Hamburg

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Es muss mehr gesungen werden!

"Willy" singt Arbeiterlieder. Willy steht für Wilhelmsburg, ein Arbeiter- und Migrantenstadteil in Hamburg. Schon Rosa Luxemburg hat hier Reden auf polnisch für die Hafenarbeiter gehalten.

Korrespondenz

Als mich meine Freundin fragte, ob ich Lust hätte, mit ihr in einen Chor zu gehen, schlug ich ihr vor, im Stadtteil einen Arbeiterlieder-Abend zu machen. Im Café der Honigfabrik war der Wirt zwar offen, aber skeptisch, ob das hier gut ankommt. Ruck zuck war der Flyer fertig und die rebellischen Musiker vom Hein-Köllisch-Platz eingeladen.

 

Gestern war es soweit. Fast 25 Leute, vor allem zwischen 25-35 Jahren, folgten der Einladung. Mit vorbereiten Texten und einer kleinen Erklärung führten wir durch den Abend! Alle waren begeistert. Der Abend war magisch.

 

Spontan wurde dreistimmig gesungen. Eine Kollegin meinte: "Da muss man mehr draus machen, diese Lieder geben einem so viel Energie, aktiv zu werden“. Ein anderer sagte: "Da fühlt man sich richtig verpflichtet, sich in die Geschichte einzureihen". Nachdem der Gitarrist Joachim Griesbaum dann kritisierte, dass zu wenig Hafenarbeiter-Lieder gesungen wurden, wechselten auch die mitgebrachten Liederbücher ihren Besitzer.

 

Einige waren auch skeptisch, ob das heute cool wird. Man singt ja so selten und wird von der bürgerlichen Kultur so eingeschüchtert. Wie bei DSDS, wo man fertig gemacht wird, wenn man den Ton nicht trifft. Diese Bedenken wurden spätestens mit dem zweiten Lied verdrängt. Es muss mehr gesungen werden!