Nachruf
Frank Baier ist tot
Am 9. April 2022 ist eine der bekanntesten und intensivsten kulturellen Stimmen des Ruhrgebiets für immer verstummt: Frank Baier, der „Pottpoet“, der „Master of Ukulele“, wie er liebevoll von seinen vielen Fans, nicht nur im Ruhrgebiet, genannt wurde, ist in Duisburg verstorben.
Baier, der am 12. Februar 1943 in der Nähe von Braunschweig geboren wurde, war besonders der Identität und den Liedern und Texten des Ruhrgebiets, der Kumpel, der Malocher sowie der breiten Masse der Menschen im Revier verbunden. Ab 1981 hatte der zweifache Vater ein altes Zechenhaus in der Rheinpreußen-Siedlung in Duisburg-Homberg bezogen und lebte dort mit seinem musikalischen Archiv. Seit den 1970er-Jahren war er politisch aktiv und stand mit seinen Liedern - wie wenige andere - an der Seite der Kämpfe der Bergleute. Baiers fortschrittliche politische Positionen, sein Engagement für die Arbeiterbewegung – auch für die revolutionäre Arbeiterbewegung – trugen dazu bei, dass seine Lieder im WDR aus politischen Gründen bis in die späten 1980er-Jahre nicht gespielt werden durften.
Auch der MLPD und dem Kultursaal der Horster Mitte war Frank Baier freundschaftlich verbunden. So spielte er mehrmals im Kultursaal der Horster Mitte, entweder solo oder in Zusammenarbeit mit der Gruppe „Die Grenzgänger“. Programme wie „Keine Bange Leschinsky“, oder das 2003 - wiederum mit „Die Grenzgänger“ und dem Bremer Musiker Michael Zachial entstandene - Programm „1920 – Lieder der Märzrevolution“, das sich thematisch mit den Kämpfen der Roten Ruhrarmee gegen den Kapp-Putsch und für ein sozialistisches Deutschland im Jahr 1920 befasste, waren kulturelle Highlights im Kultursaal. Sein Auftritt „Gesänge des Ruhrgebiets 1870-1980“ auf dem Adventsbasar in der Horster Mitte im Jahr 2015 sorgte ebenso für Begeisterung, wie sein Engagement zur Spendengala zur Vorbereitung der 2. Internationalen Bergarbeiterkonferenz 2016, die ebenfalls im Kultursaal Horster Mitte stattfand.
Gegen das kurzzeitige Nutzungsverbot des Kultursaals Horster Mitte schrieb er seinerzeit die folgende Solidaritätserklärung: „In unserer Rheinpreußen-Siedlung musste auch die Bausubstanz als Grund für den Abriss der Zechenhäuser herhalten. Das war glatt gelogen! Wir hatten Gegengutachten von Architekten der Uni von Aachen. Heute werden die neu gebauten Hochhäuser abgerissen - die alten 100-jährigen Häuser der Kolonie bleiben stehen! Mit allen Mitteln gegen die 'Stadtverwaltung Gelsenkirchen' wehren“. Frank Baier, Ruhrgebietsmensch und Kämpfer, wie man ihn im Revier kannte. Er wird uns fehlen.