Zum Gedenken an die Selbstbefreiung des KZ Buchenwald
Ein lehrreicher Ausflug nach Buchenwald
Mindestens 500 Menschen waren am 10. April zur Gedenkfeier an die Befreiung des KZ Buchenwald gekommen. Das Gedenken daran, dass es eine Selbstbefreiung war und dass es gelang, im KZ eine Einheitsfront der antifaschistischen Gefangenen von KPD, SPD, Gewerkschaften, Anarchisten, Christen usw. zu schmieden – das soll heute nach dem Willen der Gedenkstättenleitung keine Rolle mehr spielen.
Das Gedenken stand dieses Jahr im Zeichen des imperialistischen Kriegs in der Ukraine. Eine 96-jährige Buchenwald-Überlebende, die Ukrainerin Anastasia Gulej musste vor dem Krieg nach Deutschland fliehen. Der langjährige Vizepräsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora, Boris Romantschenko aus Charkiw, wurde vor wenigen Wochen bei einem russischen Bombenangriff getötet. Im Gedenken an ihn wurden die Zeilen des Schwurs von Buchenwald, die er 2015 bei der Erneuerung des Schwurs gesprochen hat, auf ukrainisch und russisch wiederholt: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“
Vor allem in den Beiträgen von ehemaligen Häftlingen oder Enkeln ehemaliger Häftlinge wurde der Widerstand der Kommunisten, Sozialdemokraten und Antifaschisten im KZ hervorgehoben. Vasile Nussbaum, Überlebender von Auschwitz und Buchenwald, würdigte die Rolle vieler Kapos – oftmals kommunistische oder antifaschistische Häftlinge –, die unter Einsatz ihres Lebens vielen anderen das Leben retteten. Die Enkelin des jüdischen Kommunisten Emil Carlebach betonte die Rolle des illegalen Internationalen Lagerkomitees und sprach von einer „Befreiung von innen und außen.“
Auch wenn beim offiziellen Gedenken niemand mehr von „Selbstbefreiung“ spricht, wurde in solchen Beiträgen das Besondere von Buchenwald lebendig: Unter widrigsten Bedingungen gelang es, unter Führung von Kommunisten das Internationale Lagerkomitee aufzubauen, viele wichtige Kapo-Stellen im Lager zu besetzen, Waffen ins Lager zu schmuggeln und in der Situation kurz vor dem Eintreffen der US-Armee, als noch Tausende Häftlinge auf Todesmärsche geschickt werden sollten, das Lager zu befreien.
Auch MLPD und REBELL Thüringen waren mit einer Delegation beim Gedenken vertreten. Wir wollten auch dieses Jahr den Besuchern auf dem Vorplatz der Gedenkstätte unsere Literatur und Flugblätter anbieten und zogen unsere Fahnen auf. Bereits nach wenigen Minuten kam der stellvertretender Direktor der Gedenkstätte mit der Polizei im Schlepptau und bedrohte uns mit einem Platzverweis, wenn wir weiter Flugblätter verteilen. Trotz anfänglichem Verbot setzten wir dann selbstbewusst das Tragen unserer Fahnen durch! Auch der Gedenkstättenleitung war wohl nicht entgangen, dass ihr Vorgehen bei vielen Besuchern für Empörung sorgte. Viele andere Organisationen waren auch mit ihren Fahnen vor Ort.
Die Gedenkstättenleitung konnte es aber nicht lassen, uns bei unserem Rundgang über das Gelände zwei Zivilpolizisten hinterher zu schicken, damit wir auch ja kein Flugblatt verteilen! Die Gedenkstättenleitung verweigerte jede inhaltliche Auseinandersetzung. Das zeigt ihre Defensive. Mit dem Verweis auf das Hausrecht der Gedenkstätte wurde nur gegen die MLPD vorgegangen. Ausgrechnet gegen die Partei, die heute noch in der Tradition von Ernst Thälmann steht, der in Buchenwald ermordet wurde. Offenbar soll genau dieses Gedenken an die Kommunisten, die bei der Selbstbefreiung Buchenwalds vornedran standen, und die MLPD, die den Kampf weiterführt für „die neue Welt des Friedens und der Freiheit“, was für uns der echte Sozialismus ist, unterbunden werden. Das führte aber erst recht dazu, dass wir mit vielen Menschen ins Gespräch kamen. Ein lehr- und erfolgreicher Ausflug nach Buchenwald im antikommunistischen Gegenwind!
Für den 8. Mai 2022 rufen Internationalistisches Bündnis und MLPD zu einem Signal für eine neue Friedensbewegung auf und zu einer Demonstration, die sich mit der Einweihung der sozialistischen Gedenkstätte für sieben Revolutionärinnen und Revolutionäre verbindet. Unter diesen Revolutionären, für die in Gelsenkirchen-Horst Gedenktafeln errichtet werden, ist selbstverständlich Ernst Thälmann.