Große Angst um Angehörige in der Ukraine
Mannheim: Gegen einseitige Beurteilungen
Gestern (Samstag, den 26.02.2022) beteiligten sich etwa 300-350 Menschen an einer Protestkundgebung des „Friedensbündnisses Mannheim“ auf den Kapuzinerplanken.
Unter dem Motto „Ukraine-Krise – Friedenspolitik statt Kriegshysterie“ protestierten sie gegen das neuimperialistische Russland, den konkreten Hauptaggressor. Dabei waren viele Menschen aus der Ukraine mit Tränen der Trauer, aber auch der Wut in den Augen. Sie haben Angst um ihre Verwandten in der Ukraine.
Es wurde aber auch deutlich, dass hier eine große Verwirrung herrscht. Bei so manchem fehlt der Blick auf das, was die Gesamtsituation heraufbeschworen hat, die provokative NATO-Osterweiterung, Truppenverlegungen und vieles mehr durch die NATO unter der Führung des US-Imperialismus als weltweiter Hauptkriegstreiber. Mit der Personifizierung eines „Psychopathen, kranken, bösen Putins“ werden die imperialistischen Ursachen - ob gewollt oder ungewollt - ausgeblendet.
Erfreulich ist hier ein Aufruf der DIDF-Jugend und ein Redebeitrag eines ihrer Vertreter. Darin heißt es u.a.: „Dieser Einmarsch ist ein Angriffskrieg. Er ist Ausdruck der Interessen der russischen Oligarchie, ihr Einflussgebiet in dem Nachbarland zu sicher. ... Auch die NATO-Mächte, allen voran die USA, provozieren seit Jahrzehnten einen Krieg, in dem auch sie ihr Einflussgebiet und das Profitinteresse westlicher Kapitalgruppen abzusichern versuchen. ... Jede einseitige Beurteilung ist nicht nur unglaubwürdig, sondern verschleiert auch gleichzeitig die Gründe für die derzeitige Eskalation. Alle pro-westlichen Regierungen Kiews haben die Oligarchie nicht beseitigt, sondern gestärkt. Die Ukraine hat nur ihre außenpolitischen Freundschaften gewechselt – von Moskau zum Westen. In unserem Interesse liegt, dass kein Krieg in Europa ausbricht, der aktuelle Konflikt also entschärft wird. Wir, die Werktätigen und Jugendlichen, werden es nicht in Kauf nehmen, als Kanonenfutter in diesem Konflikt verbraucht zu werden.“
Neben diesen klaren Worten gibt es aber auch bei ihnen noch Illusionen über den imperialistischen Charakter des BRD-Imperialismus, von dem sie erwarten, dass er den „Frieden … wahrt“ und auf der Grundlage des Minsker Abkommens den Konflikt mit Gesprächen löst. Neben der DIDF-Jugend gab es auch eine größere Gruppe der ISO Rhein-Neckar, Delegationen von SDAJ und DKP, des Bündnisses gegen Abschiebungen Mannheim sowie des MLPD-Kreises Rhein-Neckar und der ATIF. Auf der einen Seite gab es Interesse an unseren Publikationen. So kaufte ein junger Ukrainer gleich zwei Exemplare des Rote Fahne Magazins 4/22. Andererseits erlebte ich aber auch heftige antikommunistische Reaktionen. Eine junge Ukrainerin ging vor mir regelrecht in Deckung und schrie „Oh Gott, Kommunisten!“ Leider war es nicht möglich, mit ihr ins Gespräch zu kommen.