Essen
Vor 70 Jahren: Ermordung des Friedenskämpfers und Kommunisten Philipp Müller
Nach der Niederlage des Hitlerfaschismus im Zweiten Weltkrieg und der bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945 herrschte unter den Massen die einhellige Stimmung, dass von deutschem Boden nie wieder Krieg ausgehen dürfe.
Doch die deutschen Monopole hatten andere Pläne: Als Juniorpartner der USA sannen sie auf Revanche für den verlorenen Krieg und waren bereit, sich erneut gegen den Gewinner des Krieges, die sozialistische Sowjetunion, zu wenden. Sie gingen dazu sogar so weit, Deutschland zu spalten und den von der Sowjetunion besetzten östlichen Teil, die spätere DDR, vorerst zu opfern, um vom Westteil aus mit amerikanischer Hilfe agieren zu können.
Der Kampf gegen die Remilitarisierung Deutschlands setzte sofort nach der Gründung der BRD im Jahr 1949 ein, als CDU-Kanzler Adenauer diesen volksfeindlichen Kurs vorantrieb. An der Spitze des Kampfes gegen die Wiederbewaffnung standen die Kommunisten und die Arbeiterjugend. 1950 demonstrierten in Berlin 700 000 Jugendliche trotz massiver staatlicher Behinderungen gegen die Remilitarisierung. Ein Höhepunkt des antimilitaristischen Kampfes wurde der 1. Mai 1952. Am 11. Mai 1952 beteiligten sich 30 000 Jugendliche aus ganz Deutschland an einer Friedenskarawane in Essen.
Ein Teilnehmer dieser Demonstration, Erwin Krüger, der damals noch Mitglied der SPD war, im Kampf zum Kommunisten wurde und danach in die DDR übersiedelte, schrieb 1999 an die Rote Fahne: „Der damalige Innenminister Lehr hatte am Morgen des 11. Mai 1952 den Ausnahmezustand über die gesamte Stadt Essen verhängt. Dadurch war es unmöglich geworden, eine Kundgebung auf dem Burgplatz durchzuführen. Wir formierten uns gegen Mittag in Richtung Gruga. Das führte zum sofortigen Einsatz der westfälischen Knüppelgarde. Dabei traf die todbringende Kugel des Polizisten Werner Koller den Eisenbahner Philipp Müller, andere Jugendliche wurden schwer verletzt.“ (Rote Fahne 47/99, Seite 16).
Der am 5. April 1931 geborene junge Familienvater war wie sein Vater, der im Beruf tödlich verunglückte, Eisenbahner und lebte in der Eisenbahnerkolonie des Münchner Vororts Neuaubing. 1948 wurde er Mitglied der Freien Deutschen Jugend (FDJ), die mit der KPD gegen die Spaltung Deutschlands und die Wiederbewaffnung kämpfte. Philipp hatte auf dem Pfingsttreffen der Jugend 1950 in Berlin die FDJ-Genossin Ortrud Voß kennengelernt und sie während der III. Weltjugendfestspiele am 17. August 1951 geheiratet. Im Dezember kam ihr gemeinsamer Sohn Joachim zur Welt, dem nur wenige Monate später der Vater durch Gewalt genommen wurde.
Mit dem feigen Schuss in den Rücken, der Philipp tötete, war die Brutalität der westdeutschen Staatsorgane noch keineswegs zu Ende. Auf einen Strafantrag der Familie antwortete der Essener Oberstaatsanwalt Tillmann kaltschnäuzig: „Der Schusswaffengebrauch der Polizei hatte Erfolg. Philipp Müller hatte einen Durchschuß durch die Herzspitze erhalten. … Aus den richterlichen Feststellungen ergibt sich, daß den Polizeibeamten keinerlei Verschulden an der Tötung Philipp Müllers zur Last fällt.“ (Neues Deutschland, 9./10.5. 1992). Bis heute ist die verbrecherische Tat nicht gesühnt!
Der Friedenskämpfer Philipp Müller ist nicht vergessen und gerade im heutigen Kampf gegen die akute Gefahr eines Dritten Weltkriegs durch seinen Mut und Einsatz ein Vorbild. Im Aufruf einer Aktionseinheit zur Gedenkdemonstration am 12. Mai 2012, an der sich auch MLPD und REBELL beteiligten, hieß es vor zehn Jahren: „Wir fordern die Umbenennung der Rüttenscheider Brücke in Philipp-Müller-Brücke“ (Rote Fahne 19/2012, S. 20). Diese Forderung besteht weiter und wird auch von der neuen Friedensbewegung erhoben!