Spekulation

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Die Rente mit Aktien sichern?

Da sitzen die Kolleginnen und Kollegen jeden Morgen und diskutieren über Aktienkurse. „Hast du den Eurostox heute schon aufgerufen, ich habe ihn mir als Favoriten eingerichtet.“ „Ich investiere lieber in ETFs (börsengehandelte Fonds).“ „Hast du gehört, die Facebook-Aktie ist im Sinkflug. Die haben 200 Milliarden Dollar verloren.“

Korrespondenz

„Und warum legt ihr euer Geld in Aktien an?“ Und dann höre ich, wie unsicher die Rente ist und dass man ja was machen muss und auf der Bank gibt es keine Zinsen mehr und die Aktien sind in den letzten Jahrzehnten immer gestiegen. Die Kollegen haben natürlich Recht mit ihren Sorgen um die Rente. Und es ist eine Tatsache, dass über die Null-Zins-Politik die Rücklagen und die Altersvorsorge der Sparerinnen und Sparer systematisch enteignet werden.

 

Aktien werden teurer, wenn sie vermehrt nachgefragt werden. Die Wertzunahme ist aber keine Zunahme an Wert, sondern nur der virtuelle Preis einer Aktie steigt. Oft werden Unternehmen bewertet, die eigentlich gar kein Vermögen besitzen. Der Wert einer Aktie ist eine Wette auf die Zukunft. Der Aktienmarkt schätzt den zukünftigen Marktwert einer Aktie ein. Das kann auch nur ein Unternehmenskonzept sein.

 

Gerade in der Weltwirtschafts- und Finanzkrise ab 2018 sind die Daxwerte enorm gestiegen. Das liegt an der Politik des billigen Geldes im Euroraum. Die im Euroraum zur Verfügung gestellte Geldmenge (M3) hat sich von 2018 bis heute mehr als verdoppelt. Dieses Geld sucht eine maximalprofitbringende Anlagemöglichkeit und die wird zunehmend im Aktienmarkt befriedigt. Dies trieb die Aktienwerte nach oben. Am Beginn der Corona-Krise lag der Dax bei 8700 Punkte, Im Januar 2021 lag er bei 16000. In diesem Zeitraum gab es fast eine Verdoppelung der Aktienkurse. Die industrielle Wertschöpfung ist aber im gleichen Zeitraum zurückgegangen.

 

Der Wert einer Aktie wird erst realisiert, wenn man die Aktie verkauft und sich etwas dafür kauft. Erst dann wird eine virtuelle Anlage zum Wert. Geschähe dies mit allen Aktienwerten weltweit, so wären sicherlich gar nicht genügend Waren vorhanden. Der gesamte Aktienhandel ist Spekulation. Zur Zeit ändert die FED (US Notenbank) ihre Geldpolitik und hat für das kommende Jahr drei Zinserhöhungen angekündigt. Die Zeiten des billigen Geldes scheinen sich zu ändern. Das könnte schon zu einem Zusammenbruch der Aktienkurse führen. Nachdem die FED dies angekündigt hat, fuhren die Börsen im Amerika schon Achterbahn. Der gesamte spekulative Finanzsektor ist dermaßen aufgebläht, dass eine Lösung nur im Zusammenbruch der Finanzmärkte liegen kann. Dies wird passieren.

 

Der Wunsch nach sicherer Rente ist verständlich. Doch die wird es im Kapitalismus nicht geben - auch nicht durch Aktien. Sichere Renten wird es im echten Sozialismus geben, wenn der Mensch im Mittelpunkt steht. Es ist aber notwendig und richtig, um Verbesserungen schon im Kapitalismus zu kämpfen. Im aktuellen sozialpolitischen Kampfprogramm der MLPD heißt es: "Erhöhung des Rentenniveaus auf 70 Prozent des Nettoverdienstes! Kein Abzug durch Steuern und Sozialversicherungsbeiträge! Gegen die Wiedereinführung des Nachholfaktors in der Rentenberechnung!"