Newroz-Feierlichkeiten

Newroz-Feierlichkeiten

Erfurt und Lübeck: Fröhlich, kämpferisch, kulturvoll

Die Rote Fahne Redaktion berichtet weiter von den kurdischen Newroz-Feierlichkeiten, die am Wochenende in vielen Städten Deutschland begangen wurden:

Von Korrespondentinnen und Korrespondenten
Erfurt und Lübeck: Fröhlich, kämpferisch, kulturvoll
Halay-Tanz auf dem Newroz-Fest in Lübeck (rf-foto)

 Newroz in Erfurt – thüringenweit, kulturvoll, im Zentrum der Stadt

Newroz, das kurdische Neujahrsfest, war und ist immer ein Fest des Widerstands – so auch in Erfurt. Mitten auf dem zentralen Domplatz, mitten unter der Bevölkerung wurde das diesjährige Newroz thüringenweit begangen. 250 bis 300 kurdische Teilnehmerinnen und Teilnehmer wollten zeigen: Der kurdische Freiheitswille lebt und ist stärker als jede Unterdrückung. Wir von MLPD und Jugendverband REBELL waren mittendrin. Gemeinsam wurde rund um das kurdische Neujahrsfeuer gefeiert, gesungen und getanzt. Dazwischen gab es kurze Redebeiträge zur Situation in Rojava - den kurdisch-syrischen Gebieten - und zur Forderung nach Freiheit für Abdullah Öcalan. Gerade weil dieses farbenfrohe und kulturvolle Fest viel Aufmerksamkeit - auch der Bevölkerung - auf sich zog, war es schade, dass alle Reden der Kurdinnen und Kurden ohne Übersetzung in ihrer Sprache gehalten wurden. Die MLPD Thüringen war die einzige Partei, die solidarische Grüße überbrachte. Ein wichtiger Bestandteil ihrer Rede war die Durchdringung der gegenwärtigen Weltsituation mit den Erfahrungen der Kurdinnen und Kurden .

 

Sie sagte: „...Das neuimperialistische Russland hat einen Aggressionskrieg gegen die Ukraine vom Zaun gebrochen. Wenn die Kurden die aktuellen Bilder bombardierter Städte in der Ukraine sehen, dann können sie sehr gut nachempfinden, was das für die Bevölkerung bedeutet. Sie kennen die Bilder bombardierter Städte. Sie wissen dabei sehr genau, dass … die NATO keine Friedensmacht ist – im Gegenteil: Als Erdoğan in Efrîn einmarschiert ist, hatte er den Segen der USA und von Wladimir Putin! Wo ist der Aufschrei der deutschen Bundesregierung gegen die Bombardierung kurdischer Gebiete und Dörfer durch das Nato-Mitglied Türkei? Als 1999 Abdullah Öcalan verhaftet wurde, hatten die Geheimdienste mehrerer europäischer Länder ihre dreckigen Hände im Spiel – Freiheit für Abdullah Öcalan. ...“

 

In Gesprächen berichteten kurdische Flüchtlinge von ihrer persönlichen Solidarität mit ukrainischen Familien, aber auch von der Doppelmoral des deutschen Staates. So bekommen aktuell ukrainische Familien manchmal innerhalb von 24 Stunden eine Wohnung zugewiesen, während sie selber, oder auch alleinerziehende afrikanische Mütter mit Kindern, oft schon über drei Jahre in solchen Sammelunterkünften leben müssen. Alle Flüchtlinge haben das Recht auf eine menschenwürdige Unterbringung.

 

Am Infostand der MLPD wechselte grundsätzliche Literatur den Besitzer, so zur Krise der bürgerlichen Ideologie und des Opportunismus, zu neuen Perspektiven im Kampf um die Befreiung der Frau und zur Herausbildung neuimperialistischer Länder.

Ein fröhliches und kämpferisches Newroz-Fest in Lübeck

Immer mehr Kurdinnen und Kurden schlossen sich am 27. März dem kämpferischen Marsch durch die Innenstadt zu ihrem Newroz-Fest an. Vor Beginn erfolgte eine respektlose und schikanöse Kontrolle ihrer Fahnen durch die Polizei. Bilder von Abdullah Öcalan und PKK-Fahnen waren verboten, auch Fahnen der PYD aus Rojava sollten aussortiert werden – und das in einem Land, in dem angeblich gerade die „freiheitlichen westlichen Werte verteidigt“ werden.

 

Wir wandten ein, dass diese Partei nicht verboten sei. Dann wurden die Fahnen doch zugelassen. Auf der Demonstration waren die Rufe nach Freiheit für Apo (Öcalan) und für die Aufhebung des PKK-Verbotes dann doch laut, aber für Polizeiohren nicht verständlich.

 

Damit uns auch die deutschen Passanten verstehen, erinnerte ein MLPD-Genosse am Lautsprecher daran, dass die kurdischen Befreiungskämpfer die IS-Faschisten geschlagen und dass ICOR-Organisationen in Kobanê ein Gesundheitszentrum errichtet haben: „Dies war ein gerechter Befreiungskrieg im Gegensatz zum Krieg in der Ukraine, wo zwei imperialistische Machtblöcke den Weltfrieden gefährden. Die Völker der Welt müssen gemeinsam gegen die drohende Gefahr eines Dritten Weltkrieges kämpfen.“

 

Vor der Musik- und Kongresshalle tanzten etwa 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsam im Geiste der internationalen Solidarität um einen Feuerkorb. Drei junge Kurden trugen sich in die Mitmachliste für die Widerstandsgruppe des Jugendverbands REBELL gegen alle Kriegstreiber ein. Anschließend bedankten sich kurdische Mitkämpfer herzlich bei der MLPD, die leider als einzige deutsche Organisation ihre Solidarität praktisch bekundete.