Eisenach
Wann haben wir eigentlich die letzte Lohnerhöhung bekommen?
"Wann haben wir eigentlich die letzte Lohnerhöhung bekommen? Das muss doch schon drei oder vier Jahre her sein," meinte kürzlich ein Kollege. Wir arbeiten in einem Industriebetrieb mit über 500 Mitarbeitern, was in unserer Region schon ein Großbetrieb ist.
Wie so viele Betriebe ist auch dieser nicht tarifgebunden, er „lehnt sich an den Tarif an.“ Das bedeutet, die Geschäftsleitung übernimmt in der Regel die Tariferhöhung. In den letzten Jahren gab es aber nur T-ZuG und Transformationsgeld, was aber in freie Tage umgewandelt wurde. Einmalzahlungen können sowieso keine tabellenwirksame Lohnerhöhung ersetzen.
“Es ist doch bisher kein Tropfen Öl weniger aus Russland gekommen, da machen sich doch die Konzerne die Taschen voll!“ meinte ein anderer Kollege zu den Spritpreisen. Es ist nicht einzusehen, dass die Arbeiter für die Spekulanten und die Kriegs- und Krisenlasten aufkommen sollen.
„Bei der Inflation bräuchten wir 20% mehr Lohn“, meint ein Kollege. Gerade für Arbeiterfamilien ist die Inflation real viel höher als die offiziellen 7-8%. Der Betrieb hat einen Rekord-Auftragsbestand. In dieser Situation will die Geschäftsleitung massiv die Arbeitszeiten flexibilisieren. Wenn Teile da sind, Überstunden ohne Ende – ansonsten Minusstunden machen. Das wird die Widersprüche im Betrieb zuspitzen – eine gute Situation, um offensive Forderungen für Lohnnachschlag zu diskutieren. Viele Kollegen können sich selbständige Kampfmaßnahmen noch nicht vorstellen – bis auf Unterschriftensammlungen in der Abteilungen und einen Warnstreik kennen sie noch nicht viel. Der 1. Mai ist eine gute Gelegenheit, die Forderung nach mehr Lohn auf die Straße zu tragen, dazu müssen die Kollegen aber auch mit Vorbehalten, wie in der DDR der 1. Mai ablief, fertig werden.