Von der Ampel-Regierung wird sie bestritten
Was sind die Ursachen für die hohe Kinderarmut?
Auf die Frage der WAZ, ob es arme Kinder in Deutschland gibt, antworteten ein elfjähriger Junge in Gelsenkirchen: „Nein. Die gibt es eher in anderen Ländern“. Insgesamt schätzten die Kinder bei der Umfrage ein, dass es etwa 2 % arme Menschen in Deutschland gibt. Das wären dann etwa 1,6 Millionen Menschen.
Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Von den rund 13,75 Millionen Kindern und Jugendlichen in Deutschland sind 2,77 Millionen arm, darüberhinaus gilt jedes fünfte Kind als armutsgefährdet. Arm ist man nicht erst als „Bettler oder Obdachloser“, sondern als arm gilt, wenn das Einkommen weniger als 60 Prozent eines Mittelwerts für Privathaushalte hat (für die Berechnung wird eine Skala der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit – OECD genutzt). Das sind 1.126 Euro für Singles, 1.463 Euro für Alleinerziehende mit einem kleinem Kind und 2.364 Euro für eine vierköpfige Familie.
Diese Armut bedeutet, dass Kinder an Dingen nicht teilnehmen können, die eigentlich für jedes Kind selbstverständlich sein müssten: Der Sportverein, mal ins Kino oder Schwimmbad gehen, Musikunterricht usw. Arme Kinder haben oft kein eigenes Zimmer. Sie spielen und lernen in Wohnzimmer und Küche, haben zu wenig Ruhe und können auch nicht einfach andere Kinder zu sich nach Hause einladen. Viele arme Kinder bekommen nicht jeden Tag eine warme Mahlzeit.
Der Grund für die Armut liegt
- in der Arbeitslosigkeit, in sinkenden Reallöhnen und in einem viel zu niedrigen Hartz-IV-Satz.
- in horrend gestiegenen Mieten, in hohen Preisen für viele Dinge, die man für Kinder braucht.
- in einem allgemein hohen Preisniveau in Deutschland und den aktuellen Faktoren wie der massenhaften Vernichtung der Arbeitsplätze aufgrund der Weltwirtschafts- und Finanzkrise seit 2018 in Wechselwirkung zur Coronakrise. Die hohen Preissteigerungen, verursacht durch die Monopole selbst, für Lebensmittel, Mieten, Heiz- und Spritkosten und weitere, tragen ebenso zu der materiellen Not der Familien bei.
Die Ampel-Koalition bezweifelt das jedoch. Kryptisch antwortet sie auf eine Anfrage der Linkspartei-Fraktion zur Kinderarmut: „Armut ist ein gesellschaftliches Phänomen mit vielen Facetten. Sie ist im Wesentlichen ein Mangel an Mitteln und Möglichkeiten, das Leben zu gestalten. Als komplexes Phänomen entzieht sie sich einer einfachen und eindeutigen Messung. Das gilt auch für die Armut von Kindern“. Dass die Ampel-Regierung unfähig ist, „komplexe Phänomene“ wissenschaftlich zu analysieren, beweist sie in ihrem Beschluss zum Auslaufen der bundesweiten Corona-Schutzmaßnahmen und ihrem Ausweichen vor einer Impfpflicht. Das setzt sich hier fort. Gemäß der neopositivistischen Methode, nur auf der Grundlage beobachtbare Erscheinungen Aussagen zu treffen, wird im Prinzip einfach behauptet, dass dieses „komplexe Phänomen“ nicht wirklich messbar und ergründbar ist. Vielleicht will man es aber auch nicht so genau ergründen, sondern lieber die gesellschaftlichen Zusammenhänge agnostizistisch ausblenden.
Sonst käme wieder einmal der Kapitalismus in den Blick, dem die Ampel-Regierung doch unbedingt Veränderungsfähigkeit zuspricht. Real versucht die Bundesregierung von den wirklichen Ursachen der Kinderarmut abzulenken mit dem Gefasel vom „Phänomen mit vielen Facetten“. Mit der Beschränkung auf „Mangel an Mittel und Möglichkeiten“ wird indirekt sogar den betroffenen Familien die Schuld in die Schuhe geschoben. Kinderarmut hat natürlich individuell vielfältige Ursachen. Gesamtgesellschaftlich betrachtet ist sie jedoch wesentlich zurückführen auf die arbeiter- und familienfeindliche Politik der Bundesregierungen der letzten Jahrzehnte. Besonders hervorstechend war dabei die Schröder/Fischer (SPD-Grünen)-Regierung 2004 mit der Einführung der Hartz-Gesetze und der Ausweitung des Niederiglohn-Sektors.
Die permanente Suche nach Sonderangeboten und Spartipps hilft nicht wirklich aus der Misere und wirkt sich als Dauerstress auf die Familien und die Kinder aus. Deshalb setzt sich die MLPD für den Zusammenschluss der Arbeiter und ihrer Jugend und den organisierten Kampf zu Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse ein. Um die Kinderarmut wirksam zu bekämpfen, muss der Kampf um höhere Löhne und Gehälter geführt werden. Für mindestens 10 Prozent Lohnnachschlag! Stärkung der Montagsdemos als bundesweite kämpferische Kraft gegen Staat und Monopole! Die Wohngebietsgruppen der MLPD machen in den Stadtteilen eine bewusstseinsbildende Arbeit zur Gewinnung der Eltern für den aktiven Kampf und erziehen zur Hilfe zur Selbsthilfe“. Sie fördern, dass sich Eltern und Kinder organisieren in Selbstorganisationen der Massen wie dem Frauenverband Courage oder dem Jugendverband REBELL mit der Kinderorganisation ROTFÜCHSE.
Erst im echten Sozialismus, wenn die Ausbeutung von Mensch und Natur beendet wird, wird auch das Problem der Armut als eine gesetzmäßige Begleiterscheinung des Kapitalismus überwunden werden. Der sozialistische Staat wird Verantwortung für die Daseinsfürsorge, allseitige Bildung und Ausbildung, einem vielfältigen Angebot an Kultur- und Freizeit für alle Kinder und Jugendliche übernehmen!
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