Thüringen
„Antideutsche“ in der Krise
Am 2. April folgte das Landesjugendtreffen der Linksjugend einem Antrag zur Auflösung des Thüringer Landesarbeitskreises „Sisyphos“ in der Linksjugend. Die Auflösung erfolgt völlig zu Recht, nachdem dieser Arbeitskreis wiederholt durch rassistische, massenverachtende und islamophobe Äußerungen aufgefallen ist.
Der Arbeitskreis bezeichnet sich selbst als „ideologiekritisches Korrektiv“. Welche Ideologie genau er kritisieren will, lässt er offen. Bei näherer Betrachtung wird allerdings deutlich: Kritisiert wird die proletarisch-internationalistische Ideologie, wenn z. B. jegliche Kritik an der Besatzungspolitik Israels als „antisemitisch“ diffamiert wird. Propagiert wird hingegen eine teilweise offen-reaktionäre (bürgerliche) Ideologie. Bei manchen ihrer Veröffentlichungen würde man eher die AfD als Autor vermuten.
Hier einige Kostproben:
- Am 10. Januar 2020 kritisierten sie einen Artikel der Linkspartei, der Donald Trump als „Rocket Man“ bezeichnete, und schrieben - bezogen auf die Iran-Politik von Trump: „Thank you, Mr. President!“. Sympathie für den faschistischen (ehem.) Präsidenten Donald Trump zu äußern lässt tief blicken.
- Am 26. Februar 2021 kommentierten sie auf Facebook jubelnd die Tagesschau-Meldung „EuGH-Gutachten: Kopftuch-Verbot am Arbeitsplatz ist zulässig“. Vermummen dürfen sich nach ihrer Auffassung wohl nur „Antideutsche“ wenn sie auf Demonstrationen gehen oder christliche Nonnen. Alle anderen sollen sich bitte an die Normen der Abendländische Kultur halten. Viele ukrainische Frauen tragen übrigens bei der Arbeit auch gerne ein Kopftuch. Mal schauen, wie sich der Arbeitskreis dazu positioniert.
- Am 21. November 2021 schrieben sie auf Twitter: „dass die größte Gefahr für jüdisches Leben & liberale Lebensweisen nicht mehr von der klassischen Rechten, sondern eben von Islamisten ausgeht“. Wer faschistische Attentate begeht, ist ein Faschist! Egal ob er christlichen Glaubens ist (wie der Attentäter von Christchurch / Neuseeland) oder muslimischen Glaubens (wie der Attentäter auf „Charlie Hebdo“). Millionen Christen und Millionen Muslime lehnen solche Attentate im Namen der Religion ab! Es ist gleichzeitig eine Relativierung der faschistischen Gefahr.
- Am 7. Januar 2022 schrieben sie auf Twitter: „Nieder mit dem Islam - Für Freiheit und Kommunismus!“. Hier wird nicht mehr die reaktionär-fundamentalistische Auslegung des Islam verurteilt, sondern der Islam an sich und das auch noch im Namen des Kommunismus. Das ist Islamophobie und damit eine Form von Rassismus! Und die oben verteidigte „liberale Lebensweise“, also die alltägliche Ausbeutung und Unterdrückung der kapitalistischen Gesellschaft ist übrigens mit den Idealen des Kommunismus nicht vereinbar.
Wer allerdings glaubt, die Linksjugend hätte sich nun öffentlich von solchen Äußerungen distanziert oder gar eine selbstkritische Aufarbeitung geleistet, der muss enttäuscht werden. Solidaritätsbekundungen kamen u. a. von Carla Büttner, Mitglied im Landesvorstand der Linkspartei in Sachsen.
Laut dem Arbeitskreis „Sisyphos“ wurde die Auflösung auch nicht durch „Antiimps (Anti-Imperialisten)… durchgesetzt, sondern(von) Leute(n) mit einem autoritären Politikverständnis“. Typisches Verhalten von „Antideutschen“: Gegenüber anderen arrogant-autoritär auftreten, sich selbst dabei „antiautoritär“ nennen und Kritik an ihnen als „autoritär“ abtun.
Der Landesverband Solid bleibt mit diesem Beschluss in seiner Führung jedoch genauso „antideutsch“ wie er vorher war (so wie auch der in Sachsen und Sachsen-Anhalt). Offenbar wollte man aber die Krise der Linkspartei etwas abmildern, indem solche krassen Äußerungen besser nicht mehr offiziell im Namen der Linksjugend gemacht werden dürfen.
Wer fortschrittliche, internationalistische Politik sucht, der ist im Jugendverband REBELL gut aufgehoben!