"Mini-Nukes"
Wie die USA und Russland einen Atomkrieg "führbar" machen wollen
Seit Jahren arbeiten sowohl der US-amerikanische als auch der russische Imperialismus an neuen taktischen Atomwaffen mit geringerer Sprengkraft, auch unter dem zynischen Namen "Mini-Nukes" bekannt.
Das US-Militär verfügt seit 2019 über Atomraketen vom Typ W76-2, die unter anderem von Trident-U-Booten aus gestartet werden können. Ihre Entwicklung wird von US-Seite gerne als "Antwort" auf die Entwicklung ähnlicher Waffen durch die russische Rüstungsindustrie bezeichnet. Denn sie erlaubten dem Westen, "mit einem begrenzten nuklearen Gegenschlag zu drohen - ohne dass sofort die Welt untergeht".1
Ersteinsatz von vornherein geplant
Tatsächlich wurde in den USA die Entwicklung dieser Waffen schon lange vor Russland begonnen. Und sie hatte von vornherein eine offensive Ausrichtung. So forderte der Vereinigte Generalstab der US-Streitkräfte bereits 1995 in seiner Nukleardoktrin den Einsatz von Nuklearwaffen "kleinerer Sprengkraft". Zur Begründung hieß es: "Operationen müssen mit dem Ziel geplant und ausgeführt werden, die gegnerischen Trägersysteme für Massenvernichtungswaffen und die unterstützende Infrastruktur zu zerstören oder auszuschalten, bevor diese gegen die eigenen Kräfte zum Einsatz kommen können. Aus diesen Gründen sollten offensive Operationen gegen feindliche Massenvernichtungswaffen und deren Trägersysteme unternommen werden, sobald die Feindseligkeiten unausweichlich erscheinen oder beginnen."2
Auch der dänische Friedensforscher Hans Kristensen weist in einem von der "Föderation amerikanischer Wissenschaftler" (FAS) veröffentlichten Artikel darauf hin, dass die von den Militärs mit diesen Waffen verbundene Fähigkeit zur "prompten Reaktion" keineswegs nur defensiv gemeint ist: "'Prompte Reaktion' bedeutet, dass ... die W76-2 als taktische Nuklearwaffen verwendet werden würden, möglicherweise in einem Ersteinsatz-Szenario oder unmittelbar nach der Eskalation Russlands ... . Die Vereinigten Staaten haben sich geweigert, den Ersteinsatz von Atomwaffen auszuschließen."3
Bezeichnenderweise rechtfertigen die von der Putin-Regierung 2014 beschlossenen neuen nuklearen Leitlinien ebenfalls den Einsatz von Atomwaffen in allen Gefechten, die russische Truppen auf andere Art nicht gewinnen können. Inzwischen verfügt die russische Armee über eine vierstellige Zahl kleinerer, "nicht-strategischer" nuklearer Sprengköpfe. Sie können unter anderem mit Iskender-Raketen, die eine Reichweite von 500 Kilometer haben, ins Ziel gebracht werden.
Verheerende Zerstörungen und Opferzahlen
Solche Waffen als "Mini-Nukes" oder "Low Yield"-Bomben ("geringe Zerstörung") zu verharmlosen, offenbart die ganze imperialistische Menschenfeindlichkeit. Während die strategischen Atomwaffen der USA und Russlands über eine Sprengkraft von mehreren hundert Kilotonnen TNT verfügen, kommt eine W76-2 zwar "nur" auf 5 Kilotonnen TNT. Auch das entspricht aber der Wirkung von einem Drittel der Hiroshima-Bombe, die eine Großstadt auslöschte und rund 136.000 Todesopfer forderte.
Bereits der Einsatz solcher Waffen würde also verheerende Zerstörungen und Opferzahlen hervorrufen und in einem Land wie der Ukraine nur noch verbrannte Erde hinterlassen. Es ist eine tödliche Illusion oder bewusste Irreführung der imperialistischen Kriegsplaner, dass damit der Einsatz strategischer Atomwaffen und damit die mögliche Vernichtung der ganzen Menschheit vermieden werden könnte. Mit kleinen Atombomben würde nur eine weitere, nicht absehbare nukleare Eskalation eingeleitet.
Deshalb bleibt die Forderung nach dem Verbot und der Vernichtung aller atomaren, chemischen und biologischen Waffen hochaktuell. Notwendig ist der aktive Widerstand gegen den imperialistischen Krieg in der Ukraine und die akute Weltkriegsgefahr.