Dokumentiert aus "Neues Deutschland" vom 31.12.1993

Dokumentiert aus "Neues Deutschland" vom 31.12.1993

1993: Putin nahm sich Pinochet als Vorbild

Unter der Überschrift „Sankt Petersburger Politiker will Diktatur - Pinochet als Vorbild“ brachte die Zeitung "Neues Deutschland" am 31. Dezember 1993 eine Meldung über Wladimir Putin, der damals Zweiter Bürgermeister von Sankt Petersburg war.

Von Rote Fahne

Wladimir Putin, Zweiter Bürgermeister von Sankt Petersburg und Vorsitzender des Komitees für Außenbeziehungen der Sechs-Millionen-Stadt, hat vor deutschen Wirtschaftsvertretern deutlich gemacht, dass eine Militärdiktatur nach chilenischem Vorbild die für Russland wünschenswerte Lösung der gegenwärtigen politischen Probleme wäre. …

 

Putin antwortete auf Fragen von Vertretern von BASF, Dresdner Bank, Alcatel und anderen, die im ehemaligen Petersburger DDR-Generalkonsulat zusammentrafen.

 

Dabei unterschied Putin zwischen „notwendiger“ und „krimineller“ Gewalt. Kriminell sei politische Gewalt, wenn sie auf die Beseitigung marktwirtschaftlicher Verhältnisse abzielen, „notwendig“, wenn sie private Kapitalinvestitionen befördere oder schütze. Er, Putin, billige angesichts des schwierigen privatwirtschaftlichen Weges eventuelle Vorbereitungen Jelzins und des Militärs zur Herbeiführung einer Diktatur nach Pinochet-Vorbild ausdrücklich.

 

Putins Ausführung wurden sowohl von den deutschen Firmenvertretern als auch von dem anwesenden stellvertretenden deutschen Generalkonsul mit freundlichem Beifall aufgenommen.