Schweinfurt
Arbeiterprotest gegen Weltkriegsgefahr
Am 1. März kam es bei SKF zu einer halbstündigen Protestkundgebung an allen drei Werken. Sie fanden am Werkstor unter dem Motto „Friedenszeichen an die Ukraine“ statt. Es waren ca. 2000 Kolleginnen und Kollegen dabei. Eine sehr hohe Beteiligung mit über 90 Prozent der Anwesenden. Das bringt den großen Friedenswillen der Arbeiterinnen und Arbeiter sowie ein breites Bedürfnis zur Hilfe und Solidarität zum Ausdruck. Ein kämpferischer Kollege berichtete, dass er dieses Thema bereits vor der Kundgebung in die Sitzung der Vertrauenskörperleitung eingebracht hat.
Der Betriebsratsvorsitzende von SKF drückte auf der Kundgebung seine Betroffenheit über die Situation der Kollegen im Zweigwerk Lutsk aus. Dort sind ca. 1200 Kollegen beschäftigt. Es steht still und einige Kollegen wurden einberufen. Der Betriebsrat steht in direktem Kontakt mit dem Betriebsrat dort und erklärte seine Solidarität. Zusammen mit dem Vertreter der Geschäftsleitung wurde eine gemeinsame Erklärung vorgelesen, in der stand, dass man Mitgefühl habe - vor allem mit von dem russischen Angriff Betroffenen. Sie würden an die Toten und die Leute in den Kellern und Bunkern denken. Die Menschen seien die Leidtragenden der Auseinandersetzung. Die Geschäftsführung von SKF werbe für den Frieden und sei in Gedanken bei den SKF-Mitarbeitern dort. Sie bräuchten Kraft, dass sie in Sicherheit bleiben. SKF hätte sich als Weltkonzern „immer für kulturelle Verbindungen eingesetzt“ und sei eine „weltumspannende SKF-Familie“.
Die SKF-Geschäftsführung verfolgt damit auch das Kalkül, den Friedenswunsch und die Solidarität der Kollegen zu missbrauchen, um eine Variante der bürgerlichen Ideologie zu verbreiten: Die besondere Betriebsphilosophie der „Werksfamilie“. Das ist Ausdruck des imperialistischen Pazifismus. Wenn auch nicht so deutlich, wird einseitig allein Russland die Schuld zugeschoben. Wenn auf einmal die Geschäftsführung für die Kollegen in der Ukraine ihr Herz entdeckt, hat das doch einen anderen Hintergrund: Im Werk Lutsk werden kleine Lager für das Werk Lüchow / Deutschland hergestellt, die dringend für die Autoindustrie gebraucht werden. Die Unterbrechung der Lieferkette bei der heutigen „Just-in-time“-Produktion bedeuten einen Profiteinbruch. Für uns stehen die Arbeiter in der Ukraine, aber auch in Russland und anderswo im Mittelpunkt. Diese für den aktiven Widerstand gegen die akute Gefahr eines Dritten Weltkriegs zu gewinnen, ist die wichtigste Aufgabe.
Der Kampf um die Denkweise ist unter der Belegschaft entfaltet und aufgewühlt. So meinte ein Kollege: „Ich habe jetzt nicht zwei Jahre die Maske getragen, um mich dann erschießen zu lassen“. Unter Arbeitern muss erst einmal zu der grundlegenden Einheit gelangt werden, dass wir eine Klasse sind. Davon ausgehend gilt es, die aktuelle Situation einzuschätzen.
Im Vorfeld der Kundgebung wurden die Erklärungen des Zentralkomitees der MLPD von den Kolleginnen und Kollegen gut genommen. Es ist aber noch einiges an bewusstseinsbildender Arbeit zu leisten. Ein anderer Kollege meinte z. B.: „Die Bundeswehr hat die 100 Milliarden nötig, um unser Land zu verteidigen“. Hier konnte man aber gut klären, dass Kampfflugzeuge und Hubschrauber, die jetzt vor allem gekauft werden sollen, keine Verteidigungswaffen sind und dass wir zum bitteren Ende den Blutzoll für die Interessen des Kapitals zahlen sollen. Ein Kollege meinte, die Erklärungen müssen noch mehr die Gefahr des Atomkriegs behandeln. Auch das bringt eine richtige Einschätzung und Sorge zum Ausdruck.