Studienhinweise
Lenin zur Frage von Krieg und Frieden
Die Debatte, ob Deutschland mit der Lieferung schwerer Waffen zur „Kriegspartei“ geworden ist, ist umstritten. Mit dem strategischen Ziel, dass die Ukraine den Krieg gewinnen müsse, ist auch der deutsche Imperialismus zur offenen Vorbereitung eines Dritten Weltkriegs übergegangen.
Wie kann der von beiden Seiten ungerechte Krieg beendet werden?
Lenin: „In allen imperialistischen Ländern muß das Proletariat jetzt die Niederlage seiner eigenen Regierung wünschen. (…) Revolution während des Krieges ist Bürgerkrieg, aber die Umwandlung des Krieges der Regierungen in den Bürgerkrieg wird einerseits durch militärische Mißerfolge (durch die „Niederlage") der Regierungen erleichtert; anderseits ist es faktisch unmöglich, eine solche Umwandlung anzustreben, ohne damit zu der Niederlage beizutragen.“
Angesichts der Tatsache, dass der Krieg in den Massen die „stürmischsten Gefühle hervorrufen muß, die den üblichen geistigen Dämmerzustand durchbrechen“ untersucht Lenin den Kampf zwischen den Hauptströmen der bürgerlichen und proletarischen Ideologie. (ÜBER DIE NIEDERLAGE DER EIGENEN REGIERUNG IM IMPERIALISTISCHEN KRIEG, Juli 1915)¹
In einer anderen Schrift behandelt Lenin, wie man als Sozialist die Frage des Friedens zu stellen hat. Es geht um die Beziehung zwischen den „Losungen der klassenbewussten Avantgarde der Arbeiterschaft und den spontanen Forderungen der Massen“.
Lenin: „Die Friedenssehnsucht ist eines der wichtigsten Symptome für die beginnende Enttäuschung über die bürgerliche Lüge von den ‚Befreiungs‘zielen des Krieges, von der ‚Vaterlandsverteidigung‘ und über den sonstigen Betrug, den die Kapitalistenklasse am gemeinen Volk verübt. Diesem Symptom müssen die Sozialisten größte Aufmerksamkeit schenken. Es müssen alle Anstrengungen darauf gerichtet werden, die Friedensstimmung der Massen auszunutzen. Aber wie soll das geschehen? Das einfache Aufgreifen und Wiederholen der Losung des Friedens wäre eine Begünstigung der „Wichtigtuerei machtloser (ja häufig noch schlimmer: heuchlerischer) ‚Schönredner‘. Es wäre ein Betrug am Volke, in dem die Illusion geweckt würde, daß die jetzigen Regierungen, die jetzigen herrschenden Klassen ohne ‚Belehrung‘ (richtiger gesagt, ohne ihre Beseitigung) durch eine Reihe von Revolutionen imstande seien, einen Frieden herbeizuführen, der die Demokratie und die Arbeiterklasse auch nur halbwegs zufriedenstellt. Nichts wäre schädlicher als ein solcher Betrug.“ (DIE FRAGE DES FRIEDENS, Juli-August 1915)²
In seinem REFERAT AUF DEM II. KONGRESS DER KOMMUNISTISCHEN INTERNATIONALE geht Lenin auf die Aufgaben der revolutionären Parteien in der revolutionären Weltkrise ein: „Die bürgerliche Ordnung in der ganzen Welt macht eine ungeheure revolutionäre Krise durch. Wir müssen jetzt durch die Praxis der revolutionären Parteien ‚beweisen‘, daß sie genügend Bewußtheit, Organisiertheit, Verbindung mit den ausgebeuteten Massen, Entschlossenheit und Fähigkeit besitzen, um diese Krise für eine erfolgreiche, für eine siegreiche Revolution auszunutzen.“ (19.7.1920)³
In einem BRIEF AN DIE AMERIKANISCHEN ARBEITER hatte Lenin von den Revolutionären die größte Opferbereitschaft als das Gebot der Stunde gefordert: „Wer die Revolution des Proletariats nur ‚unter der Bedingung‘ ‚akzeptiert‘, daß sie leicht und glatt vonstatten gehe, daß die Proletarier verschiedener Länder sofort mit einer vereinten Aktion beginnen, daß von vornherein eine Garantie gegen Niederlagen gegeben, daß der Weg der Revolution breit, frei und gerade sei, daß man auf dem Wege zum Siege nicht zeitweise schwerste Opfer bringen, nicht ‚in einer belagerten Festung ausharren‘ oder nicht die schmälsten, ungangbarsten, gewundensten und gefährlichsten Bergpfade erklimmen müsse - der ist kein Revolutionär, der hat sich nicht frei gemacht von der Pedanterie der bürgerlichen Intelligenz, der wird in Wirklichkeit immer wieder in das Lager der konterrevolutionären Bourgeoisie hinabgleiten (…) Nur lebende Leichname (…) sind imstande, deswegen von der Revolution abzurücken, anstatt sich mit aller Leidenschaft und Entschlossenheit in den Kampf zu stürzen in einer Zeit, da die Geschichte die größten Probleme der Menschheit durch Kampf und Krieg gelöst haben will.“ (August 1918)⁴