Leipzig

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Rieseninteresse an antifaschistischer Bildung

Knapp 70 Menschen nahmen am 6. April an einem Rundgang um das Universitätsklinikum Leipzig (UKL) teil – mehr als von den Organisatoren erwartet. Thema war die Uniklinik in der „NS-Zeit“ – also der Zeit des Hitler-Faschismus.

Korrespondenz

Die Führung wurde entwickelt und durchgeführt von KritMed Leipzig, einem Zusammenschluss von Studierenden und kritischen Medizinern. Über mehrere Stationen wurde die Rolle der Medizin im Allgemeinen und am Uni Klinikum im Besonderen während der Zeit des Faschismus behandelt. Immerhin 45 Prozent der Deutschen Medizinerinnen und Mediziner waren während des Faschismus Mitglied der Hitler-Partei, NSDAP. Das waren sehr viel mehr als in der Gesamtbevölkerung. Bei den Universitätsmedizinern in Leipzig waren es sogar 75 Prozent.

 

Das UKL war eine deutschlandweite Drehscheibe und ein Zentrum der Euthanasie an Kindern, der Ermordung sogenannten lebensunwerten Lebens behinderter oder eingeschränkter Menschen. Auch an der Militärmedizin waren Ärztinnen und Ärzte des UKL beteiligt, ebenso an Menschenversuchen in den Konzentrationslagern der Faschisten.

 

KritMed war dabei wichtig, nicht nur Täter und Opfer darzustellen, sondern auch den Widerstand gegen den Faschismus zu würdigen. Stellvertretend wurde dafür Dr. med. Fritz Gietzelt und Dr. Margarethe Blank gedacht. Fritz Gietzelt war Widerstandskämpfer in den Reihen des Nationalkomitees Freies Deutschland und wurde nach dem Krieg Mitglied der KPD. Margarethe Blank wurde - von einem „Kollegen“ denunziert - nur drei Monate vor Kriegsende von den Faschisten hingerichtet.

 

Das waren gut 60 spannende und informative Minuten. Die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren Studierende, meist aus dem Fachbereich Medizin – so wie auch die Organisatoren, die sich an den einzelnen Stationen abwechselten. Sie freuten sich, dass auch einige Beschäftigte des UKL, vor allem Gewerkschafter von ver.di, dabei waren. Adressen wurden ausgetauscht und wir von ver.di vereinbarten, mit der Krankenpflegeschule am UKL Kontakt aufzunehmen. Denn dieser Rundgang ist hervorragend geeignet für den Sozialkundeunterricht für unsere Azubis.