ver.di
Tarifrunde im Sozial- und Erziehungsdienst steht an
Herzlichen Dank für das Interview mit einer Erzieherin in der Printausgabe des Rote Fahne Magazins vom 18. Februar 2022 „Unsere Gesundheit ist den Politikern nicht wichtig“.
Das Interview mit der Erzieherin ist in der Ausgabe 3/2022 des Rote Fahne-Magazins veröffentlicht. Hier kann man es bestellen bzw. kaufen
Ich arbeite selbst seit Jahren als Erzieherin in einer Kita in Gelsenkirchen. Meinen Kolleginnen und mir geht es genauso! Erst das letzte Beispiel mit dem Sturm in NRW. Die Schulen bleiben geschlossen, weil es für Kinder, Eltern und Lehrer zu gefährlich ist. NRW-Familienminister Joachim Stamp äußert sich erst spät dazu und richtet sich gerade mal mit einem Appell an die Eltern. Dieser kann erst morgens am Sturmtag an Eltern per E-Mail verschickt werden!
Die Gewerkschaft ver.di hat verbindlich PCR-Tests auch für die Kitas und vor allem eine Testpflicht für die Eltern gefordert. Das hat Stamp abgelehnt. PCR-Tests gab es nur in wenigen Kommunen. Der Kitabereich ist der einzige Bereich, wo Beschäftigte ohne Maske mit Kindern arbeiten! Was wir bei uns in der Kita für unverantwortlich halten ist, dass nach den neusten Meldungen alle geboosterten Leute sich nicht mehr testen müssen. Auch uns hat die Omikronvariante in der Kita erwischt. Nur durch Zufall, weil wir uns regelmäßig als Team testen, stellte ich fest, dass ich erkrankt bin. Zuerst ohne Symptome – da hätte ich ja noch einige anstecken können! Und trotz Boosterung und guter ärztlicher Begleitung fühle ich mich nach der Erkrankung immer noch nicht wieder richtig fit.
Auch ich finde es wichtig, dass sich Eltern, ErzieherInnnen und alle Betroffenen gegen das Chaos-Krisenmanagement gemeinsam protestieren. Eine wichtige Aktion ist da die Teilnahme an den Montagsdemonstrationen. Die Gewerkschaft ver.di hat auf ihrer Homepage immer wieder wichtige Informationen und Statements nicht nur zu Corona. In NRW beißt sich die zuständige ver.di-Sekretärin die Zähne aus in den Gesprächen mit der Landesregierung und dem Familienminister. Ver.di hat zahlreiche Online-Veranstaltungen in der Pandemie organisiert, offen für ver.di-Mitglieder und Nicht-Mitglieder. Zum Beispiel „Was tun bei Personalnotstand“ u.ä.
Und vor allem das Wichtigste: Die Tarifrunde im Sozial- und Erziehungsdienst steht an. Für ver.di ist es die wichtigste Tarifrunde in diesem Jahr. Worum geht es? Es geht weiter um die Aufwertung der sozialen Berufe, bessere Arbeitsbedingungen und bessere Bezahlung und mehr Fachkräfte. Allein in Gelsenkirchen sind bei GeKita (Gelsenkirchener Kindertagesbetreuung der Stadt Gelsenkirchen) von ca. 1.300 Stellen 10% der Stellen nicht besetzt, ein ähnliches Bild zeigt sich im Jugendamt. Hinzu kommt die ganze Situation durch Corona.
Der 8.3. als internationaler Frauentag wird der erste Streiktag und Auftakt für diese Tarifrunde. Nur ein sehr kleiner Teil der Beschäftigten hat sich für einen unbefristeten Streik ausgesprochen oder auch mal für eine Woche zu streiken aufgrund der Situation für die Kinder und Jugendlichen durch die ganze Coronapandemie. Daher sind einzelne Streiktage beschlossen. Es geht um die Aufwertung der sozialen Berufe, da sie weiterhin niedriger bezahlt werden als z.B. technische Berufe, denn im Kapitalismus zählt der Profit und nicht der Mensch und somit wird die Arbeit am Menschen und mit Menschen niedriger bezahlt. Und weil es typische Frauenberufe sind und daher Frauen im Betrieb ja jederzeit ausfallen können für Schwangerschaft, Betreuung der Kinder, Pflege der Angehörigen – also die doppelte Ausbeutung und Unterdrückung!
Das erfordert eine breite Solidarität und Unterstützung! Weitere Infos gibt es auf der ver.di Homepage auch mit einer Unterstützungskampagne – mehr-braucht-mehr.verdi.de. Allen Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst empfehle ich, sich genauer bei ver.di vor Ort zu informieren, sich in ver.di zu organisieren und aktiv zu werden – davon lebt die Gewerkschaft!! Glück auf!