Thüringen

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Bis zu 20 Prozent Kaufkraftverlust müssen die unteren Lohngruppen hinnehmen

In einem metallverarbeitenden Industriebetrieb in Mittelthüringen herrscht seit längerer Zeit Gesprächsbedarf.

Korrespondenz

Die enormen Preissteigerungen verunsichern viele Kollegen. Die meisten kommen von außerhalb, weswegen sie auf ihr Auto angewiesen sind und somit besonders hart von den hohen Spritkosten betroffen sind. Die Löhne in unserer Bude sind für einen nichttarifgebundenen Betrieb im "Billiglohnland" Thüringen durchschnittlich. Wir rutschen noch nicht in die absolute Armut ab. Doch die Produktionshelfer, Reinigungskräfte und Lageristen in den unteren Lohngruppen und gerade auch die Lehrlinge haben immer größere Mühe, über die Runden zu kommen.

 

Wenn wir in unseren Geldbeutel schauen, dann haut das mit den 7 % Inflation doch vorne und hinten nicht hin. Komplizierte Berechnungsformeln und abenteuerliche Warenkörbe dienen doch nur zur Ablenkung und Beschwichtigung. Die Kollegen vergleichen, was letztes Jahr nach allen notwendigen Ausgaben übrig blieb und was jetzt im Monat übrig bleibt. Das Ergebnis ist ernüchternd. Bis zu 20 % Kaufkraftverlust müssen die unteren Lohngruppen verkraften. Einige nehmens mit Humor und sagen: Dann arbeite ich ab jetzt 20 % langsamer. Aber die ernsthaften Diskussionen nehmen deutlich zu. Da sind die schönen Erinnerungen an die Schichtbusse zu DDR-Zeiten, die jedes noch so kleine Dorf anfuhren. So etwas bräuchten wir heute auch wieder. Zumindest machen wir jetzt mehr Fahrgemeinschaften, auch mit Kollegen anderer Betrieb.

 

Doch das reicht nicht. Was können wir tun? Die Forderung nach Lohnnachschlag finden eigentlich alle richtig. Die von der MLPD herausgegebene Broschüre "Inflationsalarm!" stößt auf reges Interesse. Die Analyse ist genau richtig. Da sind sich alle einig. Aber die Schlussfolgerungen sind unterschiedlich. Einige meinen, die Regierung wird schon für Entlastung sorgen. Andere sagen: Da können wir warten bis wir schwarz werden. Wir müssen selber aktiv werden!