Leserbrief zu "Uni-Klinik hat schon 1100 Operationen abgesagt"
Die wahren Verantwortlichen nennen!
Kurt Kleffel wendet sich mit einem Leserbrief an die "WAZ", in dem er zu dem Artikel "Uni-Klinik hat schon 1100 Operationen abgesagt", der gestern in der Essener Lokalausgabe erschienen ist, Stellung nimmt.
Als Ehemann einer schwerstkranken Krebspatientin, die zur Zeit in einem Krankenhaus liegt, möchte ich zu Ihrem Artikel Stellung nehmen.
Für die in diesem Artikel in den Mittelpunkt gerückten Probleme in der Versorgung der Patienten während dieses berechtigten Streiks ist zu 100 Prozent die Landesregierung NRW als Betreiber der Uni-Kliniken verantwortlich! Während die Bundesregierung innerhalb von Tagen 100 Milliarden Euro für die Aufrüstung der Bundeswehr (neben dem eh schon überhöhten Rüstungsetat) locker macht, müssen die bereits über den Anschlag hinaus belasteten Kolleginnen und Kollegen des Pflegepersonals für ihre berechtigten Forderungen in den Streik treten, weil „kein Geld da" sei, um diese zu erfüllen. Was für ein Widerspruch!
Anstatt dies aufzudecken, machen Sie Stimmung gegen die Gewerkschaft ver.di und die Streikenden. Das ist schäbig und übt unanständigen moralischen Druck auf die Streikenden aus. Wenn es nach Ihrem Artikel geht, verhindert das Pflegepersonal eine „engmaschige Nachsorge". Das stellt die Wirklichkeit auf den Kopf. Eine wirklich engmaschige und wirksame Nachsorge wird allein durch dieses profitorientierte Gesundheitssystem verhindert. Das haben wir am eigenen Leib erlebt.
Dieser Artikel ist eine Meinungsmanipulation im Sinne der Herrschenden, die nicht unwidersprochen bleiben darf. Meine Frau und ich ergreifen als Betroffene ausdrücklich Partei für die Streikenden und wünschen ihnen einen vollen Erfolg – natürlich möglichst umfassend und schnell, damit auch die Patientinnen und Patienten davon profitieren. Was wir brauchen, ist der gemeinsame Kampf gegen die Folgen der Umverteilung der öffentlichen Haushalte zu Lasten der Beschäftigten, insbesondere im Erziehungs-, Bildungs-, Kultur-, Sozial- und Gesundheitswesen! Und wir brauchen eine verstärkte Organisierung der Kolleginnen und Kollegen für ihre soziale und politische Zukunft.
Kurt Kleffel / Hannover, zur Zeit in Essen als Begleiter einer Krebs-Patientin