Flüchtlinge

Flüchtlinge

Je mehr wir uns für uns selbst freuen, desto trauriger sind wir für unser Freunde

Den folgenden Bericht hat der Flüchtling Anil Kaya via Twitter veröffentlicht.

Je mehr wir uns für uns selbst freuen, desto trauriger sind wir für unser Freunde
Anil Kaya und Sinem Mut mit ihrem Anwalt Roland Meister (rf-foto)

Wir hatten anstrengende, zermürbende Zeiten. Wir sind mit einem Gefühl der Solidarität und Gerechtigkeit standhaft geblieben. Jetzt schreiben wir, um eine gute Nachricht mit Ihnen zu teilen.

 

Hallo, wir haben Sie zuvor über unser Asylverfahren in Deutschland informiert und gesagt, dass unser erster Antrag im Jahr 2019 vom BAMF und vom Gericht abgelehnt wurde. Trotz dieser Entscheidung haben wir den Prozess weiter hoffnungsvoll verfolgt und 2021 erneut Asyl beantragt. Auch dieser Antrag wurde im Dezember abgelehnt und es wurde entschieden, dass wir abgeschoben werden sollen.

 

Auch gegen diese Entscheidung haben wir Widerspruch eingelegt und im Januar 2022 über unseren Rechtsanwalt Roland Meister, der uns während des gesamten Prozesses nicht allein gelassen hat, Klage beim Landgericht eingereicht. Wir forderten, dass unsere Abschiebungsentscheidung gestoppt wird. Und im jetzigen Stadium dieses kräftezehrenden Verfahrens hat das Gericht unter Einsatz unseres Anwalts und seiner Kanzlei unserem Antrag am 22. März 2022 stattgegeben: Der Abschiebungsbescheid gegen uns wurde gestoppt.

 

Wir haben am ersten Apriltag von der Entscheidung des Gerichts, diese Ungerechtigkeit zu beseitigen, erfahren und wir teilen sie jetzt mit Ihnen. Ja, ein Aufenthaltsrecht haben wir noch nicht erwirken können, aber diese Entscheidung des Gerichts ist für uns enorm wichtig. Nun hoffen wir auf eine positive Entscheidung des Gerichts für unser Bleiberecht.

 

Wir haben viele Dinge in unserem Leben um eine Weile verschoben. Jetzt fühlen wir uns sicherer und glücklicher. Wir wissen jedoch, dass es in Deutschland Dutzende von Flüchtlingen gibt, die sich nicht sicher fühlen. Je mehr wir uns für uns selbst freuen, desto trauriger sind wir für diese Freunde und das Unrecht, dass sie erlitten haben.

 

Wir fordern das Bleiberecht von Kurdinnen und Kurden, Alevitinnen und Aleviten, Menschenrechtsverteidigerinnen und Menschenrechtsverteidigern sowie Menschen, die aufgrund ihrer politischen Überzeugung ihre Heimat verlassen mussten und die von der Türkei politisch verfolgt und zu jahrzehntelangen Haftstrafen verurteilt wurden, sowie von Menschen, die vor Verfolgung und Krieg fliehen. Ihre drohenden Abschiebungen müssen gestoppt und ihre Asylanträge akzeptiert werden.

 

Abschließend möchten wir unseren Freundinnen und Freunden, Anwältinnen und Anwälten, Menschenrechtsverteidigerinnen und Menschenrechtsverteidigern, politischen Parteien, Menschenrechts- und Flüchtlingsorganisationen in der Türkei für ihre Solidarität mit uns in diesen schwierigen Tagen danken. Und natürlich auch: Vielen Dank an unseren Anwalt Roland Meister. In Solidarität und Freundschaft ….

 

Solidaritätserklärung vom vergangenen Jahr