Argument
Getreideblockade in der Ukraine – Was tun?
Russland blockiert seit Kriegsbeginn die Häfen der Ukraine und damit sämtliche Exporte des Landes, die größtenteils über die Seehäfen erfolgt. Zugleich hat die Ukraine Seehäfen wie Odessa vermint, um direkte Angriffe von Seeseite aus zu unterbinden. Da die Ukraine mit rund 20 bis 25 Millionen Tonnen ein großer und wichtiger Getreideexporteur ist, droht mit dem Ausfall dieser Lieferungen eine Verschärfung der bereits jetzt schon bestehenden Hungerkatastrophe. Länder in Afrika, Indonesien oder Bangladesch waren bisher große Abnehmer von ukrainischem Weizen.
Jetzt kursieren schon seit einigen Wochen Mutmaßungen - unter anderem vom Landwirtschaftsminister Cem Özdemir - man wolle alles tun, damit das Getreide aus der Ukraine ausgeführt werden kann, „über Landweg, über die Schiene, über die Donau“. Das zeugt von wenig logistischer Kenntnisse!
Ein LKW lädt in der Regel 25 Tonnen, ein Binnenschiff 2000 Tonnen, ein großer Ganzzug der Bahn ebenfalls höchstens 2000 Tonnen. Das bedeutet, dass man 10.000 Binnenschiffe benötigt, um diese Menge zu bewegen. Das Beladen von Schiffen oder Zügen dauert mindestens zwei Tage - ohne die Zeit für die Fahrt. Züge müssen an der Grenze umgeladen werden, weil die Spurweite der Waggons in der Ukraine anders sind als im Westen. Am ehesten ginge es noch mit LKW direkt. Dazu sind aber insgesamt mehr als 1 Million LKW nötig.
Alle diese Varianten sind logistisch schlicht unmöglich! Vor allem auch, weil die nächste Ernte in vier Wochen bevorsteht und die Silos dafür gebraucht werden.
Es gibt nur eine Möglichkeit: Nämlich der Weg mit Seeschiffen (laden z. B. 30.000 Tonnen) über das Schwarze Meer. Dieser wird von Russland blockiert, aber auch durch die Verminung der Häfen von Seiten der Ukraine. Vor diesem Hintergrund fordern Hardliner in den Reihen der NATO, Kriegsschiffe ins Schwarze Meer zu verlegen, die diese Transporte sichern sollen. Das allerdings bedeutet eine gewaltige Verschärfung der Gefahr eines offenen Seekriegs im Schwarzen Meer.
Die Hungerkatastrophe droht auch nicht deshalb, weil die 23 Millionen Tonnen Getreide der Ukraine als Menge fehlen, sondern weil der Getreidepreis durch Spekulation auf das Doppelte hochgetrieben wurde. Dazu kommen ausfallende Ernten in vielen Ländern durch die wachsende Trockenheit. Es wird mit 150 Millionen zusätzlichen Hungernden gerechnet!
Eine Versorgung der Hungernden der Welt wäre allein von der vorhandenen Menge, die in Lagern liegen, problemlos möglich. Allein bei Weizen betragen die Lagerbestände weltweit über 800 Millionen Tonnen! Die Ursachen für den Hunger liegen im Kapitalismus / Imperialismus, bzw. in der Ausbeutung und Preistreiberei der internationalen Agrar- und Handelskonzerne, wie auch in der fortschreitenden Umweltzerstörung!