Evonik

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"Lülsdorf: Die kapitalistisch-zynische Realität - Die Belegschaft hat ihre Schuldigkeit getan... Sie kann gehen? Nein!"

Geht es nach dem Willen von Kullmann (Christian Kullmann, Vorstandsvorsitzender von Evonik Industries, Anm. d. Rote Fahne Red.), dann würde das Werk Lülsdorf abgestoßen. Nach seinem Sprachgebrauch gehört es nicht mehr zu den "Premiumstandorten" der hochgelobten "Evonikfamilie". Die 600 Kolleginnen und Kollegen am Standort sollen als Ganzes verhökert werden, ihnen und ihren Familien gehört unsere Solidarität. Kullmann zynisch: "Bei Evonik fällt niemand ins Bergfreie!"

Aus Kollegenzeitung "Rührwerk"

Dass das nicht stimmt, hat die RAG (ehemals Ruhrkohle AG, Anm. d. Rote Fahne Red.) zur Genüge bewiesen. Hinzu kommt, dass wohl bei Evonik, die bereits in den 1970er-Jahren bei der RAG eingeführte Tradition der "Hitlisten" bei den Zechenstandorten, auch hier Einzug halten soll. Das heißt nun: "Premiumstandorte!"

 

Machen wir uns nichts vor: Es geht dabei knallhart um die Erzielung von Maximalprofiten, und die Entscheidungen werden danach gefällt, was der Weltmarkt hergibt. Bereits am 5. Oktober 2021 äußerte sich Kullmann zu Lülsdorf: "Mit unserem Fokus auf margenstarke Spezialchemikalien ist eine Weiterentwicklung für uns jedoch nicht mehr möglich... . " Früher hätte man gesagt: Die Ratten verlassen das sinkende Schiff. Im Klartext sagt Kullmann: Profitinteressen gehen vor Umweltschutz.

 

Am Standort Lülsdorf werden hauptsächlich Alkoholate hergestellt - nach dem Amalgamverfahren. Bereits in den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts stand das Verfahren in der Kritik. Zum einen wegen dem hochgiftigen Quecksilber und der Produktion von Chlor. Hauptsächlich ging es dabei um das Quecksilber, berüchtigt als Nervengift oder Minamata-Krankheit (trat Mitte der 1950er-Jashre in der japanischen Yatsushiro-See in der Umgebung der Stadt Minamata auf.) Die EU beschloss schon länger, Ende 2017 die Produktionsmethoden zu verbieten. Sondergenehmigungen wurden bis 2027 verlängert: Für BASF und Evonik! Für Natriummethylat hatte Evonik bereits 2017 ein Alternativverfahren parat: Die "reaktive Destillation".

 

Sie läuft bereits in Mobile / Alabama und Puerto General San Martin / Argentinien amalgamfrei, allerdings mit doppelt so viel Energie (aus VDI-Nachrichten, 21.09.2017).

 

Warum wird nicht mit Hilfe regenerativer Energien (z. B. Solarzellen), die benötigte Energie hergestellt, auf Evonikflächen?

 

Fakt ist: Erst bezahlen die Arbeiter die umweltschädliche Produktion mit ihrer Gesundheit, und wenn sie nicht genug Profit bringt: Deckel drauf! Noch im Februar 2021 ist ein Kollege in Lülsdorf wegen Chloraustritt verletzt worden. Was wohl passieren würde, wenn es zu einem größeren Unfall bei Evonik Goldschmidt kommen würde? Das wäre furchtbar, keiner will das, aber täglich rechnen mehr Kollegen damit.

 

Würden wir dann mit unserer Gesundheit und unserem Arbeitsplatz bezahlen müssen - oder gar mit unserem Leben? Kampf um jeden Arbeitsplatz! Die Belegschaft muss im Konzern bleiben, auf Kosten der Evonikprofite! An dem Beispiel sieht man anschaulich, das im Kapitalismus die Umwelt gnadenlos den Maximalprofitinteressen geopfert wird - mit Hilfe der EU.