Zur Frage der Bergarbeiter in der Ukraine / in Russland

Zur Frage der Bergarbeiter in der Ukraine / in Russland

Traum oder Alptraum für Selenskyj und Putin

Mit den Worten des schwarzen Bürgerrechtlers Martin Luther King: „I have a dream“, warb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor dem amerikanischen Parlament um den Schutz des ukrainischen Luftraums. Das hätte den direkten Eingriff der NATO in den Krieg und so den möglichen Übergang zum Dritten Weltkrieg zur Folge. Ob die Bergarbeiter in der Ukraine den gleichen Traum haben, darf berechtigt bezweifelt werden.

Von einem Korrespondenten aus Eisenach

Sie haben noch ganz andere offene Rechnungen mit der Selenskyj-Regierung:

  • Dezember 2021 streikten die Bergleute vom Bergwerk Tschernowogradskaja in der Nähe von Lewew im Westen der Ukraine und in der Ostukraine im Bergwerk Almansnaja und für ausstehende Löhne.
  • September 2020: Das Zhovtnev-Bergwerk begann zu streiken. Die Bergwerke Gvardiiska, Ternivska und Batkivshchyna – alle in der Ukraine - schlossen sich an. Knapp 200 Kumpels blieben aus Protest unter Tage. Die Solidarität ist groß. Auch sie kämpfen um die Auszahlung der Löhne.
  • 14. September 2020: Das ukrainische Eisenerzkombinat Krywyj Rih tritt in den Streik. Es ist das größte private Unternehmen, dass Eisenerz im Tiefbau fördert.

Die Liste solcher Kämpfe ließe sich fortführen.

 

Die ukrainischen Bergleute bekommen in etwa 300 Euro Lohn. Vor 2014, also bevor die kriegerische Auseinandersetzung in der Ostukraine losging, bekamen sie 1000 Euro. Die Bergwerksgesellschaften änderten seitdem die Entlohnung von Stunden- auf Produktionslohn. Stillstände der alten Anlagen in den ukrainischen Bergwerken müssen die Bergleute unentgeltlich auf ihre Kappe nehmen. Nun verwehrten die die Bergbaukonzerne - wie in Krywhy Rih - die Auszahlung der Löhne. Die Unterdrückung der Arbeiterkämpfe in der Ukraine nimmt drastisch zu. Die Selenskyj-Regierung lässt den Geheimdienst auf Gewerkschaftsaktivisten los: „In der vergangenen Woche wurden Strafverfahren gegen mehrere Dutzend aktive Streikende, darunter auch mich, eingeleitet, berichtet der Kumpel Samojlow. Erst lautete die Anklage Anstiftung zu Massenunruhen, dann wurde der Gewerkschaftsaktivist vom ukrainischen Inlandsgeheimdienst SBU vorgeladen und erfuhr, man habe die Anklage weiter verschärft und beschuldige ihn und die anderen Streikenden des Rowdytums. Dabei inszenierte sich Präsident Wolodymyr Selenskyj im Wahlkampf noch als unabhängiger Erneuerer. Doch seine Unterstützung gilt den Oligarchen Achmetow und Kolomojskyj.“ (LaborNet, 20.09.2020)

 

Ein paar Kilometer weiter - über die russische Grenze - liegt das Kohlerevier Rostow. Bereits am 16. Februar 2017 konnte man einem Bericht des Deutschlandfunks entnehmen, dass in der Kohlegrube in Gukowo gestreikt wurde. Das Unternehmen war bankrott. Der Direktor veruntreute Geld. Über Monate hatte er Löhne zurückgehalten. Dann lief das Konkursverfahren. Mehr als 2.000 Arbeiter kämpften um ihr Geld!

 

Die gleichen Fragen, die gleichen Kämpfe – in Russland wie in der Ukraine. Der Krieg soll die Bergleute nun auf ihre Regierung und nationalen Interessen einschwören. „I have a dream“ der ganz anderen Art, oder ein Alptraum für Selenskyj und Putin wäre es doch, wenn gerade die Bergarbeiter auf beiden Seiten der Grenze sich zur entscheidenden Kraft dafür entwickeln würden, diesen ungerechten Krieg zu beenden. Ein politischer Streik in den Kohlenzechen der Ukraine und Russlands wäre mehr als ein deutliches Zeichen gegen die imperialistische Kriegstreiberei. Damit das nicht nur ein Traum bleibt, sollten wir alles unterstützen, damit  russische und ukrainische Bergleute zur internationalen Bergarbeiterkonferenz 2023 nach Thüringen kommen können.