Ford
Europaweiter Kampf statt Spaltung und Verzicht!
Die Rote Fahne Redaktion dokumentiert aus der Zeitung von Kollegen für Kollegen bei Ford Köln und angegliederten Betrieben „Scheinwerfer“:
Die Ford-Geschäftsleitung betreibt ein übles Spiel. … Kollegen der spanischen Gewerkschaft „Intersyndical“ berichten aus … Tarifverhandlungen: „Das Unternehmen will unsere Löhne kürzen, unsere Wochen- und Jahresarbeitszeit erhöhen und auch unsere Urlaubstage streichen“. Wie auf dem Basar soll über unser Auskommen gefeilscht werden. Selten wurde so deutlich, dass unsere Arbeitskraft im Kapitalismus nur eine Ware ist. Rücksichtslos will Ford den Preis dafür drücken, die Menschen interessieren die Geschäftsleitung nicht. Dabei hat Ford trotz Weltwirtschafts- und Finanzkrise und trotz Corona 2021 weltweit einen Rekordgewinn von über 10 Milliarden US-Dollar eingefahren! Arbeitszeiten und Löhne haben wir uns hart erkämpft, da sollen wir kampflos verzichten? Kommt überhaupt nicht infrage! Was Ford versucht, nennt man Erpressung - und mit Erpressern verhandelt man nicht!
Alle Karten auf den Tisch
Seit Monaten wird hinter verschlossenen Türen verhandelt. … Wir werden zu bloßen Informationsempfängern degradiert. Alternativen sollen gar nicht erst zur Sprache kommen! Das ist ein Unding! Über den Weg in dieser komplizierten Lage muss es eine breite Diskussion in der IG Metall und der Belegschaft geben. Dafür müssen wir wissen, was Ford konkret fordert und über was verhandelt wird. Alle Karten müssen auf den Tisch! Keine Geheimverhandlungen über unsere Zukunft!
Von wegen alternativlos
Man hört eine Reihe Begründungen, warum es angeblich nicht anders ginge. Ein gemeinsames Vorgehen mit den Kollegen aus Valencia sei nicht zustande gekommen. Zu kämpfen würde uns nur schaden, weil Protest für die Geschäftsleitung ein Argument gegen den Standort ist. Mit der E-Mobilität gingen nun mal Arbeitsplätze verloren. Und als Krönung: Es wäre Solidarität, wenn die Kölner Kollegen zusammen mit Saarlouis ein Angebot einreichen, um die Belegschaft in Valencia zu unterbieten. was hat es mit all dem auf sich?
Zum einen: Was wurde denn überhaupt für eine europaweite Antwort unternommen? Sicher gab es Gespräche im Eurobetriebsrat. Aber schon im ersten ausführlichen Betriebsrats-Info zum Thema wurde sich auf die Spaltung gegen Valencia eingelassen. Wo war denn der Aufruf an die europäischen Belegschaften, zusammenzustehen? Wo war die breite Diskussion im Vertrauenskörper? Wo waren Pressemitteilungen, um Ford mit der öffentlichen Meinung unter Druck zu setzen. Wo war ein Aktionstag? Es wurde doch schlicht nichts energisch versucht, die Kraft der Belegschaften europaweit in die Waagschale zu werfen! Es ist doch eine Unverschämtheit, was für ein Bild von den Kollegen in Valencia gezeichnet wird, als hätten sie sich gegen Absprachen dem Bieterwettbewerb hingegeben. Die Kollegen der „Intersyndical“ berichten dagegen: „Ford versucht uns zu spalten und mit unseren Kollegen in Saarlouis zu konfrontieren … aber der Betriebsrat und vor allem unsere Gewerkschaft kämpfen gegen diese Idee. Die Ford Motor Company … muss … eine ausreichende Auslastung aller europäischen Fabriken sicherstellen.“ Das ist die richtige Forderung!
Außerdem: selbst in Zeiten von Kurzarbeit macht Ford Profit mit den Autos, Motoren und Getrieben, die wir bauen, mit den Ersatzteilen, die wir ausliefern. Mit dem Streik haben wir ein Druckmittel, das Ford empfindlich trifft. Der schöne Traum aller Kapitalisten geht in Erfüllung, wenn wir uns einreden lassen, dass es uns selbst schadet zu kämpfen.
Ja, die Umstellung auf E-Mobilität erfordert weniger Arbeitsstunden. Es ist doch pervers, dass dieser gesellschaftliche Fortschritt sich im Kapitalismus in sein Gegenteil verwandelt, indem Werke platt gemacht werden. Aber das ist doch kein Naturgesetz! Wir müssen dafür kämpfen, dass die Arbeit mit einer Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich anders verteilt wird.
Die Pseudosolidarität der Betriebsratsspitze hat auch zu großer Verwirrung geführt. Zu Recht lehnen viele jeden Verzicht ab. Die Preise explodieren, während wir mit Dauerkurzarbeit große Lohnverluste haben. Mancher meint dann aber: „Ich verzichte nicht für Saarlouis, sollen die doch zumachen“. So wird aber alles durcheinander geworfen. Wir brauchen nicht noch mehr Standortegoismus, sondern wirkliche Solidarität. Die bedeutet eben: Kein Verzicht, sondern gemeinsamen Kampf.
Wenn die Zeiten härter werden
Durch die Politik des Co-Managements haben wir ständig verzichtet und trotzdem wurden Arbeitsplätze vernichtet. Daran gibt es breite Kritik. Jetzt setzt uns Ford die Pistole auf die Brust. Sollen wir jetzt die Prinzipien der Arbeiterbewegung vollends über Bord werfen? Genau dahin führt der Weg der Betriebsratsspitze. Viele haben zwar ein ungutes Gefühl, denken aber: wenn es nicht anders geht, lieber Valencia als Saarlouis, lieber die als wir.“ Damit hat die spalterische Logik von Ford schon Einfluss genommen. Wer sind denn die und wer sind wir? Auf der einen Seite steht das Ford-Management, auf der anderen Seite wir Kollegen. Wenn wir uns in Länder und Standorte spalten lassen, hat Ford leichtes Spiel. Nur gemeinsam sind wir stark. Genau andersherum wird ein Schuh draus: Weil die Zeiten härter werden, müssen wir uns erst recht auf die Grundprinzipien der Arbeiterbewegung besinnen.
Selbst aktiv werden für europaweiten Kampf
Die richtige Antwort auf die unverschämte Erpressung ist der gemeinsame Kampf aller europäischen Belegschaften. ...
Nein zur Erpressung! Kein Verzicht! Erhalt aller Werke! Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden die Woche bei vollem Lohnausgleich!
Dafür muss die IG Metall gestärkt werden und zu unserer Kampforganisation werden. Ein Kampf muss gründlich vorbereitet werden, zum Beispiel in Pausenversammlungen in den Abteilungen und im Vertrauenskörper. Über die Internationale Automobilarbeiterkonferenz (www. iawc. info) besteht eine organisierte Zusammenarbeit mit den Kollegen in Spanien.