Argument: Psychologische Kriegsführung

Argument: Psychologische Kriegsführung

"Bild" zieht in den Krieg

Die Bild-Zeitung hat vor einigen Tagen auf offene Kriegspropaganda umgeschaltet. Passend zur Regierungserklärung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist die Bild am Sonntag (BamS) heute von der ersten bis zur letzten Seite dem Krieg in der Ukraine gewidmet.

Von jw

Das Spiel auf dem Klavier der Gefühle, zur Manipulation der öffentlichen Meinung, ist Gebot der Stunde. Besonders jüngeren Menschen ist diese Kriegsberichterstattung so nicht bekannt, ältere kennen das ansatzweise bereits von den Golf-Kriegen Ende des letzten Jahrhunderts. Die angeblichen irakischen Massenvernichtungswaffen – diese US-Erfindung wurde in Deutschland am lautesten von der Bild-Zeitung verbreitet.

 

Heute hat der Bundeskanzler verschiedene Tabus der Außen- und Sicherheitspolitik gebrochen. Keine Waffenlieferungen in Kriegsgebiete – Schnee von gestern. Zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts ganz offiziell für die Aufrüstung: Früher ein Wahnsinn, heute "heiligste Pflicht". BamS liefert die passende Kulisse: Seite 1 „Deutsches Ehepaar. Babyglück in der Kriegshölle“ und auf der letzten Seite „Die Stunde der Helden“ (Präsident Selenskyi im Militär T-Shirt und ein frisch verheiratetes Paar, statt Flitterwochen gemeinsam in den Krieg). Selbst im Sportteil: „Kein Platz für Putin“ (auf den Schalker Trikots).

 

„Einen besonderen Stellenwert im Apparat der Massenbeeinflussung stellen die Massenmedien dar – Presse, Rundfunk und Fernsehen“, analysierte Willi Dickhut (MLPD) schon 1978. „Durch die Massenmedien verbreiten die Monopole und ihre Regierung täglich ihre Ideologie, beeinflussen unter dem Vorwand der Information Millionen in ihrem Sinne. Für die Mehrheit der Bevölkerung sind die Massenmedien die einzigen Quellen von Information und Meinung. Durch Nachrichten, Kommentare und Berichte werden scheinbar objektiv 'Tatsachen'  dargestellt. Diese bilden dann die Grundlage für positive oder negative Einschätzungen durch die Leser oder Hörer.“

 

Die BamS von heute ist dafür ein Musterexemplar. „Über Nacht war alles anders“ heißt es da (S. 4). Weder erfährt man etwas über die Geschichte dieses Krieges noch über seinen Zusammenhang mit anderen Fragen. „In Kiew wird unsere Freiheit verteidigt“ (S. 2) Es geht nur um "uns" - aber wer soll das sein? Was haben die Interessen eines Arbeiters mit denen eines Kapitalisten gemeinsam? Was haben die Interessen eines Hartz-IV-Beziehers mit der Freiheit der Superreichen zu tun, in Saus und Braus von anderen erarbeitetes Geld auszugeben? Systematisch wird jedes klassenmäßige Herangehen in den bürgerlichen Medien ausgeblendet, jetzt gibt es nur noch "uns" , Deutsche.

 

Systematisch werden immer gleiche Botschaften verbreitet, werden Hysterie und Panik geschürt, wird Mitleid geheuchelt und militaristische Härte gefordert. Auch vor offenen Fälschungen wird nicht halt gemacht. So berichtete Bild mit einem Video über angebliche Brände in Kiew, daneben eingeblendet der Kriegsberichterstatter aus Kiew. Die Bilder des brennenden Ortes stammten aber von  2015 und kamen aus Tianjin. Siehe https://twitter.com/TinoPfaff/status/1497198023549591558

 

Doch der Übergang zur Kriegspropaganda beschränkt sich mitnichten auf die Bild Zeitung. Auch die Fernsehprogramme schalten um, genauso wie fast alle Zeitungen: „Alle diese Medien behämmern täglich die Hirne der Menschen durch geschickte Vermengung von Lüge, Halbwahrheit und Wahrheit. Filmstreifen werden zugeschnitten, Teile herausgenommen, passende Szenen neu gedreht, einmontiert, mit dem nötigen Text versehen, und entsprechende Geräusche werden nachgeahmt, so kann jede Lüge glaubwürdig dem Publikum präsentiert werden.“ (1) Systematisch verbreiten auch russische Medien Kriegspropaganda.

 

Aber was kann man tun? Der russische Revolutionär und Kommunist Lenin beendete mit der Oktoberrevolution die russische Beteiligung am Ersten Weltkrieg. Er gab den Ausgebeuteten und Unterdrückten auch folgenden Rat: „Die Menschen waren in der Politik stets die einfältigen Opfer von Betrug und Selbstbetrug, und sie werden es immer sein, solange sie nicht lernen, hinter allen möglichen moralischen, religiösen, politischen und sozialen Phrasen, Erklärungen und Versprechungen die Interessen dieser oder jener Klasse zu suchen.“ (2)

 

Man kann die Interessen der Kapitalisten unterscheiden von denen der Arbeiterklasse. „Das Erkennen der Klasseninteressen durch das Proletariat ist … der Beginn des Untergangs des Kapitalismus“, schrieb Willi Dickhut in der oben zitierten Schrift. Die Rote Fahne, die Bücher der MLPD im System des REVOLUTIONÄREN WEG sind eine unverzichtbare Hilfe.