Bremen
Würdige Gedenkfeier für die Kämpfer der Bremer Räterepublik
Wie jedes Jahr am ersten Sonntag im Februar fand auf dem Waller Friedhof in Bremen eine bewegende Gedenkfeier statt. 160 Sozialisten, Kommunisten, Marxisten-Leninisten und Gewerkschafter trotzten dem Regen und gedachten der mutigen Kämpfer für den Sozialismus, die am 10. Januar 1919 die „Sozialistische Republik Bremen“ errichtet hatten und sich erst nach heftigen Kämpfen gegen das von der Ebert-Noske-Regierung ausgesandte faschistische Freikorps ergeben mussten. 29 Revolutionäre verloren dabei ihr Leben.
Die diesjährigen Rednerinnen und Redner waren Lena Salomon von der MLPD, Barbara Heller vom Bremer Friedensforum und Ernesto Harder, DGB-Vorsitzender Bremen. Moderator war Gerd-Rolf Rosenberger von der DKP. Musikalisch wurde die Veranstaltung vom Buchtstraßenchor und vom Roten Krokodil unterstützt. Viele – die meisten – sangen bei den traditionellen Arbeiterliedern, vor allem bei der „Internationale“ zum Abschluss lauthals mit. Schon im Vorbereitungskreis waren sich die Beteiligten einig, dass alle gleichberechtigt und im gemeinsamen Willen, der Räterepublik und ihrer Vorkämpfer zu gedenken, zusammenarbeiten.
Das betonte auch der neue Vorsitzende des DGB Bremen, Ernesto Harder, in seiner Rede – die er ausdrücklich auch als Sozialdemokrat hielt und dennoch die Berechtigung der Novemberrevolution hervorhob.
Lena Salomon, MLPD, ging u.a. auf den Zusammenhang von Kapitalismus und Migration ein. In ihrer Rede hieß es: „Arbeiterbewegung und Migration stehen seit jeher in engem Zusammenhang. Migration hat die Zivilisation der Menschheit erst ermöglicht. Die Hochkulturen der Menschheit entstanden an den Schnittstellen der Migration und Völkerwanderung. Dazu Lenin: „Der Kapitalismus hat eine besondere Art der Völkerwanderung entwickelt (....) Es besteht kein Zweifel, dass nur äußerstes Elend die Menschen veranlasst, ihre Heimat zu verlassen, und dass die Kapitalisten die eingewanderten Arbeiter in gewissenlosester Weise ausbeuten.“ (….)
Auch Bremen war früh Teil dieser kapitalistischen Entwicklung. Mit der Gründung Bremerhavens 1827 wurde die erste regelmäßige Dampferverbindung nach Nordamerika geschaffen. Über den 1857 gegründeten Norddeutschen Lloyd wurden über 1,6 Millionen Menschen als billige Arbeitskräfte in die USA oder nach England verfrachtet. (….) Der Kapitalismus hat damals wie heute nur ein Ziel: den Maximalprofit zu steigern. Im Interesse der Weltmarkt beherrschenden Monopole werden Menschen und Umwelt bis zur Vernichtung der Lebensgrundlagen ganzer Völker und Regionen ausgeplündert und vertrieben. Über 82 Millionen Menschen sind heute weltweit auf der Flucht, unzählbar viele ums Leben gekommen, ermordet. (…..)
Bei der Vorbereitung der heutigen Veranstaltung wurde der Vorschlag gemacht, im Unterschied zu früheren Jahren, die Parteizugehörigkeit der Rednerinnen und Redner wegzulassen. Mir wurde vorgeschlagen, dass ich für „Together we are Bremen“ spreche – und nicht als Vertreterin der MLPD. Dass ich bei TWAB mitmache und den Kampf der Geflüchteten vorbehaltlos unterstütze, steht außer Zweifel. Aber abgesehen davon, dass ich von „TWAB“ nicht legitimiert bin, als ihre Vertreterin zu sprechen, halte ich das auch ansonsten für bedenklich.
Wie kann es sein, dass es ausgerechnet beim Rätegedenken nicht gewollt ist, den Namen von Revolutionären, Kommunistischen und marxistisch-leninistischen Parteien zu nennen? Ist es nicht ein etwas trostloser Ausdruck von Antikommunismus, dass sich Revolutionäre hier verstecken sollen? Das wichtigste Ziel der Novemberrevolution war der Aufbau des Sozialismus! Dieses Ziel wurde nicht erreicht. Gründe hierfür waren u.a., dass eine starke revolutionäre Massenpartei fehlte; dass Banken, Militär und Behörden unangetastet blieben; dass die Produktionsmittel nicht an die Arbeiter bzw. das Volk überführt wurden.
Die grundlegende Lösung auch für die Millionen Menschen auf der Flucht liegt in der revolutionären Befreiung von imperialistischer Ausbeutung und Unterdrückung und dem Aufbau der vereinigten sozialistischen Staaten der Welt. Der Bremer Räterepublik zu gedenken bedeutet also v.a., solidarisch und mit Rückgrat auch heute für die internationale, sozialistische Revolution einzutreten! Das erfordert, die revolutionären Parteien und Organisationen zu stärken (….).
Proletarier, aller Länder vereinigt euch!
Hoch die Internationale Solidarität!“
Der Einladungsflyer des DGB Bremen - darauf abgebildet das frühere Denkmal für die gefallenen Kämpfer, das von den Hitlerfaschisten zerstört worden ist