränkung der Industrieproduktion geben darf.
Auch der Vergleich mit dem Licht am Ende des Tunnels hinkt gewaltig. Der Tunnel ist bekanntlich ein Weg unter dem Berg durch. In Wirklichkeit sind wir auf dem steilen und gefährlichen Bergpass über den Gipfel der Infektionen. Ein Null-Covid-Standpunkt, mit sofortiger allgemeiner Impflicht, kurzzeitigem massenfreundlichem Lockdown auf Kosten der Monopole, Freigabe der Impfpatente und Forschung an nebenwirkungsarmen Impfstoffen – mit den Vorschlägen der MLPD liegt ein Plan auf dem Tisch, der tatsächlich einen Tunnel darstellt, der unter dem gefährlichen Berg der Massendurchseuchung durchführen könnte.