Gelsenkirchen
Bis zu 10.000 Erzieherinnen und Sozialarbeiter auf dem ver.di-Aktionstag
Es war ein beeindruckendes Bild: Der komplette Heinrich-König-Platz, auf dem die Bühne der Gewerkschaft ver.di stand, sowie der angrenzende Neumarkt waren mit Menschen angefüllt.
Ein Meer von ver.di-Warnwesten tauchte beide Plätze in ein grelles Gelb. Bis zu 10.000 Erzieherinnen, Erzieher und Sozialarbeiter waren dem Aufruf von ver.di gefolgt und waren aus ganz Nordrhein-Westfalen zum Aktionstag nach Gelsenkirchen gekommen, um den kommunalen Arbeitgebern und deren Verhandlungsführerin – Gelsenkirchens Oberbürgermeisterin Karin Welge (SPD), die gelbe Karte zu zeigen. In einem Sternmarsch waren sie von verschiedenen Sammelpunkten ab durch die "Stadt der 1000 Feuer" gezogen, um sich auf dem Heinrich-König-Platz wieder zu vereinigen. Jeder der Züge, der sich auf den Platz ergoss, wurde von der Bühne, aber auch von den bereits Anwesenden mit großem Applaus begrüßt. Allen war die Freude anzumerken, mit so vielen Kolleginnen und Kollegen vor Ort Stärke zu zeigen. An diesem Tag zeigte sich, was für eine Macht eine große Masse an kampfbereiten Menschen hat.
Am Rande der Kundgebung hatte die Internationalistische Liste / MLPD mit dem Kandidaten für die Landtagswahl Nordrhein-Westfalen im Wahlkreis Gelsenkirchen II, Stefan Engel, einen Infostand mit offenem Mikrofon aufgebaut. Trotz der penetranten Versuche örtlicher DGB-Führer – jetzt das zweite Mal nach dem 1. Mai – die solidarischen Grüße an die streikenden Erzieherinnen, Erzieher und Sozialarbeiter mit brachialer Musik zu übertönen, blieben viele Kolleginnen und Kollegen von ver.di interessiert stehen, hörten zu und suchten das Gespräch mit Stefan Engel.
Die Wut der Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter war deutlich sichtbar und hörbar: "Ich habe genug davon, dass man uns beklatscht. Ich will, dass wir angemessene Arbeitsbedingungen haben, dass wir den Kindern in den Tagesstätten die Zuwendung geben können, die sie verdienen. Und ich will auch, dass für diese qualifizierte Arbeit endlich ordentliche Löhne gezahlt werden. Wenn die kommunalen Arbeitgeber – allen voran Gelsenkirchen Oberbürgermeisterin Welge – mit uns nicht reden wollen bzw. kein ordentliches Angebot vorlegen wollen, bekommen sie die Quittung durch Streik“, so eine Kollegin gegenüber der Rote Fahne Redaktion.
Auf der Hauptbühne sprach unter anderem Petra Müller, Erzieherin und aktive Gewerkschafterin, für die Gelsenkirchener Erzieherinnen, Erzieher und Sozialarbeiter. Mit „Petra, Petra, Petra“–Rufen ihrer Kolleginnen angefeuert, sprach sie sich dafür aus, den kommunalen Arbeitgebern für ihre bisherige arrogante Haltung mit Urabstimmung und Streik eine entsprechende Antwort zu geben. Sie sprach sich für einen Lohnnachschlag für die Kolleginnen und Kollegen aus, anstatt das Geld für die Bundeswehr und für Kriegseinsätze auszugeben. Sie warnte vor der Gefahr eines Dritten Weltkriegs, in der wir alle uns akut befinden, und wies darauf hin, dass es die Erzieherinnen und Erzieher sind, die mit den traumatisierten Kindern, die diese Kriege hervorbringen, schlussendlich zu tun bekommen – und das unter den aktuell schlechten Bedingungen und mit der schlechten Bezahlung. Auf die oft gestellte Frage an die Erzieherinnen und Erzieher: "Wie könnt Ihr in dieser Situation streiken?" antwortete Petra Müller: "Wir können nicht nur - wir müssen es sogar". Denn die Zustände an den Kindertagesstätten sind nicht länger tragbar. Dafür erhielt sie großen Applaus von den vielen anwesenden Kolleginnen und Kollegen
In dieser Form und Stimmung, in der sich die Kolleginnen und Kollegen befinden, wäre ein Streik ein starkes und mächtiges Signal. Und die Erzieherinnen, Erzieher und Sozialarbeiter wären nicht alleine: Die Sympathie, Solidarität und Unterstützung zahlreicher Belegschaften, von Eltern und Kindern und aus der Bevölkerung, wäre ihnen sicher. Sie hätten mit der MLPD eine kampferfahrene revolutionäre Arbeiterpartei an ihrer Seite, die mit ihnen zusammen streiken und kämpfen wird. Auf dass der Refrain des Karin-Welge-Songs, der auf der Kundgebung gespielt wurde: "Karin Welge ... hörst Du uns nicht streiken" Wirklichkeit werden möge.
Hier ein Videobeitrag, den das Team von Rote Fahne TV vom Aktionstag gemacht hat