Essen/Gelsenkirchen

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Machtvoller Auftakt für eine neue Friedensbewegung mitten im Ruhrgebiet

Weit über tausend Menschen sorgten heute in Gelsenkirchen für einen einzigartigen kämpferischen Auftritt einer neuen Friedensbewegung, die sich gegen "Pest und Cholera" richtet, gegen den russischen Überfall auf die Ukraine genauso wie gegen die aggressive Expansion der NATO.

Von RF-Redaktion
Machtvoller Auftakt für eine neue Friedensbewegung mitten im Ruhrgebiet
Beeindruckender Demonstrationszug (Foto: RF)

Ein langer Demonstrationszug wand sich durch die Arbeiterwohngebiete Essen-Karnap und Gelsenkirchen-Horst - aufmerksam von den Anwohnern beachtet und Gegenstand unzähliger Diskussionen am Straßenrand. Die Vielfalt der Demonstrationsteilnehmer, der Transparente und Redner gab einen Vorgeschmack auf den noch viel breiteren Zusammenschluss, den die neue Friedensbewegung verwirklichen muss. 

 

Nach dem Fronttransparent "Aktiver Widerstand gegen einen 3. Weltkrieg" des Internationalistischen Bündnisses folgten Fahnenträger von Trägerorganisationen des Bündnisses. Hinter dem großen Lautsprecher-Lkw liefen internationale Teilnehmer aus aller Welt mit Schildern ihrer Herkunftsländer, darunter Vertreterinnen und Vertreter aus Frankreich, Griechenland, der Türkei, Kurdistan, Irak, Iran, der Ukraine, aus Palästina, Bosnien-Herzegowina, Marokko, Nigeria und der Schweiz.

Arbeiter aus den Betrieben und Blocks aus den Regionen

Es ging weiter mit Arbeiterinnen und Arbeiter - unter anderem von Opel Bochum und Rüsselsheim, von Ford Köln, Daimler Mannheim, von Thyssenkrupp, aber auch Bergleute der kämpferischen Bergarbeiterbewegung Kumpel für AUF waren dabei. Ein Stahlarbeiter trug ein Schild mit den Forderungen: "Statt Preis- und Steuererhöhungen - Kampf um Lohnnachschlag! Stoppt den Krieg in der Ukraine! Für Frieden und Völkerfreundschaft - Stahlarbeiter gegen Krieg und alle imperialistischen Aggressoren" Danach folgte ein Block mit Fahnen der MLPD und des Jugendverbands REBELL, sowie schließlich Blocks aus den verschiedenen Regionen Deutschlands.

 

Zu sehen waren Fahnen und Transparente der Gewerkschaften IG Metall, IGBCE, ver.di und GEW, Fahnen verschiedenster kämpferischer kommunaler Wahlbündnisse, des Frauenverbands Courage, von Solidarität International, Migrantenorganisationen - wie ATIK und BIR-KAR - und von der syrisch-kurdischen YPG. Ein großes Transparent des Freundeskreises Flüchtlingssolidarität trugen unter anderem Flüchtlinge aus der Ukraine, die zurzeit im Haus der Solidarität im thüringischen Truckenthal untergebracht sind. Vertreter der kämpferischen Bauernbewegung waren mit zwei Traktoren dabei, auf denen sie Aufschriften angebracht hatten: "Kein Missbrauch von Nahrung als Waffe" und "Bauern gegen Weltkriegsgefahr und Hungerkatastrophen".

Inflation und Lohnnachschlag elementare Fragen in Betrieben

In kurzen Ansprachen wurde immer wieder über die Ziele der neuen Friedensbewegung aufgeklärt, insbesondere darüber, dass sie sich gegen die russische Aggression in der Ukraine genauso wie gegen die NATO und alle imperialistischen Mächte richtet. Aber auch, dass die internationale Arbeiterbewegung sich als führende Kraft dieser Friedensbewegung herausbilden muss, was mit den mutigen Streiks und Blockadeaktionen der Hafenarbeiter in Griechenland und Italien bereits beginnt. Dass der aktive Widerstand gegen die Weltkriegsgefahr eng mit dem Kampf gegen die sozialen Folgen der Kriegstreiberei, gegen Inflation und für Lohnnachschlag zusammengehört, war Thema in vielen Kurzreden und Sprechchören. Aus Betrieben wurde berichtet, dass das den Leuten immer mehr unter den Nägeln brennt.

 

Schon bei der Auftaktkundgebung sagte Christian Link von Kumpel für AUF: "Wir erleben hier eine eindrucksvolle Demonstration, die von einem historischen Ort startet, an dem 1920 Freikorps in die Arbeitersiedlungen geschossen haben - als nachträgliche Bestrafung für den erfolgreichen Kampf der Roten Ruhrarmee gegen die bereits damals geplante Errichtung des Faschismus. Auch heute zeigt sich wieder: Im Kampf um Weltmarktanteile und Ressourcen gehen die Imperialisten über Leichen. Deswegen müssen wir uns international zusammentun, wie es die Bergarbeiter  mit der Internationalen Bergarbeiterkonferenz, die im Jahr 2023 stattfinden wird, machen, um die internationale Arbeitereinheit zu organisieren. Glückauf!"

"Selenskyj ist ein Verbrecher genau wie Putin"

Ein aus der Ukraine stammender Student verurteilte die reaktionäre ukrainische Regierung ebenso wie die russische Regierung: "Selenskyj ist ein Verbrecher, genau wie Putin einer ist. Wie kann eine Regierung, die so korrupt ist, an der Seite der Menschen stehen? Die Errungenschaften, die es heute noch in der Ukraine gibt, sind zum großen Teil Errungenschaften des früheren Sozialismus und haben nichts zu tun mit dem Nationalismus, der heute von beiden Seiten betrieben wird."

 

Zuvor war die Demonstration unter anderem mit dem "Soldatenlied" - vorgetragen von der Band Gehörwäsche - eröffnet worden, in dem es heißt: "Alle Welt ist Vaterland - alle Welt ist frei" Auch zwischen den verschiedenen Ansprachen und an mehreren mitgeführten Lautsprechern der kulturvollen Demonstration gab es immer wieder Lieder verschiedener Künstler und Musikgruppen zu hören.

"Wir wollen uns nicht an Krieg gewöhnen"

Vertreterinnen der Frauenplattform des Internationalistischen Bündnisses - zugleich auch von Courage und Yeni Kadin - riefen: "In den Medien wird ganz selbstverständlich von Krieg und Waffen gesprochen. Wir wollen uns aber nicht an Krieg gewöhnen! Wir wollen unsere Kinder nicht in solche Kriege schicken! Wir wehren uns dagegen, dass die Kinder dieser Welt in Kriegen ums Leben kommen! Wir freuen uns, dass heute Revolutionäre geehrt werden wie Clara Zetkin, die im I. Weltkrieg an vorderster Front des Kampfs gegen den imperialistischen Krieg stand."

 

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sichtlich beeindruckt. Eine Frau von Courage: "Ich finde es super, dass hier jung und alt gemeinsam demonstrieren, denn diese Generation steht vor Herausforderungen, die meine Generation nicht gehabt hat: Es ist der Krieg, es ist die Umweltkrise, die voranschreitet. Und dafür finde ich das heute eine ganz tolle Gelegenheit, einen ganz tollen Auftakt."

Überall schauten interessierte Menschen zu

Ein Vertreter von Samidoun: "Ich bin vom Samidoun-Netz, einer Organisation zur Verteidigung der palästinensischen politischen Gefangenen. Wir sind heute hier, um zu sagen, dass wir alle gegen den Imperialismus, gegen den Krieg, gegen die Unterdrückung kämpfen müssen. Palästinenser, Kurden, Europäer, Ukrainer, Russen, müssen zusammenkommen, um NEIN zum Krieg zu sagen, um NEIN zum Imperialismus zu sagen."

 

Der Demonstrationszug stieß auf großes Interesse in den Arbeiterwohngebieten. Überall schauten interessierte Menschen aus den Fenstern, winkten, klatschen und zeigten den Daumen nach oben. Immer wieder blieben Passanten stehen, schauten zu und diskutierten mit Aktivisten der Demonstration, die Infomaterial verteilten, Literatur verkauften, Unterschriften für den Aufbau einer neuen Friedensbewegung sammelten und zur Abschlusskundgebung einluden. Manchmal bildeten sich ganze Trauben von diskutierenden Menschen, wo teilweise auch polarisierte Meinungen aufeinandertrafen.

"Der Demonstrationszug sieht wundervoll aus"

Kurz vor dem Eintreffen an der Horster Mitte in Gelsenkirchen rief Ulja Serway von der Koordinierung des Internationalistischen Bündnisses vom Lautsprecherwagen: "Wir können jetzt die ganze Demonstration überblicken und ich kann euch sagen, es sieht wundervoll aus." Mit großem Jubel wurde der Zug am Ort der Abschlusskundgebung schließlich von den dort schon Aktiven begrüßt. Im Moment läuft dort eine begeisternde Kundgebung vor rund 1500 Beteiligten, die in die Einweihung der Gedenkstätte für große Revolutionäre aus Deutschland münden wird. Rote Fahne News wird weiter berichten.

 

Hier der Bildreport von den heutigen Aktivitäten