Hannover
Leserbrief zu „Trauer um Herrmann Rappe“ (31.1.2022)
In der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) veröffentlichte die Redakteurin Veronika Hübner einen Nachruf auf Hermann Rappe, der am 30. Januar 2022 im Alter von 92 Jahren verstorben ist. Rappe war Bundestagsabgeordneter und von 1982 bis 1995 Vorsitzender der Gewerkschaft IG Chemie-Papier-Keramik.
Kurt Kleffel, MLPD Hannover, schrieb einen Leserbrief an die Redaktion der HAZ:
Für die Redakteurin, Frau Veronika Hübner, ist „das sachsen-anhaltinische Chemiedreieck Leuna-Buna-Bitterfeld (heute) ein Vorzeigestandort.“ In welcher Welt lebt Frau Hübner und wie betrachtet sie diese? Helmut Kohl hatte einst „blühende Landschaften“ versprochen. Das einzige, was blüht, sind die Profite der Großkonzerne. Immerhin müssen Arbeiter und Arbeiterinnen in den neuen Bundesländern mit bis 1000 Euro weniger monatlichem Bruttolohn auskommen als ihre westdeutschen Kolleginnen und Kollegen, dafür dürfen sie dann aber auch durchschnittlich 45 Minuten pro Woche länger arbeiten. Und zum Glück liegt die Arbeitslosenquote in Sachsen-Anhalt „nur“ bei 7,3% statt wie in ganz Deutschland bei 5,7%.
Wie man/frau das als „Vorzeigestandort“ bezeichnen kann, erschließt sich erst dann, wenn das antikommunistische Motiv dieser Lesart beachtet wird. Denn, so erfährt der Leser, „der Kommunismus (hatte) eine marode Volkswirtschaft hinterlassen.“ Das musste ja mal wieder gesagt werden, um von der Krisenhaftigkeit des hier herrschenden Kapitalismus abzulenken. Nun war der Zusammenbruch der DDR neben anderen Faktoren tatsächlich der Unterlegenheit ihrer Wirtschaft geschuldet. Nur: dieses war schon lange keine sozialistische, geschweige denn kommunistische, Wirtschaft mehr, genausowenig wie die DDR ein sozialistischer Staat war, auch wenn Ulbricht, Honecker und Co. diese Begriffe gebetsmühlenartig im Munde führten. Was mit der Wende zusammenbrach, war in Wirklichkeit ein bürokratischer Kapitalismus, ein Verrat am echten Sozialismus. Dieser Verrat wurde bereits 1956 mit dem 20. Parteitag der KPdSU in der Sowjetunion eingeleitet und fand 1989 sein unrühmliches Ende.
Gerade jetzt, wo immer mehr Menschen rund um den Globus eine alternative Gesellschaftsform suchen, kommt der Antikommunismus mit Verdrehungen und Verfälschungen daher, und seien sie manchmal noch so plump. Deshalb: Gib Antikommunismus keine Chance!
Kurt Kleffel / Hannover