Wählerinitiative Lisa Gärtner und Stefan Engel
„Ich sehe das ein bisschen anders …“
Am Morgen des heutigen 6. Mai war die Wählerinitiative Lisa Gärtner und Stefan Engel am Busbahnhof in Gelsenkirchen-Buer. Dort steigen jeden Morgen hunderte von Schülerinnen und Schülern aus, deren Schulen ganz in der Nähe sind.
„Friedensdemo am Sonntag – gegen Putin und gegen die NATO!“, „Machst du mit beim aktiven Widerstand gegen die Gefahr eines Weltkriegs?“, „Wir brauchen eine neue Friedensbewegung“, so sprachen wir die Jugendlichen an. Wir haben schon öfter Einsätze am Busbahnhof gemacht, aber noch nie hatten wir so viele Gespräche wie heute. Auch wenn ein erheblicher Teil der Jugendlichen an uns vorbeilief, so merkte man doch deutlich, wie bewegt sie durch den Ukraine-Krieg sind. Viele sagten, dass der Krieg ihnen Angst mache, aber sie sind noch unentschlossen, sich dazu durchzuringen, selbst aktiv zu werden und am Sonntag zur Demonstration gegen die Weltkriegsgefahr von Essen nach Gelsenkirchen zu kommen, oder in der Widerstandsgruppe von MLPD und Jugendverband REBELL mitzuarbeiten.
„Wieso soll ich denn gegen die NATO sein?“, sagt ein Schüler. „Die NATO, das ist doch mein Land.“ „Die NATO ist ein reaktionärer Machtblock und hat selbst schon viele Kriege angezettelt“, sagen wir. „Das Wichtigste ist doch nicht die Nationalität, sondern ob deine Regierung eine fortschrittliche oder eine reaktionäre Regierung ist. Der Nationalismus spaltet nur, die Jugendlichen auf der Welt müssen gegen diesen Krieg alle zusammenhalten.“ Er ließ sich nicht überzeugen und ging weiter.
„Ich sehe das anders“, meinte ein anderer Jugendlicher. „Was siehst du denn anders?“, fragten wir. „Ja, man muss auch gegen die Faschisten in der Ukraine sein.“ „Wir sehen das ganz genauso, deshalb sind wir auch gegen alle Kriegstreiber; gegen Putin; gegen die NATO; gegen die deutsche Regierung, die zur Kriegspartei wird; gegen die Faschisten in der Ukraine und den Selenskyj, der überhaupt kein Demokrat ist, sondern ein Reaktionär, der in der Ukraine alles Fortschrittliche unterdrückt“, antworten wir. Erleichterung in seinem Gesicht. Er ist froh über unseren Standpunkt und erzählt uns, dass er selbst oft angefeindet wird, weil er russischer Abstammung ist.
Wir diskutieren darüber, dass diese nationalistische Spaltung eine ganz schlechte Sache ist, und dass sie unbedingt überwunden werden muss. Dass wir für die Einheit der Arbeiter über Ländergrenzen hinweg eintreten, diskutieren wir ebenfalls mit ihm, und auch, dass wir für die Einheit der Jugendlichen über Ländergrenzen hinweg sind. Wir berichten von der Einrichtung einer sozialistischen Gedenkstätte für Karl Marx, Friedrich Engels, Clara Zetkin, Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Ernst Thälmann und Willi Dickhut. Das fand er sehr interessant und möchte unbedingt kommen. Am Schluss trug er sich in die Liste für den Aufbau einer Widerstandsgruppe von MLPD und REBELL in Gelsenkirchen ein. Insgesamt vier Jugendliche trugen sich ein, davon zwei Auszubildende. Das ist eine gute Sache. Die Widerstandsgruppe von MLPD und REBELL Gelsenkirchen trifft sich am Samstag, den 7. Mai, um 16 Uhr im Jugendzentrum Che, an der Rennbahn 2, 45899 Gelsenkirchen-Horst.
Weiter ging es in der Feldmark
„Krieg ist keine Lösung“, so ein Knirps von acht Jahren am offenen Mikrofon beim Straßenumzug in Gelsenkirchen-Feldmark, dem Stadtteil, in dem das 20. Internationale Pfingstjugendtreffen stattfindet. Er kommt aus Syrien und seine Familie musste von dort wegen dem Krieg nach Deutschland fliehen. Damit hat er seine Lebenserfahrungen schon ganz schön tiefgehend verarbeitet. Bei schönstem Sonnenschein zogen wir mit Kurzreden durch den Stadtteil und klärten über die akute Gefahr eines dritten Weltkriegs und über die Notwendigkeit eines aktiven Widerstands dagegen auf.
Auch wenn einzelne Anwohner dann mal sagen: „Was, gegen die NATO? Da bin ich nicht dabei!“; oder: „Euer Flugblatt will ich nicht, die Ukraine ist schuld am Krieg!“. Uns fiel jedoch auf, dass die Leute sich richtig darüber gefreut haben, dass wir im Stadtteil waren, und sie freuten sich auch darüber, dass es Kräfte gibt, die gegen die Weltkriegsgefahr aktiv sind. Etliche haben gesagt, dass sie am Sonntag kommen wollen - sogar mit der ganzen Familie.
Aber sich in die Liste des Internationalistischen Bündnisses für den Aufbau einer neuen Friedensbewegung einzutragen, das war für viele dann noch ein Schritt zu weit weg. „Das muss ich mir erst einmal überlegen“, war häufig der Kommentar. Am Schluss des Einsatzes, der uns allen viel Spaß gemacht hat, hatten sich dennoch insgesamt neun Leute eingetragen.
An einer Ecke trafen wir eine Truppe von Kindern, mit denen wir eine kleine Open-Air-Diskussion gemacht haben. „Was meint ihr zu dem Krieg in der Ukraine?“, fragten wir. „Krieg ist schlecht, da sterben Menschen“, kam sofort die Antwort. „Da schmeißen die Atombomben ab“, meint ein anderes Kind. Wir fragen nach: „Was wisst ihr denn über Atombomben?“ Wieder kommt prompt eine Antwort: „Wenn die eine Atombombe auf die Ukraine schmeißen, ist die ganze Ukraine weg“, sagt ein noch jüngerer Knirps. Sie haben sich offensichtlich ernsthaft mit der Sache beschäftigt. „Was meint ihr: Was soll man gegen den Krieg machen?“, fragt die Moderatorin. Kurzes Nachdenken - dann meldet sich ein Junge: „Kämpfen dagegen!“. „Dann seid ihr bei uns richtig, da könnt ihr mitmachen, zum Beispiel beim REBELL, oder beim Internationalen Pfingstjugendtreffen hier in eurem Stadtteil“, erklären wir. Wir stellen das Pfingstjugendtreffen vor. Zwei Fußballmannschaften haben sie und nehmen die Anmeldung mit. Das war alles sehr interessant - jetzt soll noch mal jemand sagen: „Kinder sind zu klein für Politik“.