Leserbrief

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Das Pool-Testen ist nur bei niedrigen Inzidenzen eine gute Methode

Zum "Rote-Fahne-News"-Artikel vom 25. Februar (Setzen, Sechs!) erhielt die Redaktion einen kritischen Leserbrief.

Liebe Genossinnen und Genossen, schreibt der Leser, vielen Dank für den sehr guten Artikel. In einem Punkt muss ich jedoch widersprechen. Es heißt im Artikel: „Eine geeignete Methode ist dabei auch das sogenannte Pool-Testen. Es werden die Proben einer ganzen Gruppe von Menschen zusammen im Labor abgeliefert. Wenn ein positiver Test darunter ist, werden die einzelnen Proben weiterverfolgt. Sonst nicht. Diese Methode, wen wunderts, wird in Deutschland nicht oder kaum genutzt.“

 

Das Pool-Testen ist nur dann eine gute Methode, wenn die Inzidenzen niedrig sind. Bei den gegenwärtigen hohen Inzidenzen ist es kontraproduktiv. Zunächst müssen beim Pool-Testen die Abstrich-Tupfer auch einzeln vorbereitet werden. Das geschieht heute meist manuell. Gespart werden kann mit dem Pool-Testen nur bei verwendeten Reagenzien und im Durchsatz der Geräte. Doch auch das kann damit heute nicht mehr gelingen. Nach Angaben des Verbands „Akkreditierte Labore in der Medizin e.V.“ (ALM) waren in der Kalenderwoche drei diesen Jahres bereits 32,6 Prozent der SARS-CoV-2-PCR-Tests in Deutschland positiv, in der Kalenderwoche zwei lag dieser Anteil noch bei 24,9 Prozent.¹

 

Wenn man bei dem Anteil der Kalenderwoche drei zwei Proben zu einem Pool mischt, ist der Pool dann nur in 45,4 Prozent der Fälle negativ.² Das bedeutet, dass man in 45,4 Prozent der Fälle nur einen Test statt zwei durchführen muss. In den anderen 54,6 Prozent der Fälle muss man jedoch drei Tests statt zwei durchführen, nämlich einmal den Pool-Test und dann doch noch jede Probe einzeln. Sonst weiß man nicht, welche Probe positiv war. Statt 1000 Tests müsste man mit dieser Pool-Test-Strategie daher schon 1046 Tests durchführen. Bei drei zu einem Pool gemischten Proben ist der Pool-Test nur in 30,6 Prozent der Fälle negativ³ und man müsste 1027 statt 1000 Tests durchführen. Bei vier gemischten Proben steigt diese Zahl dann wieder auf 1043 Tests und bei fünf gemischten Proben schon auf 1061 mit weiterem Anstieg bei noch mehr Proben im Pool.

 

Das bedeutet, dass man bei dem jetzigen hohen Anteil positiver Proben durch das Pool-Testen nichts mehr gewinnen kann. In Hamburg, wo die Inzidenz derzeit bundesweit am höchsten ist, liegt der Anteil positiver Tests schon bei 40,1 Prozent.⁴ Hier wäre eine Pool-Test-Strategie noch viel ungünstiger. Es ergeben sich bei diesem Prozentsatz schon Zahlen von 1141 Tests bei zwei, 1118 Test bei drei, 1121 Tests bei vier und 1122 Tests bei fünf gemischten Proben statt 1000 Tests. Daran zeigt sich, dass die Pool-Test-Strategie umso ungünstiger wird, je höher die Inzidenz ist, weil mit ihr auch der Anteil der positiven Proben ansteigt.