Türkei: Erfolg der Bergleute

Türkei: Erfolg der Bergleute

Bergleute in Divriği Sivas: „Unsere größte Errungenschaft ist es, vereint unsere Rechte zu erkämpfen.“

Wie bereits berichtet, haben die Bergarbeiter von Divriği am Montag, 17. Januar, ihren Kampf verstärkt und ausgeweitet, nachdem die Unternehmensleitung des Eisenminenkonzerns Erdemir den Arbeitern den Einsatz von Streikbrechern und Entlassungen angedroht hatte. Sie forderten höhere Löhne und weitere soziale Rechte, wie Essensgeld, Zuschuss für Kleidung- und Heizungskosten. Erdemir ist ein Tochterunternehmen von OYAK.¹

Von einer Korrespondentin
Bergleute in Divriği Sivas: „Unsere größte Errungenschaft ist es, vereint unsere Rechte zu erkämpfen.“
Die Kumpel haben einen Erfolg erzielt

Nachdem der Konzern weitgehende Zugeständnisse gemacht hat, haben die Arbeiter am Freitag die Arbeit wieder aufgenommen.

 

Sie bekommen 51 Prozent höhere Löhne und 750 Lira (49 Euro) für Essen, Kleidung und Heizkosten. Für ihre Forderung nach 1000 Lira (65,50 Euro) als Zusatzlohn erhalten sie 250 Lira (16,5 Euro). Der niedrigste Lohn eines Untertage-Bergmanns betrug 5.250 TL (346 Euro). Die Löhne dieser Arbeiter steigen auf 7.300 Lira (481 Euro). Offiziell liegt die Inflation bei 38 Prozent. Laut einer unabhängigen Inflationsforschungsgruppe liegt sie bei 83 Prozent.²

 

Damit haben die Arbeiter einen sehr wichtigen Erfolg erzielt: Für sich, für alle Arbeiter in der Türkei. Dieser Kampf ist auch für die Forderung nach Lohnnachschlag in Deutschland wichtig.

 

In der türkischen linken Online-Zeitung Evrensel vom 22. Januar kommen Arbeiter zu Wort. Ein Bergmann: „Zusammen mit sozialen Errungenschaften haben wir unsere Rechte erkämpft... . Sogar der Staatsanwalt, der hierher kam, als wir die Arbeit niederlegten, sagte zu uns: „Möge Gott euch helfen“. Die Dinge sind nicht so einfach, wie es von außen aussieht. Das ist ein riesiges Bergwerk. Es ist harte Arbeit. So etwas haben wir noch nie auf die Beine gestellt. Die Kleinhändler zeigten Unterstützung. Alle standen zu uns. Als wir hier gemeinsam agierten, haben wir an Selbstbewusstsein gewonnen. Unsere vielleicht größte Errungenschaft war es, uns zu vereinen und unsere Rechte zu erringen.“ Ein anderer Bergmann gegenüber der Zeitung Divriği: „Niemand hat erwartet, dass dieser Widerstand so entschlossen wächst. Der Unternehmer war fassungslos über den entschlossenen Widerstand der Arbeiter. Um unsere Aktion zu sabotieren, brachte er den Bürgermeister von Divriği und Vertreter von Cumhur İttifakı bileşenleri (Zusammenschluss von bürgerlichen Oppositionsparteien) auf das Feld.“

 

In Rote Fahne News hatten wir berichtet, dass die Bergarbeiter nicht gewerkschaftlich organisiert sind. Das liegt daran, dass nach der Übernahme durch OYAK 1997 den Arbeitern durch den Unternehmer untersagt wurde, sich gewerkschaftlich zu organisieren und jene, die in der fortschrittlichen DISK-Maden-İş-Gewerkschaft waren, wurden gedrängt, sich in der untenehmerfreundlichen und konservativen Türk-Iş zu organisieren. So wurde die gewerkschaftliche Organisation aufgelöst. Der Streik und Kampf fanden unter dem Einfluss von DISK-Maden-İş sowie der kämpferischen und klassenkämpferischen Gewerkschaft „Bağımsız Maden İş“ statt. Diese wertet aus, dass dieser Kampf mit Streik, Besetzungen und Straßenblockaden von großer Bedeutung für alle Arbeiter in der Türkei ist und das Klassenbewusstsein der Arbeiter gestärkt hat. Beeindruckende Bilder und Videos sind unter Bağımsız Maden İş (@bagimsizmadenis) / Twitter zu finden. Und ein Film auf Youtube.