Gesundheit
Wie gefährlich sind Affenpocken?
Seit einigen Wochen werden erstmals in europäischen Ländern, auch in Amerika und Australien, Infektionsketten mit Affenpocken beobachtet. Inzwischen sind auch Fälle in NRW bekannt.
Die Krankheit ist verwandt mit den Pocken, die seit 1980 weltweit als ausgerottet gelten. Das neue Virus wurde erstmals 1958 bei Laboraffen entdeckt und trat seither immer wieder auf - mit zwei Stämmen in Zentral- und Westafrika. Die Erkrankung wurde erstmals 1970 bei einem zehnjährigen Kind im Kongo festgestellt. Träger sind Affen und andere Säugetiere. Übertragungen auf Menschen waren bislang selten, sind aber bei intensiverem und sexuellem Kontakt durchaus möglich.
Die Krankheit beginnt fünf bis 21 Tage nach der Ansteckung - mit Fieber, Lymphknotenschwellung, Muskelschmerzen und hochinfektiösen Bläschen auf der Haut. Mit dem Medikament Tecovirimat und einer Quarantäne von drei Wochen ist sie gut zu behandeln. Menschen die vor 1980 noch gegen Pocken geimpft wurden, haben einen guten, ca. achtzigprozentigen Schutz auch gegen Affenpocken.
Medizinisch gesehen, stellen Affenpocken also keine größere Gefährdung dar. Dennoch bleiben einige Fragen ungeklärt: Was sind die Gründe, weshalb dieses Virus jetzt stärker von Mensch zu Mensch übertragen wird und häufiger auftritt – zwanzigfach häufiger seit dem Ende der Pockenimpfpflicht? Diskutiert wird, das Zoonosen (Infektionen vom Tier auf den Menschen) aufgrund der Zerstörung von Waldgebieten, natürlichen Lebensräumen und des beschleunigten Übergangs in die globale Umweltkatastrophe insgesamt häufiger auftreten. Dass das menschliche Immunsystem inzwischen bei vielen Menschen geschwächt ist - durch Covid-19, prekäre Lebensverhältnisse und Umweltbelastungen – könnte ein weiterer Grund sein. Es gilt insgesamt, eine Denkweise zu überwinden, die beinhaltet, dass Umweltkrise, Artensterben etc. nur außerhalb der menschlichen Gesellschaft und unseres Körpers stattfinden.
Anstatt die Bevölkerung erneut mit einem Horror-Szenario in Angst und Schrecken zu versetzen, bleibt die nüchterne Erkenntnis: Die Affenpocken sollten ein erneuter Weckruf sein. Der Kampf gegen den Raubbau an und gegen die Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen ist zu einer existentiellen Frage der Menschheit geworden.